"Mohammed ist der Gesandte Gottes. Und die, die mit ihm sind, sind hart gegen die Ungläubigen, doch barmherzig zueinander."
Dieser Vers wird von einigen Muslimen oft als Rechtfertigung dafür genommen, mit Ungläubigen hart zu verfahren und nur mit Muslimen mild umzugehen. Andere meinen allerdings, man könne das so nicht wörtlich daraus schließen. Der Vers müsse im Kontext gelesen und mit thematisch verwandten Versen in Beziehung gesetzt werden. Diese Sichtweise fällt mit einer Überlieferung zusammen, wonach Sure 48 im Anschluss an den Vertrag von Hudaibiya offenbart wurde.
627 verbünden sich Mohammeds Gegner vom Stamm der Quraisch mit anderen Stämmen, um Medina einzunehmen. Es kommt zur berühmten Grabenschlacht. Nach einer gut zweiwöchigen, kostenauftreibenden Belagerung der Stadt scheitern die Verbündeten. Ein herber Schlag für die Mekkaner, da bereits eine Reihe früherer Vorstöße erfolglos geblieben war.
Mohammed entscheidet sich, im Heiligen Monat Dhû l’Qa’da des Jahres 628 mit einer großen aber unbewaffneten Karawane zur Pilgerfahrt nach Mekka zu reisen, sprich: in die Heimat seiner Feinde. In Medina sind viele irritiert. Einige denken, der Prophet und seine Gefährten setzen ihr Leben den Klauen des Todes aus. Es widerstrebt ihnen, sich der Karawane anzuschließen. Andere vertrauen auf Gott und seinen Gesandten. Sie fühlen sich durch die möglichen Folgen der Unternehmung weniger geplagt
Mohammeds Entscheidung stürzt die Quraisch in ein Dilemma: Greifen sie die Karawane an, würden sie einen der arabischen Heiligen Monate verletzen - in denen Blutvergießen streng verboten ist. Lassen sie den Propheten in die Stadt, würden alle meinen, die Quraisch habe der Mut verlassen.
Derweil schickt Mohammed Uthmân Ibn ʿAffân zu den Quraisch. Er soll ihnen bestätigen, dass man nur zur Pilgerfahrt komme, nicht um zu kämpfen. Die Quraisch glauben ihm nicht, und halten ihn eine Zeit lang fest. Es geht das Gerücht um, Uthmân sei getötet worden. Die Gläubigen haben nun keine Wahl mehr, sie müssen sich zum Kampf rüsten. Doch das Gerücht stellt sich als falsch heraus. Die Quraisch lassen daraufhin den Propheten zu Verhandlung kommen. Das Ergebnis ist der Vertrag von Hudaibiya.
Der Vertrag besagt: Erstens, der Krieg zwischen den Muslimen und den Quraisch wird für zehn Jahre ausgesetzt. Zweitens, wenn ein Quraisch ohne Einwilligung seines Vormundes zu Mohammed überläuft, wird dieser ihn zurückschicken. Umgekehrt aber, wenn ein Muslim zu den Quraisch überläuft, brauchen sie ihn nicht zum Propheten zurückzuschicken. Drittens, jeder arabische Stamm hat das Recht, als Alliierter entweder auf der einen oder der anderen Seite dem Vertrag beizutreten. Und viertens, der Prophet und seine Männer müssen nach Medina zurückkehren und dürfen nächstes Jahr nur zur Pilgerfahrt wiederkommen.
Auf dem Rückweg nach Medina fühlen sich die Prophetengenossen niedergeschlagen und verärgert über die Ergebnisse des Vertrags. Daraufhin wird Sure 48 offenbart. Sie erklärt ihnen, dass der Vertrag keine Niederlage, sondern ein Sieg sei. Das bestätigt sich später durch die Kontrolle, die Medina über die arabischen Stämme rund um Mekka erlangt. Denn das führt zur politischen und wirtschaftlichen Isolation der Quraisch, was wiederum mit ausschlaggebend dafür ist, dass Mohammed Mekka 629 kampflos erobern kann.
Sure 48 rühmt die Prophetengenossen für ihre Reaktionen in dieser schwierigen Lage. Ihr wahrer Glaube sei der Grund dafür gewesen, dass sie Mohammeds Aufforderungen stets Folge geleistet hätten.
Das in dem erläuterten Vers benutzte arabische Wort für "hart sein" - "ashiddâʾ" - beschreibt mithin die harte Haltung der Prophetengenossen gegen den massiven Widerstand der ungläubigen Mekkaner. Und das arabische Wort "ruhamâʾ" – hier mit "barmherzig zueinander" übersetzt - kennzeichnet die Solidarität der Prophetengenossen mit ihren zaudernden Glaubensgeschwistern in Medina.