"Tarifvertrag jetzt, Tarifvertrag jetzt!"
Eine kleine Protestaktion im Lichthof der Technischen Universität Berlin. Immer wieder in den letzten Wochen haben die Gewerkschaften Verdi und GEW die etwa 8.000 studentischen Beschäftigten zu Demonstrationen aufgerufen. Damit wollen sie Druck machen auf die Tarifverhandlungen. Philip Tolios sitzt als studentischer Vertreter mit am Verhandlungstisch.
"Im Moment verdienen studentische Beschäftigte an allen Berliner Hochschulen 10,98 Euro die Stunde, das ist derselbe Satz seit 2001. Eigentlich sogar weniger, weil 2003 wurde das Weihnachtsgeld gestrichen. Also wir haben nicht nur einen Reallohnverlust durch die Inflation, sondern auch einen tatsächlichen Verlust durch das Streichen des Weihnachtsgeldes."
Die Gewerkschaften fordern einen kräftigen Schluck aus der Pulle – eine Erhöhung des Stundenlohns um mehr als drei Euro auf dann 14 Euro. Völlig unangemessen sei diese Forderung – heißt es auf Arbeitgeberseite – für die Berliner Hochschulen verhandelt der Kommunale Arbeitgeberverband. Geschäftsführerin Claudia Pfeiffer weist darauf hin, dass Berlin bereits jetzt seinen studentischen Hilfskräften mehr zahlt als die anderen Bundesländer.
"Also wir meinen, dass sich Berlin durchaus sehen lassen kann, wir haben aktuell einen Stundenlohn von 10,98 Euro, und wir sind ja verhandlungsbereit."
Gewerkschaften fordern mehr Geld
10,98 Euro – die Empfehlung der Tarifgemeinschaft Deutscher Länder liegt darunter - bei 10,27 Euro. Einige Unis zahlen deutlich weniger.
So verdienen Studierende an der Universität Frankfurt nur 9,50 Euro in der Stunde. Allerdings zahlen viele andere Bundesländer gestaffelte Stundensätze – Beschäftigte mit einem Bachelor-Abschluss erhalten mehr Geld. Den Gewerkschaften ist klar, dass Berlin im Bundesvergleich gut dasteht bei den Stundenlöhnen für studentische Beschäftigte - trotzdem will man mehr herausholen bei den Tarifverhandlungen. Sie fühlten sich durch den rot-rot-grünen Koalitionsvertrag in dieser Sache bestärkt – sagt Philip Tolios.
"Dass die rot-rot-grüne Landesregierung im Koalitionsvertrag festgeschrieben hat, dass sie den studentischen Tarifvertrag weiterentwickeln möchte, und dass die Entwicklung der Entgelte der realen Entwicklung der Lebenshaltungskosten entsprechen soll."
Vermittlungsvorschlag aus der Politik
Das Land Berlin darf sich nicht direkt in die Tarifverhandlungen einmischen, gibt aber natürlich Leitlinien vor. Der Vorschlag von Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach – SPD: Die Verhandlungsparteien sollten eine regelmäßige Erhöhung der Stundensätze vereinbaren:
"So wie wir es jetzt im Hochschulvertrag für die Lehrbeauftragten geregelt haben, wir haben für die Lehrbeauftragten 2,35 Prozent vereinbart. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich beide Seiten darauf verständigen werden auf so eine Dynamisierung. In welcher Höhe, das ist eine Frage, die wir als Land nicht zu bewerten haben, sondern die Studierenden und die Hochschulleitungen."
Charité: Geht eigene Wege bei der Bezahlung
Abseits der heute stattfindenden Tarifverhandlungen treibt die Gewerkschaften noch etwas anderes um – so werden nicht alle studentischen Hilfskräfte vom Tarifvertrag erfasst. Die landeseigene Charité hat eine Zeitarbeitsfirma gegründet, in der mehrere hundert Studierende beschäftigt sind. Matthias Neiß von Verdi:
"Wir finden auf jeden Fall, dass so eine Leiharbeitsgeschichte für studentische Beschäftigte eigentlich völlig unangemessen ist. Das ist ein Modell, wo wir sehr sehr kritisch darauf schauen."
Die Arbeitgeber sind heute mit einem neuen Angebot in die Verhandlungen gegangen – ein Stundenlohn von 12,13 Euro. Vor der Sommerpause soll der Tarifabschluss stehen.