Hochschule Hannover, Fakultät I für Elektro- und Informationstechnik. Zu Semesterbeginn sind alle Studiengänge stark nachgefragt:
"Ich werde Elektrotechnik studieren hier. – Technische Redaktion. – Mechatronik. - Angewandte Mathematik. – Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik. - Elektro- und Informationstechnik."
Der Dekan der Fakultät, Frank Freund, hat es in einigen Disziplinen allerdings schwer, wissenschaftliches Lehrpersonal zu finden. Drei Stellen sind aktuell ausgeschrieben.
"Aber wir haben insgesamt sieben nicht besetzte Stellen. Das heißt, die Ausschreibungen sind schon gelaufen und wir befinden uns in verschiedenen Verfahrensstufen gerade und es ist aber auch der Fall, dass wir aufgrund der schlechten Bewerberlage die Verfahren neu starten müssen und unser Rekord, trauriger Weise, liegt bei sieben Verfahrensrunden, bis die Stelle besetzt war."
Starker Gehaltsunterschied zur freien Wirtschaft
Das Problem sind die Rahmenbedingungen. Sie sind nicht attraktiv für diejenigen, die auch in der Industrie stark nachgefragt sind, etwa Experten im Bereich Elektromobilität oder erneuerbare Energien.
"Also aus meiner Sicht heraus ist die Professur W2 relativ gut finanziert, aber der Vergleich zur Industrie, wenn ich in Jahresgehältern spreche, 60.000 Euro zu 100.000, 120.000, 150.000 Euro, eben ein sehr starker Unterschied."
Nicht nur das Gehalt könnte junge Spitzenkräfte abschrecken. Professoren an Fachhochschule müssen doppelt so viele Semesterwochenstunden lehren wie ihre Kollegen an der Uni. Mit Sachmitteln und Personal sind sie aber schlechter ausgestattet. Der Dekan muss also zu Notlösungen greifen: Entweder von Semester zu Semester Lehraufträge vergeben oder nicht besetzte Professuren verwalten lassen. Das heißt, eine offene Stelle wird solange mit einem externen Experten besetzt, bis das reguläre Berufungsverfahren abgeschlossen ist.
Fabian Sippel, selbstständiger Unternehmer in der Werbe- und Bildungsbranche, ist solch ein Verwaltungsprofessor. Im Studiengang technische Redaktion lehrt er visuelle Kommunikation. Seinen direkten Bezug zur Praxis empfinden die Studierenden als Vorteil.
"Ja, so kann man Einblicke auch später ins Berufsleben gewinnen, wenn schon der Professor selber arbeitet oder sogar selbstständig ist. – Ich hab ja zum Beispiel auch den Vergleich zur Uni und hier hab ich halt gemerkt, ich lerne viel besser so. Viel Praxis und Erfahrung helfen mir auch persönlich beim Lernen sehr gut."
Nachwuchs aus dem eigenen Haus fördern
Fabian Sippel wird sich auf die Professur, die er gerade verwaltet, bewerben. Die notwendige Doppelqualifikation in Praxis und Lehre hat er, nur fehlt ihm der Doktortitel.
"Ich wüsste rein zeitlich gar nicht, wie ich das machen sollte, unabhängig davon denke ich, mit 20 Jahren Berufserfahrung seh ich da gar keinen Grund drin, das zu tun. Es gibt ja auch den Bereich der adäquaten Promotionsleistungen, das ist zumindest für den Teil der Selbstständigen eine gute Lösung."
"Ein Äquivalent zur Promotion nachzuweisen ist relativ schwierig, also wir wollen nicht die Qualifikationstiefe aufweichen, das ist der Punkt."
Josef von Helden, Präsident der Hochschule Hannover, setzt auf Nachwuchs aus dem eigenen Haus. Promovierende sollen künftig eng begleitet werden und nach der Promotion soll ihnen eine Teilzeitstelle angeboten werden.
"Um unsere Forschungsgruppen zu leiten und dass sie sich währenddessen auch für Fachhochschulprofessuren qualifizieren können. Das bedeutet, wir brauchen ein Modell, bei dem beispielsweise über sechs Jahre mindestens zu 50 Prozent außerhalb der Hochschule und bis zu 50 Prozent innerhalb der Hochschule gearbeitet wird, Leitung der Forschungsgruppe hier und gleichzeitig eine Tätigkeit in einem kooperierenden Unternehmen."
Dieser Karriereweg wird aber nur dann attraktiv sein, so der Professor, wenn die Forschung dauerhaft finanziell abgesichert ist. Wenn die Hochschule sich also nicht von Projekt zu Projekt hangeln muss.