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Techno, klassisch transkribiert

Zum 20. Geburtstag des Kölner Plattenlabels Kompakt erscheint ein Album, auf dem der Komponist Gregor Schwellenbach Stücke aus der Labelgeschichte neu interpretiert. Dafür verwendet er unterschiedliche Besetzungen, wie Klavier, Blockflöte oder Streichquartett.

Von Christian Möller |
    Der Song "Triumph" vom Kölner Techno-Musiker Jürgen Paape. Eines der ersten Stücke, das auf dem von ihm mitgegründeten Label Kompakt erschien.

    Und noch einmal derselbe Track. Diesmal in der Bearbeitung von Gregor Schwellenbach, der die Sounds des Originals auf dem Klavier nachempfindet. Teilweise mit ungewöhnlicher Spieltechnik.

    "Ich hab mit Händen, Gummis, Fingernägeln und Schlagzeugstöcken auf den Saiten und auf dem Rahmen des Klaviers und auf dem Resonanzboden getrommelt und gespielt."

    Einer von insgesamt 20 Titeln, die Schwellenbach für sein ungewöhnliches Tribute Album arrangiert hat.

    "Und dann hab ich angefangen, die zu analysieren, in Noten aufzuschreiben und Klavierbearbeitungen davon zu machen. Das ist, was ich eigentlich immer mache, wenn mich Musik anfixt. Also, auch, wenn ich eine Barock-Arie höre, die mich unheimlich anmacht, dann ist das Erste, was ich tue, die am Klavier nach zu spielen oder in Noten aufzuschreiben, weil ich das verstehen will."

    Einige der Kompakt-Stücke machen sich gut als versonnen-impressionistische Klavierminiatur. Bei anderen reicht das nicht. Denn:

    "Was ein guten Techno-Track allgemein ausmacht, ist 80 Prozent der Sound selber."

    Und dem spürt Gregor Schwellenbach nun in den unterschiedlichsten Besetzungen nach. Da kommt mal ein Streichquartett zum Einsatz, mal eine Kombination aus Glockenspiel, Xylophon und Spielzeugklavier, mal eine Solo-Harfe oder ein Kontrabass, der gleich in sieben Spuren übereinandergelegt wird. Einige Instrumente spielt der vielseitige Musiker selbst, bei anderen holt er sich Unterstützung von teils international renommierten Solisten. Wie zum Beispiel bei der Blockflötenvirtuosin Dorothee Oberlinger.

    "Viele Kompaktstücke erinnern mich an so spielende Kinder, die etwas finden und rauskriegen wollen und dann immer weitertreiben und gucken, wie weit man damit gehen kann. Und das ist eine Art, wie ich selber gern ans Musikmachen rangehe, wie ein Kind, das mit Lego baut."

    Gregor Schwellenbachs Arrangements holen die Stücke aus dem Klub-Kontext heraus und rücken so die raffinierte Machart des Sound Of Cologne ins Zentrum. Trotzdem wirkt das Album lässig und unaufgesetzt, weil es nicht um ein onkelig augenzwinkerndes Techno-Meets-Klassik geht, sondern um etwas Elementares – um Neugier und Spieltrieb.