Im Schlaf fit werden. Diesen Traum lässt der US-amerikanische Sportwäschehersteller Under Armour wahr werden. In der Athlete-Recovery-Sleepwear sind spezielle keramische Fasern eingewoben, diese wandeln die Körperwärme in Infrarotstrahlen um. Die Strahlen reflektieren zurück in die Haut und beschleunigen so die Regeneration von Muskelfasern im Schlaf. Mitentwickelt und vermarktet wird diese Spezialwäsche vom mittlerweile 40 Jahre alten American-Football-Superstar Tom Brady:
"Nachts richtig gut zu schlafen ist notwendig, um weiter auf diesem hohen Niveau Football zu spielen. Ich glaube fest daran, dass Schlaf und Erholung für ein effizientes und ganzheitliches Trainingsprogramm unabdingbar sind."
Doch die spezielle Schlaf-Unterwäsche hat ihren Preis, sie kostet umgerechnet etwa 170 Euro. Um den Hobbysportler zum Kauf zu animieren, werben auch Basketball-Star Stephen Curry und Golfer Jordan Spieth für das Produkt. Auf Schlaf als Grundstein für die Fitness setzt auch das Unternehmen Whoop. Das mit Sensoren bestückte Armband misst die Schlafqualität und den Herzschlag. Ausgelesen werden die Daten auf Smartphone oder Laptop, Kombiniert zeigen sie drei verschiedene Zonen der persönlichen Verfassung an, von optimaler Fitness bis gesundheitlich bedenklich. Die Vorzüge des Bandes preist Whoop-Vorstand und Gründer Will Ahmed an:
"Nach drei Monaten schlafen die Sportler 41 Minuten länger, sie trinken 76 Prozent weniger Alkohol vor dem Zubettgehen, der Herzschlag im Ruhezustand sinkt, um 4,4 Schläge, das Verletzungsrisiko sinkt um 60 Prozent. Wenn Du ein Wettkämpfer bist, wenn Du ein Alphamännchen bist, wenn Du ein Athlet bist, wenn Du gewinnen und deine Form optimieren willst, wenn das ein Teil von Dir ist, dann ist es ein Produkt für Dich."
"Konsumenten sind willig, Innovationen zu kaufen"
Umgerechnet etwa 430 Euro kostet das Armband. Es erstellt aus den Biodaten mit Hilfe von Algorithmen ein individuelles Feedback für seinen Träger – und direkt auch Trainingspläne. Bei diesen Preisen sind technologisch aufgerüstete Wearables für Profi-Sportler und ambitionierte Amateure ein lukrative Marktnische, rechnen Hersteller vor. Prognosen gehen davon aus, dass sich im Jahr 2020 mit Wearables mehr als 12,5 Milliarden Dollar Gewinn machen lassen. Christian Stommels, Vorstand bei der Technologie-Agentur Naviscape, begründet diese Entwicklung so:
"Der Sportmarkt zeichnet sich eigentlich dadurch aus, dass die Konsumenten willig sind, Innovationen zu kaufen, auch vielleicht zu einem höheren Preis zu kaufen, und sie sind auch entsprechend technikaffin im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren. Also heute ist der Sportler mal grundsätzlich jemand, der sich schon sehr , sehr gut mit Technik auskennt. Weil es gibt kaum einen Sportler, der nicht irgendeine App bedienen kann.
Für Fortgeschrittene gibt es zum Beispiel eine Smartbrille mit integriertem Echtzeit-Coaching-System und Sprachsteuerung. Die komplette Technik steckt in den Bügeln der Brille. Herzstück ist eine App, die durch die Interaktion mit dem Sportler dessen Trainingsfortschritte individuell an die Trainingsplanung anpasst. Der Sportler kann die Funktionen über ein Touchpad am linken Bügel steuern. Alex Brosch von Oakley:
"Du kriegst wirklich laufend Tipps von der Brille, wie du laufen sollst, was du tun sollst, sollst Du schneller laufen, sollst du langsamer laufen, größere Schrittfrequenz, größere Schritte, kleinere Schritte, sie ist wirklich der Coach, und du kannst wirklich Fragen stellen."
Stimme: "What's my heartrate?.......Your current heartrate is 163, your current pace is 5 minutes and 13 seconds per Kilometer."
Einsatz in NFL und der Baseball Profi-Liga
Die Anweisungen bekommt der Athlet über In-Ear-Kopfhörer, in denen auch das Mikrofon integriert ist. Die Technologie kostet 439 Euro.
In den USA sind die technischen Helfer schon jetzt in Profiligen weit verbreitet. Der Spielerverband der National Football League NFL hat alle Aktiven mit einem Armband der Firma Whoopi ausgestattet. Die Baseball-Profiliga sammelt ebenfalls Informationen während der Partien. Außerdem wird ein Kompressionsärmel genutzt, der anzeigt, wann die besonders belasteten Werfer die Schwelle zur Überlastungs- und Verletzungsgefahr erreichen. Die amerikanische Basketball-Liga NBA hingegen erlaubt den Einsatz von Wearables nicht. Da befürchtet der Spielerverband, dass kursierende medizinische Daten Spielertransfers beeinflussen könnten. Vor allem bei Vertragsverhandlungen könnten Manager und Trainer dieses Wissen missbrauchen, um Gehälter oder Ablösesummen zu drücken. In den USA sind diese Technologien im Vergleich zum deutschen Profisport weit verbreitet.
Der Datenschutz ist in Deutschland umstritten. Die von Wearables ermittelten Biodaten ermöglichen zwar ein strukturierteres Training, aber auf der anderen Seite sind diese persönlichen Daten öffentlich zugänglich. Ricarda Moll, wissenschaftliche Referentin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, zieht nach einem App-Test im WDR-Fernsehen das Fazit:
"Von der App werden die Daten bei fast allen der geprüften Apps an den Anbieter-Server weitergesendet, wo sie dann vermutlich verarbeitet werden. Darüber hinaus gehen Daten auch an weitere Anbieter, also Vertragspartner der Anbieter, die die Daten dann statistisch aufbereiten."
Interesse an Daten ist groß
Da die von den Wearables gesendeten Daten nicht verschlüsselt sind, sind die Daten besonders im Bluetooth-Modus leicht auszuspähen. Wenn die Informationen von den Wearables gesendet werden, kann jedes Smartphone in der Nähe die Daten ebenfalls empfangen.
Das Interesse an den Informationen über die Nutzer ist besonders bei den Herstellern sehr groß, da sie diese für Weiterentwicklung und Werbung nutzen wollen. So hat Under Armour zwei Fitness-Apps für etwa 430 Millionen Euro gekauft und verfügt nun über 120 Millionen Nutzerdaten. Das Geld soll nicht nur im Schlaf verdient werden.