Die Mobilfunknetze weltweit werden momentan komplett umstrukturiert - weg vom Prinzip der Leitungsvermittlung hin zur Paketvermittlung. In den alten GSM- und UMTS-Netzen wurde noch für jedes Telefongespräch eine eigene Verbindung zwischen den Gesprächsteilnehmern geschaltet. Daten hingegen werden permanent mit dem Internet ausgetauscht. Bei LTE gibt es nur noch Daten. Auch die Sprache wird digitalisiert, in Datenpakete verpackt und durch das IP-Netz geschickt.
"VoLTE basiert auf dem integrierten Multimedia System IMS, das bei LTE-Netzen zur Anwendung kommt. Da die Provider das Mobilfunknetz in Richtung 4G umbauen und immer mehr 4G Technik in Betrieb geht, muss auch der Umgang mit der Sprachtelefonie geändert werden."
So Steve Sharry vom britischen Netzwerk-Provider BT. Allerdings: Völlig gleich mit anderen Daten wird die Sprache nicht behandelt. Damit die Sprachpakete möglichst verzögerungsfrei und ohne hörbare Aussetzer beim Empfänger eintreffen, werden sie gegenüber anderen Daten, bei denen es auf ein paar Millisekunden nicht ankommt, bevorzugt transportiert.
Damit wollen die Mobilfunkunternehmen auch der Konkurrenz bekannter Internet-Telefonie-Anbieter, wie zum Beispiel Skype oder Facetime, etwas entgegensetzen. Denn schon bei einer mittelmäßigen Mobilfunkanbindung kommt es hier und da zu Aussetzern. Viele Smartphone-Nutzer nehmen diese Störungen in Kauf, weil sie so kostenlos telefonieren können. Doch die OTT-, die Over-The-Top Anbieter unterlaufen das Geschäftsmodell der Mobilfunkfirmen. Mit dieser Herausforderung gehen die Provider unterschiedlich um meint, Steve Sharry.
"Es gibt da zwei Möglichkeiten. Sie können entweder mit den OTT-Anbietern zusammenarbeiten und hoffen, dass sie einen in Zukunft nicht ausnehmen. Oder Sie wehren sich gegen sie, indem sie eigene Angebote machen, etwa für spezielle Märkte. Wenn es beispielsweise um Geschäftskunden geht, die eine gute Verbindungsqualität wollen, dann sind die Mobilfunkbetreiber die erste Wahl."
Auf lange Sicht ist der VoLTE Ausbau notwendig, weil die LTE-Netze stark wachsen, während teilweise die alten GSM-Netze stillgelegt werden. Wenn die LTE Abdeckung die der älteren Mobilfunkverfahren überholt, dann muss dort aber auch das Telefonieren möglich sein. In Deutschland soll beispielsweise die ländliche Versorgung mit dem im Juni versteigerten 700 MHz Frequenzband mit LTE ausgebaut werden. In anderen Ländern werden dazu auch Frequenzen im 800 Mhz-Bereich verwendet. Diese vergleichsweise niedrigen Frequenzen haben einfach eine bessere Reichweite, meint Francois Dubois vom französischen Mobilfunkbetreiber Orange.
"Wenn Sie beispielsweise ein 4G Netz im 800 MHz Band aufbauen, aber 2G- oder 3G-Netze zum Telefonieren nur im 1800 MHz Band vorhanden sind, dann gibt es nicht überall eine funktionierende Rückfallmöglichkeit. Denn die niedrigeren Frequenzen reichen einfach weiter als die höheren. Da hat dann der Kunde zwar LTE, kann aber nicht telefonieren. Und das geht nicht."
Und dieses Problem tritt nicht nur auf dem platten Land auf, sondern auch in Gebäuden. Denn auch durch Beton kommen niedrigere Frequenzen einfach weiter.