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Tennis
25 Jahre nach dem Attentat auf Monica Seles

Das Attentat verändert die Tennis-Welt. Auf dem Center Court am Hamburger Rothenbaum wird Monica Seles während einer Pause von einem psychisch gestörten Mann niedergestochen. Er ist Fan von Steffi Graf und kann nicht ertragen, dass Seles auf Platz Eins der Weltrangliste steht.

Von Thomas Perlebach |
    German Open - Hamburg 1993 Attentat auf Monica Seles | Verwendung weltweit
    Monica Seles während der German Open - Hamburg 1993. Wenige Sekunden zuvor ist sie Opfer des Attentats geworden. (ASA)
    Es ist ziemlich genau 18:50 Uhr, als an diesem sonnigen warmen Frühlingstag Monica Seles, die Nummer eins der Tennis-Welt, beim Seitenwechsel auf ihrer Bank sitzend hinterrücks mit einem langen Schlachter-Messer angegriffen wird:
    "Ich habe einfach dort gesessen und mich nach vorne gelehnt als ich auf einmal diesen fürchterlichen Schmerz im Rücken gespürt habe. Ich habe mich umgedreht und sah diese Person mit dem Messer in der Hand."
    Täter war Steffi-Graf-Fan
    Der Stich in den Rücken verfehlte die Wirbelsäule nur knapp. Die damals 19 jährige wird von zwei Helfern gestützt auf den Platz geführt, wo sie nach wenigen Schritten rechts vom Schiedsrichterstuhl auf den roten Sand sinkt. Auf ihrem Tennishemd zeichnet sich ein schnell größer werdender roter Fleck ab. Der Attentäter Günter Parche, ein arbeitsloser Dreher aus Thüringen, wird nach einem kurzen Handgemenge vom Sicherheitspersonal überwältigt und der Polizei übergeben:
    "Zur Motivation gab er an, dass ein Steffi-Graf-Fan sei und er es nicht ertragen könne, dass Monica Seles momentan die Nummer Eins in der Weltrangliste ist."
    Monica Seles ist zu dieser Zeit die mit Abstand beste Tennisspielerin der Welt und deutlich erfolgreicher als ihre große Konkurrentin Steffi Graf. Die nach einem kurzen Besuch in der Klinik nach außen hin unerwartet kühl, fast schon reserviert auf die Messerattacke reagiert:
    "Damit muss man einfach leben. Wir müssen damit leben. Man kann einfach nicht mit der Angst leben. Es ist jetzt für mich etwas einfacher zu sagen, weil es mir nicht passiert ist, aber trotzdem habe ich keine Angst davor."
    Milde Strafe für den Attentäter
    Zur großen Verwunderung von Monica Seles wird das Turnier am kommenden Tag wie geplant fortgesetzt. Neu ist nur zusätzliches Sicherheitspersonal in der Nähe der Spielerbänke. Die zu dem weiter entfernt von den Zuschauerrängen aufgestellt sind. Dass der Attentäter Günther Parche später lediglich zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt wurde, keine Haftstrafe antreten musste, hat Monica Seles nie verstanden, nie akzeptieren können. Auch nicht, dass eine von ihr eingereichte Schadensersatzklage in Höhe von mehr als 12 Millionen Euro gegen den Deutschen Tennis Bund als Veranstalter des Turniers am Rothenbaum abgewiesen wurde. Nach über zwei Jahren kehrt sie auf die Tennis-Tour zurück, ohne jedoch an ihre früheren Erfolge anknüpfen zu können. Aus der fröhlichen freundlich lachenden Monica, ist eine verunsicherte, schreckhafte, introvertierte Frau geworden:
    Die sich nicht einmal ansatzweise hat vorstellen können, dass ihr während eines Tennis-Matches, so etwas wie in Hamburg jemals passieren würde. Monica Seles ist seither übrigens nie mehr in Deutschland gewesen.