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Thatcher-Nachlass
Der Ausverkauf der Eisernen Lady

Zahlreiche Handtaschen, eine Silberbrosche oder auch das blaue Hochzeitskleid aus Samt: Margret Thatchers Kinder wollen sich von den persönlichen Gegenständen ihrer Mutter trennen. 700.000 Euro könnten am Ende bei der Christie's-Auktion herauskommen. Die Briten reagierten auf die Versteigerung mit einem Proteststurm - die Gegenstände müssten in öffentlichem Besitz bleiben.

Von Friedbert Meurer | 03.12.2015
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    Margaret Thatcher im Jahr 2005 (Bild: picture alliance / dpa) (picture alliance / dpa)
    "It's a fascinating panorama of the life of one the great leaders of our times."
    Ein faszierendes Panorama einer der größten Persönlichkeiten unserer Zeit – das Auktionshaus Christie's preist in einem eigens produzierten Video die Kostüme, Handtaschen oder den Schmuck aus dem Privatbesitz von Margret Thatcher an. Ihr blaues Hochzeitskleid aus Samt wird mit 10.000 bis 15.000 Pfund angesetzt, also bis zu 20.000 Euro - eine Silberbrosche für den gleichen Preis. Den Kaschmirmantel, den sie 1985 beim Besuch in Moskau trug, gibt es schon für 2000 Pfund:
    "Carol Thatcher kommt zu Wort, die Tochter: ihre Mutter habe immer Wert darauf gelegt, bestens gekleidet zu sein, immer entsprechend ihrer Rolle als Premierministerin. Einmal musste sie zu einem internationalen Gipfel und meinte zu mir: Carol, ich muss perfekt aussehen, ich repräsentiere unser Land."
    Die Eiserne Lady im deutschen Panzer
    Tochter Carol und ihr Zwillingsbruder Mark wollen sich jetzt von den persönlichen Gegenständen ihrer Mutter trennen, 700.000 Euro könnten am Ende bei der Auktion herauskommen. Auch das Modell eines Adlers wird versteigert, den der damalige US-Präsident Ronald Reagan Margret Thatcher geschenkt hatte – sozusagen von Falke zu Falke. Und der berühmte beigefarbene Regenmantel, mit dem die Eiserne Lady 1986 obenauf in einem Panzer über einen deutschen Truppenübungsplatz hinweg brauste.
    "Mr. Speaker, we are here because for the first time for many years British sovereign territory has been invaded by a foreign power."
    Eine fremde Macht sei einmarschiert. 1982 hatte Margret Thatcher Argentinien den Krieg erklärt. Die Panzerfahrt in hohem Tempo haben viele Zeitgenossen in lebhafter Erinnerung behalten.
    Der Regenmantel soll um die 20.000 Euro kosten und der Schal, der Margret Thatcher während der schneidigen Panzerfahrt umwehte, ist auch zu haben. Und natürlich diverse Handtaschen, mit denen die Eiserne Lady damals Angst und Schrecken in ihrem Kabinett und im Kreis der europäischen Regierungschefs verbreitete. Vieles sei noch in bestem Zustand, betont Christie's. Am teuersten ist übrigens Baroness Thatchers Schmuck: eine diamantene Art-Deco-Halskette soll über 200.000 Euro einbringen:
    "Mrs. Thatcher's style was brilliant colours, sharp outlines and meaning business."
    Farbenfroh, eng geschnitten, business-like – dass Thatchers Kostüme und andere persönlichen Dinge überhaupt versteigert werden, erbost vor allem die Konservativen auf der Insel. Informell waren sie dem Victoria and Albert Museum zum Kauf angeboten worden, das dankend ablehnte –und das auch noch unter einem deutschen Direktor. Ein Proteststurm hob an – gleich einem Staatsschatz müssten die Gegenstände in öffentlichem Besitz bleiben. Das Margret Thatcher Centre soll jetzt möglichst viele Exponate ersteigern. Die konservativen Blätter Daily Telegraph, Times und Daily Mail werfen sich patriotisch in die Brust und rufen zu Spenden auf.
    Was wohl die Eiserne Lady zu alledem gesagt hätte? Vermutlich hätte sie ein leicht sardonisches Lächeln aufgesetzt – wie damals 1990, als sie nahezu strahlend ihren bitteren Rücktritt erklärte und den verachteten Nachfolger in hellsten Farben pries.
    "Wir verlassen Downing Street zum letzten Mal nach elfundeinhalb wunderbaren Jahren. Jetzt wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Ich wünsche John Major alles Gute. Er wird in kurzer Zeit ein großer Premierminister werden."