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Tierfutter
Soja in deutschen Ställen

Von Susanne Kuhlmann |
    8.900 Lkw-Ladungen Futter, so viel fressen deutsche Hühner, Schweine, Rinder und andere Nutztiere - und zwar jeden Tag. Das hat der Deutsche Verband Tiernahrung ausgerechnet.
    Neun- bis zehntausend Legehennen liefern Eier auf dem Geflügelhof Steffens im Bergischen Land, und womit sie gefüttert werden, sagt Mareike Steffens.
    "Mit Körnermischfutter, ganz normal, ist Hafer drin, Weizen, bisschen Oregano - ganz bunt durchgemischt."
    Getreide und Gras aus Deutschland machen den Großteil des Tierfutters aus. Damit Hühner möglichst viele Eier liefern, Kühe Rekordmengen an Milch geben und Schweine schnell wachsen, brauchen die Tiere viel Eiweiß. Sein Anteil im Futter stammt zu 80 Prozent aus importiertem Soja und Sojaschrot. Mindestens 30 Millionen Tonnen führen die 28 EU-Länder pro Jahr ein.
    "Diese 30 Millionen Tonnen würden ungefähr eine Fremdfläche von 15 Millionen Hektar bedeuten. Also wir importieren auch eine Fläche von 15 Millionen Hektar überwiegend aus Brasilien, zunehmend auch aus Paraguay."
    Und bezogen auf den deutschen Sojaanteil entspräche das einem Fünftel unserer gesamten Ackerfläche, rechnet Christoph Dahlmann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, AbL, vor. Die AbL vertritt die Interessen kleiner und mittelgroßer Betriebe. Christoph Dahlmann leitet das Projekt Vom Acker in den Futtertrog. Das Ziel: Eiweißreiche Futterpflanzen wie Ackerbohne, Erbse und Lupine sollen verstärkt hierzulande angebaut werden und Sojaprodukte so weit wie möglich ersetzen. Das will auch die Bundesregierung. Und die deutschen Futterhersteller? Hermann Josef Baaken vom Deutschen Verband Tiernahrung.
    "Es gibt in Deutschland ein Programm vom Landwirtschaftsministerium, eine Eiweißpflanzenstrategie, wonach Züchtungsarbeiten und Forschungsarbeiten unterstützt werden, um wieder heimischen Anbau zu fördern. Wir würden möglichst viel vom heimischen Eiweiß hier einkaufen, wenn das möglich ist und uns damit unabhängig von den Weltmärkten machen. Das geht derzeit nicht. Das wird nur mittel- und langfristig möglich sein, wenn man mehr Geld in Forschung investiert."
    Kühe kämen mit Eiweiß aus Leguminosen noch vergleichsweise gut zurecht, so Hermann Josef Baaken. Schweine dagegen erst, wenn sie schon ziemlich groß sind, und bei Geflügel wäre die Umstellung am schwierigsten.
    "Die Pflanzen liefern einfach nicht genug Eiweiß. Und sie können nicht so gut von den Tieren verdaut werden. Dazu brauchen sie entsprechende Rohstoffe, die einfach zu verdauen sind und dazu beitragen, dass hochwertige Milch oder entsprechend Fleisch erzeugt wird."
    Christoph Dahlmann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft gibt ihm recht.
    "Die können natürlich ein Sojaschrot nicht eins zu eins ersetzen. Aber das ist auch nicht der Punkt, worum es geht. Es geht um eine geringere Abhängigkeit von Importen und auch um ein sich auf den Weg machen zu einer gentechnikfreien Fütterung."
    Christoph Dahlmann stellt das mit der konventionellen Hochleistungslandwirtschaft verbundene Ziel infrage, immer größere Mengen an Fleisch, Eiern und Milch zu produzieren - auch für den Export. "Produktionswahnsinn" nennt er das.
    "Diese Ausrichtung auf den Export hat erst mal großen Teilen der Landwirtschaft das Zeichen gegeben: Wir setzen weiter auf Wachstum, wir setzen weiter auf Menge. Ich finde das erst mal falsch."
    Sojaprodukte kommen von weit her und stammen zum überwiegenden Teil von gentechnisch veränderten Pflanzen. Beides möchte die AbL ändern. Sie setzt sich für eine Form der Landwirtschaft ein, in der es dank der Eiweißpflanzen mehr Fruchtfolgen auf dem Acker gibt und dadurch weniger Pestizide und Düngemittel gebraucht werden. Hühner, Schweine und Rinder lieferten dann allerdings weniger Eier, Fleisch und Milch. Die im Verband Tierfutter zusammengeschlossenen Hersteller wollen dagegen weiter Futter für Hochleistungstiere anbieten. Aber sie machen sich auch Gedanken, um welchen Preis das geschieht, beschreibt Hermann Josef Baaken.
    "Wir wollen, dass keine Wälder gerodet werden für den Sojaanbau. Wir wollen, dass die Arbeitsbedingungen in den Ländern genauso eingehalten werden, wie sie hier eingehalten werden. Wir wollen, dass keine Landarbeiter entrechtet werden. Und wir wollen natürlich, dass die gute landwirtschaftliche Praxis, wie wir sie in Deutschland kennen, in anderen Ländern ebenso eingehalten wird."