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Tschechien
Rassismus gegen Roma-Fußballer?

Die Gegner des tschechischen Fußballvereins TJ Junior Roma weigern sich, gegen ihn anzutreten. Die Begründung: Man wolle die eigenen Spieler schützen, denn der Verein sei eine gewalttätige "Treter-Truppe". Rassismus, sagt hingegen der Verein. Nun hat sich der nationale Fußballverband eingeschaltet.

Von Stefan Heinlein |
    Fußballerbeine auf dem Trainingsplatz
    Der Boykott hat auch den nationalen Fußball-Verband auf den Plan gerufen. (dpa/picture alliance/DENNIS M. SABANGAN)
    Zweimal die Woche trainieren die Spieler von TJ Junior Roma im Stadtstadion von Decin. Doch am Wochenende hat die Mannschaft bislang fast immer spielfrei. In der neuen Saison kamen drei von vier Gegnern in der Liga nicht zum Anpfiff. Der Grund ist eindeutig, so Trainer Pavel Horvat:
    "Die beschimpfen uns als Roma und Zigeuner. Es gibt viele rassistische Schimpfworte. Wir sind aber keine brutalen Raufbolde, sondern ganz normale Fußballer wie alle anderen."
    Doch für die meisten Vereine der Liga hat Junior Roma den Ruf einer Treter-Truppe. In der Saison 2011 lieferten sich einige Spieler eine heftige Prügelei mit Gegnern und Zuschauern. Obwohl es seither keine Wiederholung dieses Vorfalls gab, weigern sich seit der Sommerpause die meisten Klubs, gegen die Roma-Kicker anzutreten. Man wolle die eigenen Spieler schützen, so Jaroslava Fiserova vom Verein Tatran Rybniste:
    "Die kommen immer mit dem Vorwurf des Rassismus. Sie sagen aber nie, worum es eigentlich geht. Sie sind aggressiv und brutal. Das ist einfach schlechtes Benehmen."
    Vergebliche Diplomatie
    Die Spielverweigerung kostet die Vereine nicht nur die drei Punkte, sondern auch eine Geldstrafe von umgerechnet 120 Euro. Nachdem der Boykott in der Kreisklasse Decin landesweit für Schlagzeilen sorgt, ist mittlerweile auch der nationale Fußball-Verband wach geworden. Das FIFA-Motto "Nein zum Rassismus" gelte auch in Tschechien, so Generalsekretär Rudolf Repka:
    "Dieser Rassismus-Vorwurf ist nicht gut für den tschechischen Fußball. Wir machen uns gerade ein Bild der Lage und werden dann reagieren."
    Doch in Prag wollen Diplomaten verschiedener Länder den Abschluss der bürokratischen Verbandsprüfung nicht abwarten. Eine gemischte Truppe unter anderem aus den USA, Großbritannien und Norwegen spielt auf Initiative der schwedischen Botschaft an diesem Wochenende ein Freundschaftsmatch gegen den Roma-Verein. Ein klares Signal, so die schwedische Botschafterin Annika Jagandir:
    "Der Sport und der Fußball sollten die Menschen verschiedener Hautfarben und Nationalitäten verbinden. Wir wollen deshalb mit diesem Spiel dem Rassismus die Rote Karte zeigen."
    Doch die Botschaft der Diplomaten verhallt bislang ungehört. Der Boykott in der Kreisklasse geht weiter. Der nächste Gegner von TJ Junior Roma hat bereits angekündigt, das Spiel ausfallen zu lassen.