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TV-Duell Cameron versus Farage
Brexit-Debatte ohne klaren Sieger

Kann das Vereinigte Königreich außerhalb der EU bestehen? Der britische Premierminister David Cameron und Nigel Farage, der Vorsitzende der rechtspopulistischen UKIP, haben ihre jeweiligen Argumente im TV-Duell untermauert. Ein klarer Punktsieger konnte dabei aber nicht ausgemacht werden.

Von Friedbert Meurer |
    UKIP-Anführer Nigel Farage (l), der für den Austritt Großbritanniens aus der EU wirbt, und der britische Premierminister David Cameron, der für den Verbleib in der EU plädiert.
    UKIP-Anführer Nigel Farage (l), der für den Austritt Großbritanniens aus der EU wirbt, und der britische Premierminister David Cameron, der für den Verbleib in der EU plädiert. (picture alliance / dpa / EPA / FACUNDO ARRIZABALAGA)
    In 16 Tagen steht das Vereinigte Königreich vor einer folgenschweren Entscheidung. Moderatorin Julie Etchingham begrüßt das Publikum - die erste halbe Stunde gehört Nigel Farage, dem Vorsitzenden der rechtspopulistischen UKIP. Als erstes wird Frage gefragt, was es bedeutet, dass die allermeisten Ökonomen des Landes vor einem Brexit warnen?
    "Die gleichen Leute haben uns davor gewarnt, nicht den Euro einzuführen. Ein Glück, dass wir nicht dem Euro beigetreten sind."
    "Die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, und der spanische Ministerpräsident unter anderem wollen aber, dass wir bleiben."
    Farage schaltet wieder auf Gegenangriff: "Entschuldigung, wir sind Briten. Wir lassen uns von niemandem einschüchtern. Schon gar nicht von diesem reizenden, aber nicht gewählten Jean Claude Juncker."
    Vereinigtes Königreich ohne EU?
    Das nächste Thema lautet Einwanderung, eigentlich eine Domäne für Farage, wenn er nicht vor wenigen Tagen in Anspielung auf die Silvesternacht von Köln gesagt hätte: wenn Großbritannien in der EU bleibt, werden mehr britische Frauen vergewaltigt.
    "Ich bin es gewohnt, dämonisiert zu werden, weil ich das Establishment herausfordere." Gegenfrage einer jungen dunkelhäutigen Frau aus dem Publikum: "Dämonisieren Sie selbst Migranten?"
    Junge Araber hätten eine andere Einstellung zu Frauen, antwortet Farage. Kurz danach ist seine halbe Stunde vorbei. David Cameron, der Premierminister, tritt auf.
    Erste Frage: Kann das vereinigte Königreich wirklich nicht außerhalb der EU bestehen?
    "Doch, natürlich können wir überleben. Die Frage ist, ob wir dann prosperieren", spult Cameron routiniert die erste Antwort ab. Die Vote Leave-Kampagne der Brexit-Befürworter hat dem Privatsender ITV vor der Debatte vorgeworfen, einseitig pro EU und zugunsten Camerons zu berichten. Viel lieber hätte man Boris Johnson im Ring gegen Cameron gesehen, der lehnte aber ab.
    Wer geht wirklich wählen?
    Vielleicht schaltet sich deswegen die Moderatorin jetzt ein und insistiert: "Um wieviel genau wird die Zahl der Zuwanderer wirklich nach dem EU-Kompromiss zurückgehen?"
    "Ich mache da keine Vorhersage. Aber wenn Sie heute von der EU zu uns kommen und erhalten 10.000 Pfund an Steuerzuschüssen zum Lohn und wenn das in Zukunft anders wird, dann macht das klar einen Unterschied aus."
    Die Moderatorin bedankt sich brav, das Studiopublikum, dem die Einwanderung unter den Nägeln zu brennen scheint, ist nicht so recht überzeugt.
    "Wir haben 800 Jahre Magna Charta gefeiert. Ist das nicht eine Schande, dass unser Parlament durch unseren EU-Beitritt nicht mehr souverän ist?"
    Beifall aus dem Publikum. Die Debattenstunde ist damit zu Ende. Einen Punktsieger gab es nicht, denn das Duell war ja keines.
    "Zwei Stunden sind es noch bis Mitternacht", stellt die ITV-Moderatorin fest, "so lange kann man sich noch für die Wahl registrieren." Gerade davon hängt die Entscheidung am 23. Juni ab – wer geht wirklich wählen?