Von Marco Bertolaso
Postfaktisch war gestern, "Fake News" ist gerade der Begriff schlechthin für Politik und Medien. In Deutschland wählte man ihn zum "Anglizismus des Jahres". Und auch sonst wird er hier viel benutzt - in einem FAZ-Kommentar wurde jüngst Martin Schulz der "Fake News" bezichtiget. Ein wichtiger Auslöser für die Karriere des Begriffs war der Wahlkämpfer Donald Trump, der den Ausdruck inzwischen auch als Präsident nach Kräften in den Schlagzeilen hält. Er wird regelmäßig bei "Fake News" erwischt. Andererseits wirft er sie den Medien vor, ja er nennt große Teile der Nachrichtenmedien "fake news media". Nach diesem Beispiel der Umdeutung Trumps ist der Ausdruck auch in Deutschland zum Synonym für den Kampfbegriff "Lügenpresse" geworden.
Kein neues Phänomen
Das Phänomen ist alles andere als neu. Lügen und Verleumdungen gab es schon immer, auch Propaganda und Halbwahrheiten - und ja, auch schlechten Journalismus. Diese und andere konkreten Begriffe sollten besser genutzt werden, denn "Fake News" ist unscharf. Der Ausdruck vernebelt, anstatt zu klären.
Dennoch benennt er in seiner ganzen wabernden Pauschalität genauso wie die Behauptung "Lügenpresse" eine existenzielle Herausforderung für klassische Medien in veränderten Zeiten. Wir alle müssen noch präziser arbeiten, müssen uns um vergessene Themen kümmern und den Eindruck der Mainstream-Berichterstattung meiden. Wir müssen transparent selbst mit kleinen Fehlern umgehen.
Diesem selbstkritischen Blick auf die eigene Arbeit steht die Pflicht zur Seite, die Lügen und Halbwahrheiten gesellschaftlicher Akteure aufzudecken und klar zu benennen. Das gilt für einheimische wie ausländische Politiker, es gilt für internationale Konzerne, aber auch für die UNO, wenn sie lügen sollte, oder Nichtregierungsorganisationen, die meistens Gutes tun. Mit Faktenchecks alleine ist es da nicht getan, wie man wiederum an Trump sieht, der zehnmal widerlegte Aussagen ein elftes Mal mit Verve verbreitet.
Diesem selbstkritischen Blick auf die eigene Arbeit steht die Pflicht zur Seite, die Lügen und Halbwahrheiten gesellschaftlicher Akteure aufzudecken und klar zu benennen. Das gilt für einheimische wie ausländische Politiker, es gilt für internationale Konzerne, aber auch für die UNO, wenn sie lügen sollte, oder Nichtregierungsorganisationen, die meistens Gutes tun. Mit Faktenchecks alleine ist es da nicht getan, wie man wiederum an Trump sieht, der zehnmal widerlegte Aussagen ein elftes Mal mit Verve verbreitet.
Große Gefahr für Medien und Gesellschaft
Sollte das Gift der "Fake News" wirken, sollten die meisten Menschen irgendwann alle Informationen für gleich zweifelhaft halten, dann wäre dies nicht nur das Ende der Nachrichtenkultur. Es wäre auch der Untergang einer geregelten gesellschaftlichen und politischen Diskussion und Willensbildung. Das wäre eine sehr große Gefahr. In Donald Trumps Sprachgebrauch: "Very sad! Big and total danger!"
Sollte das Gift der "Fake News" wirken, sollten die meisten Menschen irgendwann alle Informationen für gleich zweifelhaft halten, dann wäre dies nicht nur das Ende der Nachrichtenkultur. Es wäre auch der Untergang einer geregelten gesellschaftlichen und politischen Diskussion und Willensbildung. Das wäre eine sehr große Gefahr. In Donald Trumps Sprachgebrauch: "Very sad! Big and total danger!"
Dies zu verhindern sind auch die Technologiekonzerne gefragt, also die Betreiber der großen Plattformen unserer Zeit. Facebook, Apple, Google und Co. müssen die eigene Verantwortung für die globale Informationsordnung anerkennen und handeln. Gut wäre es, wenn die Konzerne nicht nach Gutdünken eigene Regeln aufstellten, sondern von der EU-Kommission und anderen reguliert würden.
Wichtiger als in den Jahrzehnten der dominierenden Massenmedien wird die Rolle der Medienkonsumenten und Bürger. Dies gilt insbesondere in den Sozialen Medien, in denen sie mit Kommentaren und mit der Teil-Funktion über Wirkung und Reichweite von ungeprüften Informationen entscheiden.
Soweit die Zusammenfassung. In den kommenden Tagen finden Sie hier eine ausführlichere Auseinandersetzung mit einzelnen Fragen, die uns Hörerinnen und Hörer, Nutzerinnen und Nutzer gestellt haben:
- Was sind eigentlich "Fake News"? (Teil 2)
- Haben Internet und soziale Medien "Fake News" groß gemacht? (Teil 3)
- Hat Donald Trump denn wirklich immer Unrecht? (Teil 4)
- Was können die Medien gegen "Fake News" tun? (Teil 5)
- Was unternehmen die Deutschlandfunk-Nachrichten? (Teil 6)
- Was kann ich als Einzelne(r) gegen "Fake News" tun? (Teil 7)