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Ukraine
Knapp 300 Tote bei Flugzeugabsturz

Ein Passagierflugzeug ist in der Ukraine nahe der russischen Grenze abgestürzt. "Ein terroristischer Akt", sagte Präsident Petro Poroschenko. Regierung und die Separatisten beschuldigen sich gegenseitig, die Maschine abgeschossen zu haben. Offenbar sind alle 295 Insassen tot.

    Bei dem Absturz eines malaysischen Passagierflugzeugs im Osten der Ukraine sind vermutlich alle 295 Insassen ums Leben gekommen. Rettungskräfte berichteten, an der Absturzstelle gebe es keine Überlebenden. An Bord der Boeing 777 waren 280 Passagiere und 15 Crewmitglieder. Nach ersten Angaben befanden sich Niederländer und Franzosen an Bord. Unbestätigten Berichten zufolge sind neben Malaysiern auch US-Amerikaner unter den Opfern. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, es gebe keine Hinweise auf deutsche Passagiere.
    Das Flugzeug ist offenbar über einem von Rebellen kontrollierten Gebiet abgeschossen worden. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko warf den pro-russischen Separatisten vor, eine Rakete abgefeuert zu haben. Es handele sich um einen "terroristischen Akt", sagte Poroschenkos Pressesprecher. Unsere DLF-Korrespondentin Gesine Dornblüth berichtet, von Seiten der "Volksrepublik Donezk" heiße es aber, man besitze keine Waffen, die Flugzeuge in dieser Höhe treffen könnten. Die abgestürzte Boeing sei in einer Höhe von 10.000 Metern geflogen. In der Ostukraine hatten Separatisten zuletzt wiederholt Militärflugzeuge abgeschossen, die deutlich niedriger fliegen als Passagiermaschinen.
    Separatisten stellen Feuerpause in Aussicht
    Allerdings gibt es Berichte, wonach die Rebellen ein Luftabwehrsystem vom Typ "Buk" besitzen, mit der auch Maschinen in großerer Höhe getroffen werden können. Demnach hatten sie solche Anlagen von ukrainischen Truppen erobert. Das wies ein Separatistenführer aber zurück. Am Abend erklärten sich die Rebellen zu einer dreitägigen Feuerpause bereit. Diese solle dazu dienen, die Leichen zu bergen.
    Wrackteile der Boeing 777 der Malaysia Airlines liegen nahe der Stadt Schaktarsk in der Ostukraine verstreut.
    Wrackteile der Boeing 777 der Malaysia Airlines liegen nahe der Stadt Schaktarsk in der Ostukraine verstreut. (AFP / Dominique Faget)
    Fluggesellschaften wollen Ukraine umfliegenDie Arbeit der Rettungskräfte ist offenbar schwierig. "Sie werden davon erschwert, dass die Trümmer in großem Umkreis verstreut sind", sagte ein Sprecher des Notfalldienstes. Zudem hielten sich zahlreiche bewaffnete Separatisten an der Absturzstelle auf. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte eine unabhängige, internationale Untersuchung des Absturzes. "Dass Hunderte völlig Unbeteiligte auf diese furchtbare Weise ums Leben kommen, versagt einem die Sprache", sagte er nach Angaben seines Ministeriums. Großbritannien hat eine Sondersitzung zum Absturz beantragt.Das Treffen werde vermutlich am Freitag in New York stattfinden, hieß es aus Diplomatenkreisen.Die Boeing war von Amsterdam auf dem Weg nach Kuala Lumpur. Malaysia Airlines teilte via Facebook mit, die letzte bekannte Position der Maschine sei über der Ukraine gewesen, etwa 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Beitrag von Malaysia Airlines.
    Mehrere Fluggesellschaften, darunter die deutsche Lufthansa, kündigten als Reaktion auf den Absturz an, vorläufig die Ukraine weiträumig zu umfliegen. Malaysia Airlines geriet zuletzt wegen des verschollenen Flugs MH370 in die Schlagzeilen. Am 8. März war eine Passagiermaschine nach dem Start in Kuala Lumpur in Richtung Peking von den Radarschirmen verschwunden. An Bord der Boeing 777 waren 239 Menschen. Über ihr Schicksal herrscht bis heute Ungewissheit.(hba/jcs)