Archiv

Universität Freiburg
Rektor Schiewer gibt Fehleinschätzung zu

Ausgerechnet der Freiburger Uni-Rektor Hans Jochen Schiewer hat wissentlich zugelassen, dass ein früherer Anwalt des umstrittenen Sportmediziners Armin Klümper im Auftrag der Hochschule Klümper-kritische Gutachten eines Wissenschaftlers juristisch geprüft hat. Erstmals gibt er jetzt eine Fehleinschätzung zu.

Von Uli Homann |
    Der Freiburger Universitäts-Rektor Hans-Jochen Schiewer
    Der Freiburger Universitäts-Rektor Hans-Jochen Schiewer (picture alliance / dpa - Marijan Murat)
    Der Freiburger Rechtsanwalt Wolfgang Schmid wurde vom Rektorat engagiert, um neben anderen das Gutachten des Wissenschaftlers Andreas Singler über die Doping-Verstrickungen von Armin Klümper in rechtlicher Hinsicht zu bewerten. Im Juni 2015 teilte Schmid dem Rektor mit, er habe in den 90er Jahren anwaltlich für Armin Klümper gearbeitet. Schiewer nahm es zur Kenntnis, tat nichts und ließ Wolfgang Schmid weiter Doping-Gutachten bewerten, anstatt ihn gleich von dieser Aufgabe wegen Befangenheit zu entbinden.
    Neun Monate lang zog Schiewer keine Konsequenzen. Erst der betroffene Doping-Aufklärer Andreas Singler fand vor wenigen Tagen heraus, dass sein Prüfer der frühere Klümper-Anwalt Schmid war. Dass das so nicht hätte laufen dürfen, gab Rektor Schiewer gestern zu: "Ich muss gestehen, das war eine Fehleinschätzung meinerseits, dann dem nicht weiter nachgegangen zu sein. Ich kann nur sagen, dass es aus heutiger Sicht unachtsam war, dem nicht sofort nachzugehen. Und das haben wir jetzt natürlich jetzt getan, als wir dann den Hinweis wieder von Herrn Singler bekommen haben, Ende Februar. Haben dann Herrn Rechtsanwalt Schmid danach gefragt und dann auch das Mandat beendet."
    Viele Pannen und Streitigkeiten im Zuge der Doping-Aufklärung, vor kurzem der Rücktritt der Doping-Kommission, jetzt der Befangenheitsskandal – der Imageschaden für die Universität über Jahre ist immens. Denkt Rektor Schiewer darüber nach, persönlich Verantwortung zu übernehmen und selbst Konsequenzen zu ziehen? "Warum sollte ich deswegen zurücktreten. Ich habe den Fehler ja zugegeben und insofern auch bei Herrn Singler entschuldigt für diesen Fehler entschuldigt und Herr Singler hat die Entschuldigung angenommen."
    "Begutachtung unter Feinden"
    Das bestätigt Andreas Singler, der allerdings nicht fassen kann, dass mit Wissen des Rektors ein früherer Klümper-Anwalt seine Gutachten rechtlich abgeklopft hat. Andreas Singler: "Sozusagen Begutachtung unter Feinden. Das geht gar nicht. Insgesamt ist die Sache natürlich nicht zu Ende aufgeklärt. Da gibt es noch viele Fragen, gerade in Bezug auf die Darstellung von Dr. Schmid. Eben aus Gründen wie diesen habe ich ja auch letzte Woche in einer Presseerklärung angeregt, dass zu diesen und vielen weiteren Vorgängen doch ein Untersuchungsausschuss im Landtag eingerichtet wird."
    Sollte die Beschäftigung des früheren Klümper-Anwalts Schmid vertuscht werden oder war es nur eine über Monate verschleierte Panne? "Man muss natürlich schon sehr naiv sein, dass einem eine solche Panne passiert. Aber es wäre dann immerhin 'ne Panne. Ich kann das Gegenteil jetzt nicht beweisen. Ich bin sehr misstrauisch, was Dr. Schmid angeht und seine Erklärung gegenüber der Universität. Und kann auch nicht ausschließen, dass die Universität da möglicherweise getäuscht ist und vielleicht sogar Anwaltshonorare zurückfordern sollte."
    Rektor Schiewer will unterdessen weitermachen wie bisher. Glaubwürdigkeitsprobleme sieht er nicht, trotz aller Pannen und einem verheerenden Bild, das in der Öffentlichkeit entstanden ist: "Das beeinflusst in keiner Weise die Aufarbeitung der Geschichte der Freiburger Sportmedizin."