Australien ist der neue Star in der Klimawelt am Tag danach. Unmittelbar nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten haben die Australier das Klimaabkommen von Paris ratifiziert, ein Bekenntnis zur Fortsetzung des Klimaschutzes auch unter anderen politischen Verhältnissen. Offiziell ist die Wahl kein Thema in Marrakesch, aber hinter den Kulissen brodelt es gewaltig. China lud Journalisten zu einem Briefing von nur wenigen Minuten Dauer. Der Inhalt: ein Bekenntnis zum Klimaschutz und zu den eigenen Klimazielen. Sein Land werde wie versprochen spätestens im Jahr 2030 den Höhepunkt der CO2-Emissionen erreicht haben, vielleicht auch früher, sagte der stellvertretende Chefunterhändler Xie Ji. China habe in letzter Zeit seine Anstrengungen verstärkt.
In China ist es üblich, neue Wege und neue Ziele zunächst in einzelnen Regionen auszuprobieren. Eine Reihe von Städten habe zugesagt, eine solche Vorreiterrolle zu übernehmen: "Viele Städte haben versprochen, ihr Ziel für den Gipfel des CO2-Ausstoßes vor 2030 zu erreichen. Ich habe den Eindruck, dass viele Städte versuchen, diesen Gipfel schon etwa um das Jahr 2020 zu überschreiten."
Die Emmissionen in den USA werden stabil bleiben
Der Wissenschaftsverbund Climate Action Tracker hat schnell ausgerechnet, was eine Klimawende rückwärts in den USA bedeuten würde. Niklas Höhne vom New Climate Institute:
"Dann werden die USA tatsächlich ihr in Paris gesetztes Klimaziel verfehlen, die Emissionen werden stabil bleiben auf dem heutigen Niveau."
Die USA haben zugesagt, ihre CO2-Emissionen bis 2025 um 26 bis 28 Prozent unter den Stand von 2005 zu drücken. Die Gefahr, dass viele andere Staaten jetzt ebenfalls nachlassen im Klimaschutz, sieht Höhne nicht. Die Kostenstrukturen bei der Energieerzeugung hätten sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt:
"Erstens sind die Erneuerbaren sehr viel günstiger geworden und sie haben sich sozusagen zur neuen Normalität entwickelt. Zweitens ist Luftqualität ein großes Problem in sehr vielen Entwicklungsländer und die kommt hauptsächlich von Kohle und Kohle kann durch die Erneuerbaren sehr reduziert werden."
Finanzierung ist der Knackpunkt
Zum Knackpunkt in Marrakesch könnte die Finanzierung des Klimaschutzes in Entwicklungsländern werden. Viele arme Staaten haben dem Pariser Abkommen vor allem deshalb zugestimmt, weil die reichen Industriestaaten umfangreiche Hilfen zugesagt haben. Harjeet Singh, Klima-Aktivist von der Organisation Action Aid aus Indien.
"Sorgen machen wir uns mehr um die Finanzierung. Die USA haben versprochen, drei Milliarden Dollar für den 'Grünen Klimafonds' zur Verfügung zu stellen, und bisher haben sie davon nur eine halbe Milliarde gezahlt. Die Finanzierung ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass es in Marrakesch und darüber hinaus in der Zeit bis 2020 Fortschritte gibt. Das würde auch Vertrauen darauf schaffen, dass das Pariser Abkommen umgesetzt wird."
Viele Delegierte würden gern Entscheidungen vorziehen und schon in Marrakesch weiterreichende Beschlüsse zur Umsetzung des Pariser Abkommens fassen – etwa in der Frage, wie die Klimaziele in Zukunft verschärft werden können, um die Erderwärmung tatsächlich unter zwei Grad zu halten. Die nächsten Tage werden zeigen, wie viel davon bereits entscheidungsreif ist.