Während die US-Weltraumbehörde NASA am Pfingstwochenende bekanntgab, dass der April 2016 der heißeste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war, und damit der siebte Monat in Folge Rekorde gebrochen hat, kamen die Klimaverhandler aus aller Welt gutgelaunt in Bonn zusammen. "Sie können zufrieden sein!" rief die UNO-Klimachefin Cristiana Figueres den Delegierten aus rund 190 Ländern zu: "Das Paris-Abkommen wurde von den meisten als historischer Erfolg bewertet, und das war es auch! Und nun müssen wir unsere gemeinsame "Vision von Paris" zu einer Realität des energischen Klimaschutzes machen!"
Aus Visionären, also Architekten, müssten Baumeister der neuen Ära des klimafreundlichen Wirtschaftens werden, forderte die UNO-Klimachefin weiter, die in wenigen Wochen ihr Amt abgibt. Um etwas Neues zu wagen, wie sie selbst wehmütig anmerkte. Nach Jahren der Stagnation sieht sie die Staatengemeinschaft auf einem neuen Weg der Zusammenarbeit statt der gegenseitigen Blockade: "This is a new era of collobaration."
"Ein guter Geist ist noch kein effektiver Klimaschutz"
Es gebe keine Verschnaufpause nach dem Klimagipfel von Paris, sagen viele Delegierte aus aller Welt. Diesen neuen Geist des internationalen Klimaschutzes spürt auch der ansonsten eher skeptische Jan Kowalzig von der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam: "Zumindest mal haben Regierungen vor, dass es richtig losgeht; das heißt, es wird sich gleich an die Arbeit gemacht. Insofern sind wir zuversichtlich, dass die Verhandlungen einen guten Start haben werden."
Aber ein guter Geist sei noch kein effektiver Klimaschutz, warnt Jan Kowalzig und mit ihm Sven Harmeling von der Hilfsorganisation Care International: "Es ist tatsächlich schon einiges passiert, aber gleichzeitig geht es jetzt in jedem Land darum, entsprechende Schritte zu machen." Und Jan Kowalzig ergänzt: "Man darf nicht vergessen: Das Abkommen ist ein Stück Papier und darauf steht: Wir haben die globale Temperatur unter 1,5 Grad. Die Realität der Klimaschutzziele ist eine ganz ganz andere, und die Länder haben nicht vor, die Klimaschutzziele nachzubessern, jedenfalls nicht so ohne Weiteres."
Das Pariser Abkommen nachbessern
Die von den Staaten vorgelegten nationalen Klimaschutzziele würden nämlich nicht auf eine Begrenzung der Erderwärmung von 1,5 oder 2 Grad hinauslaufen, sondern auf verheerende plus 3 Grad und mehr. Darüber waren sich beim historischen Klimagipfel von Paris auch alle im Klaren. Deshalb soll nachgebessert werden. Aber wie? Darüber wird in Bonn auch verhandelt. Jan Kowalzig: "Zum Beispiel wurde festgelegt, dass alle fünf Jahre die Länder neue Klimaschutz-Selbstverpflichtungen vorlegen sollen. Jetzt muss besprochen werden, welche Informationen sollen dazu eingereicht werden, das muss jetzt alles geklärt werden hier in Bonn."
Der Bonner Konferenzsaal war jedenfalls gut gefüllt, eher ungewöhnlich für den ersten Tag. "Das ist der Geist von Paris!" frohlockte die UNO-Klimachefin, die ganze Welt stehe hinter den Zielen des Pariser Klimaabkommens.