Flamme der Dichtkunst, Abgott der Jugend, Liebling der Frauen, Devise der Republikaner und Fahnenruf zur schönen Menschlichkeit nannte man ihn. Als der am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geborene Johann Christoph Friedrich Schiller im Alter von 45 Jahren in Weimar starb, war er das Urbild eines idealistischen deutschen Poetengenies geworden. Und wie sieht so ein Dichtergott im irdischen Leben aus? Helmuth Seemann, Präsident der Klassik-Stiftung Weimar:
"Schiller war groß, er war schlank, er hatte einen besonders großen Kopf, er hatte gelichtete, blondrote Haare, er hatte ein sehr markantes Gesicht. Er war ein gut aussehender Mann."
Gelegentlich bewegte er sich etwas staksig, er war selten gesund, von leicht entflammbarem Temperament und Stimulantien wie Wein und Tabak zugeneigt. Die geografische Linie seines Lebenswegs, der von Aufbrüchen und Fluchten geprägt war, verläuft in einem entschiedenen Zickzack durch das Herz Deutschlands und hatte doch ein Ziel, das er endlich auch erreichte: Goethes Freundschaft und deshalb Weimar. Hier steht, neben dem Goethes mächtig und schlicht, sein Sarg. Aber wo ist Schiller?
"Was seine Stofflichkeit anbelangt, was seine körperlichen Relikte anbelangt, wissen wir das nicht. Wir wissen jetzt, dass jedenfalls die Relikte, die wir bis heute in der Fürstengruft zu Weimar aufbewahrt haben, nicht von Schiller stammen. Und deswegen ist der Sarg auch heute leer."
Die Knochen sind nicht das Wichtigste an einem Dichter. Und doch muss auch das glücklichste Schweben eines Verses dem Körper abgetrotzt werden. "Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen" war der Titel von Schillers medizinischer Doktorarbeit, die er als Student der Militärakademie in Stuttgart schrieb. Früh scheint er gespürt zu haben, dass sein Dichterleben geprägt sein würde von einem nicht enden wollenden Kampf seiner prekären Körperlichkeit mit der überwältigenden Dynamik seiner geistigen Begabung. Als Ausdruck dieses Kampfes finden wir in seinen Werken jene Gespanntheit der Gefühle, die uns bis heute hinreißt.
Schiller hat von Jugend auf mit einem nachgerade ergreifenden Ernst versucht, den Widerstreit zwischen geistiger und sinnlicher Natur, den er bei sich vorfand, schöpferisch zu überwinden. In seinen Briefen "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" hat er daraus ein philosophisches und pädagogisches Programm entwickelt. Helmuth Seemann:
"Der Mensch ist getrieben einerseits von einem Lebenstrieb, das ist das Tierische, das Animalische an ihm. Und er ist auf der anderen Seite getrieben von einem Gestaltungstrieb. Das heißt, er möchte seine Ideen den tatsächlichen Verhältnissen aufzwingen. Und beide Triebe können sich in einer produktiven, in einer humanen Form nur dort verbinden, wo sie sozusagen zusammenwachsen in einen Spieltrieb. Und deswegen dann dieser berühmte Satz: Der Mensch ist nur dort Mensch, wo er spielt, und er spielt nur dort, wo er Mensch ist."
Schillers Idee vom spielenden Menschen hat wenig mit Glücksspiel zu tun, umso mehr mit dem Spiel von Kindern und Künstlern, die eine eigene Welt aus Farben, Worten, Klängen und Ideen errichten, um Lust und Streit des realen Lebens Form und Gestalt zu geben und neue Entwicklungsmöglichkeiten zu erproben. Im Spiel sollen wir sehen, dass und wie sich die Vernunft aus den Fesseln herausarbeiten kann, mit denen sie sich im Alltag immer wieder selbst einschnürt. Das ist ein schönes Befreiungsprogramm. Aber ist es auch zeitgemäß - mitten im Strudel ökonomischer, ökologischer und sozialer Krisen?
"Gerade in solchen Zeiten ist es gar nicht so einfach, Politiker davon zu überzeugen, dass wir solche Inseln des Spielerischen ganz dringend brauchen, um die Kompetenzen erwerben zu können, die notwendig sind, um mit einer so schwierigen historischen Situation als Menschen und nicht als Agenten irgendwelcher Ideen oder als Funktionäre irgendwelcher Prozesse umzugehen."
Spielend durch die Krise mit Schiller - welch ein Motto!
"Und wers nie gekonnt, der stehle weinend sich aus diesem Bund!"
"Schiller war groß, er war schlank, er hatte einen besonders großen Kopf, er hatte gelichtete, blondrote Haare, er hatte ein sehr markantes Gesicht. Er war ein gut aussehender Mann."
Gelegentlich bewegte er sich etwas staksig, er war selten gesund, von leicht entflammbarem Temperament und Stimulantien wie Wein und Tabak zugeneigt. Die geografische Linie seines Lebenswegs, der von Aufbrüchen und Fluchten geprägt war, verläuft in einem entschiedenen Zickzack durch das Herz Deutschlands und hatte doch ein Ziel, das er endlich auch erreichte: Goethes Freundschaft und deshalb Weimar. Hier steht, neben dem Goethes mächtig und schlicht, sein Sarg. Aber wo ist Schiller?
"Was seine Stofflichkeit anbelangt, was seine körperlichen Relikte anbelangt, wissen wir das nicht. Wir wissen jetzt, dass jedenfalls die Relikte, die wir bis heute in der Fürstengruft zu Weimar aufbewahrt haben, nicht von Schiller stammen. Und deswegen ist der Sarg auch heute leer."
Die Knochen sind nicht das Wichtigste an einem Dichter. Und doch muss auch das glücklichste Schweben eines Verses dem Körper abgetrotzt werden. "Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen" war der Titel von Schillers medizinischer Doktorarbeit, die er als Student der Militärakademie in Stuttgart schrieb. Früh scheint er gespürt zu haben, dass sein Dichterleben geprägt sein würde von einem nicht enden wollenden Kampf seiner prekären Körperlichkeit mit der überwältigenden Dynamik seiner geistigen Begabung. Als Ausdruck dieses Kampfes finden wir in seinen Werken jene Gespanntheit der Gefühle, die uns bis heute hinreißt.
Schiller hat von Jugend auf mit einem nachgerade ergreifenden Ernst versucht, den Widerstreit zwischen geistiger und sinnlicher Natur, den er bei sich vorfand, schöpferisch zu überwinden. In seinen Briefen "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" hat er daraus ein philosophisches und pädagogisches Programm entwickelt. Helmuth Seemann:
"Der Mensch ist getrieben einerseits von einem Lebenstrieb, das ist das Tierische, das Animalische an ihm. Und er ist auf der anderen Seite getrieben von einem Gestaltungstrieb. Das heißt, er möchte seine Ideen den tatsächlichen Verhältnissen aufzwingen. Und beide Triebe können sich in einer produktiven, in einer humanen Form nur dort verbinden, wo sie sozusagen zusammenwachsen in einen Spieltrieb. Und deswegen dann dieser berühmte Satz: Der Mensch ist nur dort Mensch, wo er spielt, und er spielt nur dort, wo er Mensch ist."
Schillers Idee vom spielenden Menschen hat wenig mit Glücksspiel zu tun, umso mehr mit dem Spiel von Kindern und Künstlern, die eine eigene Welt aus Farben, Worten, Klängen und Ideen errichten, um Lust und Streit des realen Lebens Form und Gestalt zu geben und neue Entwicklungsmöglichkeiten zu erproben. Im Spiel sollen wir sehen, dass und wie sich die Vernunft aus den Fesseln herausarbeiten kann, mit denen sie sich im Alltag immer wieder selbst einschnürt. Das ist ein schönes Befreiungsprogramm. Aber ist es auch zeitgemäß - mitten im Strudel ökonomischer, ökologischer und sozialer Krisen?
"Gerade in solchen Zeiten ist es gar nicht so einfach, Politiker davon zu überzeugen, dass wir solche Inseln des Spielerischen ganz dringend brauchen, um die Kompetenzen erwerben zu können, die notwendig sind, um mit einer so schwierigen historischen Situation als Menschen und nicht als Agenten irgendwelcher Ideen oder als Funktionäre irgendwelcher Prozesse umzugehen."
Spielend durch die Krise mit Schiller - welch ein Motto!
"Und wers nie gekonnt, der stehle weinend sich aus diesem Bund!"