Stets Bluesrock, mal mehr, mal weniger rocklastig. Für seine zurückliegende Tournee hatte der umsatzstarke Branchenprimus die dicken Verstärkertürme zu Hause gelassen und kleine Tweedbezogene Kombos auf die Bühne gestellt, um noch näher an den authentischen Sound der alten Bluesvorbilder zu kommen - alte und wertvolle Gitarren besitzt Bonamassa eh.
Der Gitarrist Joe Bonamassa ist als Blueskünstler erfolgreich, obwohl Bluesrock mit langen Gitarrensoli nicht gerade als junges, hippes Genre gilt. Dennoch bekommt der Amerikaner den Spagat hin, einerseits den Mainstreammarkt zu bedienen und dennoch seinen britischen und amerikanischen Vorbildern zu huldigen.
Einstiges Wunderkind
"Blues Of Desperation" heißt das 12. Studio-Album des äußerst arbeitswütigen Bluesgitarristen und Sängers – eine Platte, auf der das einstige Wunderkind den Spagat zwischen Blues-Huldigung und Mainstream-Rock-Avancen versucht.
"Ich bin keine Legende": Interview mit Gitarrist Joe Bonamassa (02:24)
"Ich bin keine Gitarrenlegende, dafür bin ich zu jung. Ich möchte Musik machen, die mir und meinen Fans gefällt - ich schreibe jetzt nicht darauf hin, einen Hit zu landen. Ja, hat sich alles verändert, ich habe meine Gitarrenanlage minimiert, so wie das ganze Setup.
"Ich bin keine Gitarrenlegende, dafür bin ich zu jung. Ich möchte Musik machen, die mir und meinen Fans gefällt - ich schreibe jetzt nicht darauf hin, einen Hit zu landen. Ja, hat sich alles verändert, ich habe meine Gitarrenanlage minimiert, so wie das ganze Setup.
Als ich damals zum ersten Mal Blues aus England hörte, war ich wie elektrifiziert! Und dann habe ich mich gefragt: Was hat diese Jungs wie etwa die Jeff Beck Group, Eric Clapton & Cream, John Mayall & The Bluesbreakers damals inspiriert, wer waren ihre Vorbilder? Und stieß ich dann auf Muddy Waters, Howlin' Wolf, die drei Blues-Kings und unter anderem auch Robert Johnson. Also habe ich die traditionellen Bluesschuhe angezogen und bin zurückgelaufen. Ich war ja eigentlich immer mehr ein Blues-Rocker, mehr Rock als Blues. Live bekomme ich die Reaktionen der Fans so schön unvermittelt mit. Sobald ihnen etwas gefällt, johlen sie.
"Bei mir angekommen"
Jeder hat seinen spezifischen Ton im Kopf, man weiß eben, wie man gerne klingen möchte, aber es war schwierig für mich, das umzusetzen. Ich musste ehrlich zu mir sein und sagen: nein, das ist es noch nicht. Dann habe ich weiter gesucht und weiter gesucht – und jetzt scheine ich bei mir angekommen zu sein. Man muss ehrlich zu sich sein, das macht dann den großen Unterschied.
30 Jahre lang mit gebrochener Nase herumgelaufen
Ich habe mich einer kleinen Operation unterziehen müssen, denn Ärzte haben mir gesagt, dass ich mir wohl früher mal die Nase gebrochen haben muss. Das muss beim Fußballspielen passiert sein, als ich acht oder neun Jahre alt war, bekam ich einen Ball ins Gesicht. Das ist jetzt fast 30 Jahre her, aber so lange laufe ich nun schon mit einer kaputten Nasenscheidewand herum. Mein Arzt gab mir also so diese Nasenpflaster, die auch Leute tragen, die nachts Probleme mit der Atmung im Schlaf haben, und sagte: probiere das mal! Mit diesen Streifen auf der Nase habe ich das Album eingesungen - die OP kam erst danach. Während der Aufnahme habe ich bemerkt, dass ich damit viel einfacher, unangestrengter singen kann und dazu noch fast eine Oktave höher! 30 Jahre lang bin ich also mit einer gebrochenen Nase herumgelaufen!"
Aufnahme vom 7.3.16 in der Orangerie Kassel
Dieses Konzert können Sie 30 Tage nachhören.