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15 Jahre Absturz von SMART-1
Europa ignoriert seine Mond-Mission

Stell Dir vor, Du fliegst zum Mond, und keiner nimmt es richtig wahr. Etwas überspitzt formuliert ist es so der ESA-Sonde SMART-1 ergangen. Heute vor 15 Jahren ist sie planmäßig auf den Mond gestürzt – und mit ihr zerschellte auch die Hoffnung, der Erdtrabant könnte wieder eine größere Rolle in der Raumfahrt spielen.

Von Dirk Lorenzen | 03.09.2021
SMART-1 hatte fast zwei Jahre lang den Mond aus der Umlaufbahn erforscht, Fotos gemacht und die Zusammensetzung der Mondoberfläche untersucht. Als die Treibstoffvorräte verbraucht waren, war der Aufschlag unausweichlich.
Die hundert Millionen Euro teure Raumsonde galt für die deutsche und europäische Raumfahrtpolitik im Kern nicht als Mondmission, sondern als Testflug für neue Technologie: SMART-1 reiste mit einem Ionen-Triebwerk zum Mond. Für den Schub sorgte nicht herkömmlicher Treibstoff, sondern der Ausstoß geladener Xenon-Teilchen. Zudem kamen erstmals Galliumarsenid-Solarzellen und eine autonome Steuerungssoftware zum Einsatz.
Die zerfurchte Mondlandschaft am Krater Atlas (rechts), der 90 Kilometer Durchmesser hat, aufgenommen von SMART-1 
Die zerfurchte Mondlandschaft am Krater Atlas (rechts), der 90 Kilometer Durchmesser hat, aufgenommen von SMART-1 (ESA)
Auch mit dem Absturz hat die Sonde den Fachleuten noch einen Dienst erwiesen. Mit großen Teleskopen auf der Erde haben sie die Einschlagstelle im Blick gehabt und tatsächlich den Explosionsblitz und die Wolke des herausgeschleuderten Materials beobachtet.
SMART-1 beendete die Dienstreise an einem sehr passenden Ort: Die Mondsonde ist in einer etwas hügeligen Gegend des Lacus Excellentiae eingeschlagen – im See der Vortrefflichkeit.
Die terrestrische Exzellenz war dagegen begrenzt: Der Mond geriet danach in Europa wieder in Vergessenheit.