Das bundesdeutsche Totengedenken stehe stark unter dem Banner des Universalismus, sagt Manfred Hettling, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Halle.
Die frühere Eingangsformel sei nicht unproblematisch gewesen. "Wir denken an die Opfer von Krieg und Gewalt aller Völker. Also gewissermaßen, wenn man es salopp formuliert: Tote aller Länder, vereinigt euch. Das schließt natürlich diejenigen, die getötet haben und dann durch andere Kontexte umgekommen sind, ein, und dadurch ist eine Unpräzision eingeschlossen, die man dann danach wieder durch konkrete Reformen versucht, zu kompensieren."
Das deutsche Totengedenken sei ohnehin problematischer als in anderen Ländern: Grund seien die beiden Weltkriege, die die Erinnerung an die Kriegstoten fundamental verändert habe. Seit 1945 habe eine Aufwertung der zivilen Toten stattgefunden.
Trauern oder Gedenken
Was dadurch nicht thematisiert werde, sei die klassische Unterscheidung von 'Opfer für' und 'Opfer von'. Das eine sei ein aktiver Einsatz und das andere ist ein passives Erleiden.
Und das sei ein Dilemma, das nach Hettlingers Erachten auch den Einsatzkräften der Bundeswehr in Auslandseinsätzen aber auch etwa Angehörigen der Polizei und dergleichen nicht gerecht werde.
Letztlich müsse man überlegen, ob man nicht genauer thematisieren wollte.
"Trauern kann ich sehr universell, um Menschen, die ums Leben gekommen sind. Gedenken ist schon eine bestimmte Dimension und Ehren ist wiederum eine Teilgruppe. Und vielleicht wäre es überlegenswert, diese Gedenkform einmal systematischer zu überarbeiten, um letztlich auch der Situation gerecht zu werden, wenn der demokratische Souverän Streitkräfte ins Ausland schickt."
Das sei was anderes, als wenn man zu Recht ziviler Opfer von Terror, von Gewalt im Inneren erinnerte. Aber systematisch seien das unterschiedliche Ebenen.