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Vor 400 Jahren
Tod des Astronomen Johann Fabricius

Kopernikus, Kepler oder Galilei sind die großen Allzeit-Stars der Astronomie. Doch auch in der zweiten Reihe haben viele Forscher Bedeutendes geleistet – so wie Johann Fabricius. Er berichtete als einer der Ersten über Flecken auf der bis dato für makellos gehaltenen Sonne.

Von Dirk Lorenzen |
    Zu Frühlingsanfang gleicht sich die Sonnenscheindauer weltweit an.
    Vater und Sohn haben zusammen oft die Sonne beobachtet und kleine schwarze Punkt auf der Sonnenscheibe bemerkt. (NASA)
    "Die Astronomie verliert einen begabten und eifrigen jungen Mann. Er lebt durch seine Schrift über die Sonnenflecken weiter."
    So beklagte kein Geringerer als Johannes Kepler, einer der führenden Astronomen jener Zeit, den Tod seines jungen Kollegen Johann Fabricius. Dieser war am 10. Januar 1617 gestorben – im Alter von nur 30 Jahren. Johann Fabricius hatte eine umfassende Ausbildung unter anderem in Braunschweig, Helmstedt und Wittenberg erhalten. 1611 kehrte er dann in seine ostfriesische Heimat zurück, erläutert Menso Folkerts, Wissenschaftshistoriker an der Universität München:
    "Johann Fabricius hat in Leiden studiert, hatte dort die Möglichkeit, das Fernrohr, was kurz vorher dort in den Niederlanden erfunden worden war, zu benutzen und hat dieses Gerät mit nach Osteel gebracht und dann aus Interesse an der Wissenschaft versucht, es anzuwenden."
    Im kleinen Ort Osteel nördlich von Emden war der Vater von Johann Fabricius, David, als Pastor tätig. Der widmete sich neben seiner Gemeindearbeit intensiv der Himmelsforschung und hat diese Begeisterung auf Johann, das älteste der acht Kinder, übertragen. Der Sohn hat zusammen mit dem Vater oft die Sonne beobachtet, immer dann, wenn das grelle Licht durch den Horizontdunst gedämpft war. Dabei bemerkten Johann und David Fabricius kleine schwarze Punkte auf der Sonnenscheibe.
    "Die Entdeckung der Sonnenflecken ist eigentlich von beiden gemeinsam gemacht worden, allerdings ist der Sohn die Person gewesen, der in der Lage war, das Fernrohr zu benutzen. Seine Publikation ist im Jahr 1611 erschienen, in Wittenberg. Es ist die erste Publikation überhaupt über die Sonnenflecken. Leider ist dieses Buch, ungefähr 22 Blatt lang, nicht sehr stark gelesen worden. Man hätte es lesen können, jedenfalls die Wissenschaftler. Es ist natürlich auf Latein geschrieben, und das war die übliche Sprache damals."
    Eine unerhörte Entdeckung
    Die Flecken auf der nach antiker Weltsicht stets makellosen Sonne waren eine unerhörte Entdeckung. Johann Fabricius hat dieses Phänomen zwar nicht als erster beobachtet – aber er war der erste, der davon berichtet hat. Galileo Galilei in Italien und der Jesuit Christoph Scheiner in Ingolstadt haben die Flecken vor Johann Fabricius gesehen, hielten sich aber zunächst bedeckt. Beim Kampf um die Priorität ignorierten sie später einfach die unliebsamen protestantischen Konkurrenten Johann und David Fabricius.
    "Die Bedeutung ist schon so, dass speziell der Vater einer der ganz bedeutenden Astronomen gewesen ist. Er ist zu vergleichen mit Leuten wie Kepler, auch Galilei, in der Astronomie. Das ist natürlich ganz selten getan worden. Das liegt daran, dass der Vater und natürlich auch der Sohn ganz abgelegen im Norden von Deutschland gelebt haben, an einem Ort, wo man eigentlich nicht Astronomie betrieben hat. Man hat diese Sache nicht so recht zur Kenntnis genommen."
    Nachdem seine Abhandlung über die Sonnenflecken in Wittenberg gedruckt war, machte sich Johann Fabricius auf, in Basel einen Doktorgrad in Medizin zu erwerben. Auf dieser Reise ist er gestorben. Die Texte von Johann Fabricius sind - im Gegensatz zu denen seines Vaters - kaum erhalten. Daher ist nur wenig über sein Leben bekannt. Selbst das Todesdatum war jahrhundertelang ein Rätsel – bis Menso Folkerts in einem Archiv in Zürich auf die entscheidende Quelle stieß.
    "Man wusste nur, dass er recht früh gestorben ist, und das wusste man, weil Kepler es publiziert hat. Aber die entsprechende Information, die ist erst vor fünf Jahren etwa gefunden worden. Es ist eine Voraussage für das Jahr 1618, in der der Vater sich sehr beklagt, dass sein Sohn gestorben ist".
    Zitat: "Bisher habe ich mit viel Mühe und Kosten versucht, die Astronomie zu verbessern. Dabei habe ich mich fast abgearbeitet. Mein Sohn Johannes, der die mathematischen Wissenschaften sehr studiert hat und der meine Arbeiten fortsetzen sollte, ist am 10. Januar 1617 in Dresden kurz nach seinem 30. Geburtstag gestorben. Dies hat mir und meinen Studien einen merklichen Stoß versetzt und mich zu denselbigen ganz unlustig gemacht."
    Nur vier Monate nach seinem Sohn Johann Fabricius kam auch der Vater David zu Tode. Er wurde von einem Bauern erschlagen, den er von der Kanzel herab beschuldigt haben soll, ein Gänsedieb zu sein. Und damit endete die kurze Blütezeit der Fabricius-Astronomie in Ostfriesland.