Freya von Moltke: "Gerade die erste Sitzung, da waren sie noch so ganz locker. Nachher kam der Drang der Zeit dazu, die Sorge des Entdeckens. Da war es belasteter", erinnerte sich Jahrzehnte später Freya von Moltke an das erste Treffen von einem Dutzend NS-Gegnern auf Gut Kreisau in Schlesien, dem Stammsitz der Familie von Moltke. Die Tagung zu Pfingsten 1942, getarnt als Familientreffen, begann am 22. Mai.
Freya von Moltke: "Weil das ja eine konspirative Tätigkeit war, konnte man das in Berlin in großen Kreisen überhaupt gar nicht vornehmen. Aber in Kreisau war man gewöhnt, dass Gäste zum Wochenende kamen." Die Gastgeber, Freya und Helmuth James Graf von Moltke, gehörten zu den treibenden Kräften des "Kreisauer Kreises", wie die Widerstandsgruppe nach dem Landsitz der Moltkes genannt wurde.
Freya von Moltke: "Weil das ja eine konspirative Tätigkeit war, konnte man das in Berlin in großen Kreisen überhaupt gar nicht vornehmen. Aber in Kreisau war man gewöhnt, dass Gäste zum Wochenende kamen." Die Gastgeber, Freya und Helmuth James Graf von Moltke, gehörten zu den treibenden Kräften des "Kreisauer Kreises", wie die Widerstandsgruppe nach dem Landsitz der Moltkes genannt wurde.
Eine heterogene Gruppe von NS-Gegnern
Die NS-Gegner waren keine verschworene Gemeinschaft Gleichgesinnter, sondern weltanschaulich, politisch, religiös und sozial unterschiedlich geprägt. Ihr Mann habe großen Wert auf eine heterogene Zusammensetzung der Gruppe gelegt, so Freya von Moltke:
"Dass sie so verschieden waren, das war gerade der Sinn dieser Gruppe. Er hat gesagt: Evangelische haben wir schon genug, jetzt müssen wir noch ein paar Katholische haben. Kapitalisten haben wir auch, jetzt müssen wir Sozialisten haben. Und die waren alle vertreten."
Die rund 20 Mitglieder und noch einmal so viele Sympathisanten gingen respekt- und vertrauensvoll miteinander um. Nur so konnte die Gruppe konspirativ arbeiten und Konzepte zu einer Neugestaltung Deutschlands diskutieren.
Marion von Wartenburg: "Das gemeinsame Interesse und das gemeinsame Denken gegen Hitler, das war eben doch eine ganz starke innere Verbindung. Und wenn man damals Menschen fand, die genauso dachten und auf derselben Spur liefen wie man selbst, war das schon ein Geschenk."
So beschrieb später Marion von Wartenburg den Zusammenhalt der Gruppe. Ihr Ehemann, Peter Graf Yorck von Wartenburg, und Helmuth James Graf von Moltke waren die führenden "Kreisauer". An weitere prominente Mitglieder erinnerte nach dem Krieg der Berliner Gefängnispfarrer Harald Poelchau. Er selber war 1941 zu der Widerstandsgruppe gestoßen.
Harald Poelchau: "Denken Sie etwa an Julius Leber, diesen führenden Mann der Sozialdemokratie, oder an Adolf Reichwein, den großen Pädagogen, oder an Carlo Mierendorff, den Sozialisten."
"Dass sie so verschieden waren, das war gerade der Sinn dieser Gruppe. Er hat gesagt: Evangelische haben wir schon genug, jetzt müssen wir noch ein paar Katholische haben. Kapitalisten haben wir auch, jetzt müssen wir Sozialisten haben. Und die waren alle vertreten."
Die rund 20 Mitglieder und noch einmal so viele Sympathisanten gingen respekt- und vertrauensvoll miteinander um. Nur so konnte die Gruppe konspirativ arbeiten und Konzepte zu einer Neugestaltung Deutschlands diskutieren.
Marion von Wartenburg: "Das gemeinsame Interesse und das gemeinsame Denken gegen Hitler, das war eben doch eine ganz starke innere Verbindung. Und wenn man damals Menschen fand, die genauso dachten und auf derselben Spur liefen wie man selbst, war das schon ein Geschenk."
So beschrieb später Marion von Wartenburg den Zusammenhalt der Gruppe. Ihr Ehemann, Peter Graf Yorck von Wartenburg, und Helmuth James Graf von Moltke waren die führenden "Kreisauer". An weitere prominente Mitglieder erinnerte nach dem Krieg der Berliner Gefängnispfarrer Harald Poelchau. Er selber war 1941 zu der Widerstandsgruppe gestoßen.
Harald Poelchau: "Denken Sie etwa an Julius Leber, diesen führenden Mann der Sozialdemokratie, oder an Adolf Reichwein, den großen Pädagogen, oder an Carlo Mierendorff, den Sozialisten."
Grundzüge einer demokratischen Neuordnung für die Zeit nach Hitler
Auf insgesamt drei Tagungen in Kreisau sowie bei weiteren Treffen in Berlin erarbeitete die Gruppe Grundzüge einer demokratischen Neuordnung für die Zeit nach Hitler. Im Entwurf eines Aktionsprogramms vom Juni 1943 heißt es:
"Wiederherstellung von Recht und Gerechtigkeit. Unbedingte Toleranz in Glaubens-, Rassen- und Nationalitätenfragen. Achtung vor den Grundlagen unserer Kultur. Aufrichtige Zusammenarbeit mit allen Völkern. Es gilt zu handeln, ehe unsere Heimat ganz zerstört und der Zusammenbruch vollständig ist. Nur die Einheitsfront aller Feinde des Nationalsozialismus kann diese Tat vollbringen."
Die meisten "Kreisauer" lehnten ein gewaltsames Vorgehen gegen die NS-Führung ab, doch angesichts der zunehmenden Radikalisierung des Regimes beteiligten sich einige schließlich doch an dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Harald Poelchau: "Zum Beispiel der Graf Yorck. Unter großen Gewissensüberlegungen auch die Brüder Haeften und andere."
Unmittelbar nach dem Attentat wurden sie verhaftet. Am 8. August machte Roland Freisler, der berüchtigte Präsident des Volksgerichtshofs, dem von der Haft gezeichneten Graf Yorck von Wartenburg den Prozess.
Noch am selben Tag wurde Yorck von Wartenburg zum Tode verurteilt und auf ausdrücklichen Befehl Hitlers sofort in Berlin-Plötzensee gehängt. Weitere "Kreisauer", darunter von Moltke, Reichwein, Leber, von Hassell, Haubach, von Trott zu Solz und Delp, bezahlten ihren Kampf gegen das NS-Regime mit dem Leben, nur wenige kamen mit Gefängnisstrafen davon. An Widerstand war nach dem fehlgeschlagenen Hitler-Attentat nicht mehr zu denken. Was blieb, war ihr Vermächtnis für eine geistige Erneuerung Deutschlands.
Freya von Moltke: "Im Grunde war das Thema: Wie kann man aus den Deutschen Demokraten machen? Im Grunde waren sie Optimisten. Und im Grunde haben sie auch Recht behalten."
"Wiederherstellung von Recht und Gerechtigkeit. Unbedingte Toleranz in Glaubens-, Rassen- und Nationalitätenfragen. Achtung vor den Grundlagen unserer Kultur. Aufrichtige Zusammenarbeit mit allen Völkern. Es gilt zu handeln, ehe unsere Heimat ganz zerstört und der Zusammenbruch vollständig ist. Nur die Einheitsfront aller Feinde des Nationalsozialismus kann diese Tat vollbringen."
Die meisten "Kreisauer" lehnten ein gewaltsames Vorgehen gegen die NS-Führung ab, doch angesichts der zunehmenden Radikalisierung des Regimes beteiligten sich einige schließlich doch an dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Harald Poelchau: "Zum Beispiel der Graf Yorck. Unter großen Gewissensüberlegungen auch die Brüder Haeften und andere."
Unmittelbar nach dem Attentat wurden sie verhaftet. Am 8. August machte Roland Freisler, der berüchtigte Präsident des Volksgerichtshofs, dem von der Haft gezeichneten Graf Yorck von Wartenburg den Prozess.
Noch am selben Tag wurde Yorck von Wartenburg zum Tode verurteilt und auf ausdrücklichen Befehl Hitlers sofort in Berlin-Plötzensee gehängt. Weitere "Kreisauer", darunter von Moltke, Reichwein, Leber, von Hassell, Haubach, von Trott zu Solz und Delp, bezahlten ihren Kampf gegen das NS-Regime mit dem Leben, nur wenige kamen mit Gefängnisstrafen davon. An Widerstand war nach dem fehlgeschlagenen Hitler-Attentat nicht mehr zu denken. Was blieb, war ihr Vermächtnis für eine geistige Erneuerung Deutschlands.
Freya von Moltke: "Im Grunde war das Thema: Wie kann man aus den Deutschen Demokraten machen? Im Grunde waren sie Optimisten. Und im Grunde haben sie auch Recht behalten."