Brillen, Schnauzer und ölige Lockenfrisur: Weird Al Yankovic ist womöglich der uncoolste Popstar aller Zeiten. Doch genau darauf fußt das Erfolgsmodell des Kaliforniers. In seinen zahllosen Parodien kehrt er hervor, was andere verstecken und was im Pop ein absolutes Tabu ist: die totale Mittelmäßigkeit.
Die großen Themen Liebe, Sehnsucht und Sex werden in der Deutung von Weird Al zu komischen Abhandlungen über den Alltag. Im Mittelpunkt stehen dabei häufig Lebensmittel, ihr Verzehr, oder die Folgen davon. Dementsprechend hieß sein erster großer Hit "Eat It". Er stammt aus dem Jahr 1984.
Die Parodie des Michael-Jackson-Songs "Beat It" schaffte es in den US-Single-Charts auf den zwölften Platz. Mitverantwortlich dafür war auch das dazugehörige Musikvideo. Es könnte beinahe als Eins-zu-eins-Kopie des Originals durchgehen, wären da nicht diese süffisanten Seitenhiebe und Nebengeräusche.
Der Clip machte den nerdigen Architekturstudenten mit einem Schlag bekannt und gewann dann auch gleich einen Grammy. Die MTV-Ära war angebrochen und Weird Al Yankovic mittendrin und überall.
Von Nirvana bis Lady Gaga
Ob Madonna und später Nirvana und noch später Lady Gaga - Weird Al zog sie alle durch den Kakao.
Von ihm parodiert zu werden, gilt im US-Pop bis heute als Ritterschlag. Ein Geheimnis seines Erfolgs ist die Liebe zum Original-Material und der Respekt gegenüber den Künstlern. Obwohl Parodien im US-Urheberrecht ohne Einwilligung der Komponisten und Interpreten erfolgen dürfen, sucht Weird Al stets das Einverständnis seiner Opfer. Nur einmal hat das nicht geklappt.
Der Rapper Coolio fand 1998 Weird als Interpretation seines Welthits "Gangsta's Paradise" gar nicht cool – jedenfalls so lange nicht, bis die Schecks aus den Einnahmen von "Amish Paradise" bei ihm eintrudelten. Dann war alles gut.
Multitalent Yankowic
Über 30 Jahre währt die Karriere von Weird Al Yankovic nun schon. Und sie beinhaltet neben dem Kerngeschäft auch zahlreiche Kinorollen und TV-Shows. Umso erstaunlicher, dass dem King of Parody erst jetzt der Sprung auf die Nummer-eins-Position der US-Album-Charts gelungen ist. Auf "Mandatory Fun" nimmt sich Weird Al aktuelle Stars vor wie Robin Thicke, Miley Cyrus oder Pharell Williams.
Mit "Mandatory Fun", seinem 14. Studioalbum, schafft es der grundsympathische König der Parodie einmal mehr, unsere Zwerchfelle zu kitzeln - auch wenn sein Witz etwas an Biss verloren hat. Der Eskapismus, eine oft kritisierte, aber auch unterschätzte Leistung der US-amerikanischen Popkultur, hat jedenfalls in Weird Al Yankovic einen wahren Meister gefunden.