Nein, aller Erfahrung nach geht ein Klimagipfel nicht am offiziell letzten Verhandlungstag zu Ende, sondern er dauert mindestens noch einen Tag länger. Dieses Mal könnte es anders laufen, glauben viele Teilnehmer. In Marrakesch gab es vor allem Verhandlungen über weniger umstrittene technische Fragen, die politische Entscheidung für einen weltweiten Klimaschutz-Vertrag war schließlich schon im vergangenen Jahr in Paris gefallen. Trotzdem soll am Ende eine politische Erklärung stehen, aufgesetzt von Marokkos König Mohammed VI., und die Konferenz bekräftigt darin das Klima-Abkommen von Paris. John Pershing, der Leiter der US-Delegation, will sie mit tragen, er sieht darin ein Signal auch an die künftige Regierung von US-Präsident Donald Trump:
"Gleichzeitig möchte ich sagen, dass wir hier die kollektive Einsicht erkennen, dass dies für die ganze Welt ein vorrangiges Thema ist - und die Bekräftigung in der Proklamation von Marrakesch macht es noch einmal klar. Wir glauben nicht, dass es im Interesse der USA sein kann, hier nicht dabei zu sein" Wir glauben, es ist zutiefst in unserem Interesse."
Für die weiteren Verhandlungen dürfte vor allem ein Fahrplan von Bedeutung sein: Bis 2018 sollen die Regeln für die Umsetzung des Pariser Abkommens fertig sein. Unter anderem geht es darum, die höchst unterschiedlichen Ziele der einzelnen Staaten im Klimaschutz wenigstens vergleichbar zu machen. Lutz Weischer von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation Germanwatch.
"Und dann kommt der zweite Schritt: Wir gucken uns die Beiträge gemeinsam an und sagen: Reichen sie? Oder müssen wir mehr tun? Und das kann ich überhaupt nicht machen, wenn ich nicht weiß, wie ich diese Beiträge überhaupt zu bewerten habe und was sich dahinter verbirgt."
Die marokkanische Präsidentschaft hat den Gipfel eine Konferenz zur Umsetzung im Klimaschutz genannt und es gab eine Reihe von Zusagen und Initiativen etwa für erneuerbare Energien und eine klimasichere Landwirtschaft in Afrika. Deutschland engagiert sich in einer Umsetzungs-Partnerschaft, an der rund 40 Länder und Institutionen beteiligt sind. Es geht darum, Entwicklungsländer bei ihren Klimaschutz-Plänen zu unterstützen. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium:
"Das haben wir von Deutschland aus, glaube ich, sehr stark befördert durch die Umsetzungspartnerschaft der Klimaziele, bei der wir viele Industrie- wie auch Entwicklungsländer gewinnen konnten."
Streit gibt es vor allem noch ums Geld: Die Industrieländer haben zugesagt, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz in Entwicklungsländern und für die Anpassung an den unvermeidlichen Klimawandel zur Verfügung zu stellen. Eine Gruppe lateinamerikanischer Staaten stellte gestern Abend die Bereitschaft der Industrieländer dazu in Frage und bestand darauf, dass es sich um öffentliche Mittel handeln müsse. Und, so Ernesto Paina, Venezuelas Minister für Ökosozialismus:
"Das Geld darf nicht an Bedingungen geknüpft sein, die die Souveränität der Völker und die Unabhängigkeit der Staaten beeinträchtigen könnten."
Die Industrieländer wollen auch private Mittel mit einrechnen und sind der Ansicht, dass das Geld mittlerweile weitgehend zusammen ist. Deutschland stellt etwa zehn Prozent davon. Es sind also nicht alle Fragen gelöst, die in Marrakesch auf dem Tisch lagen – und auf ein pünktliches Ende will Jochen Flasbarth keine Wette eingehen. Aber er gibt sich optimistisch:
"Wäre schön, wenn es klappt, aber ich glaube nicht, dass wir mit Nachtsitzungen zu rechnen haben."