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Weltraum-Strategie
Afrika greift nach den Sternen

Wie weit sind die unterschiedlichen Nationen Afrikas, wenn es um Raumfahrt geht? Inwiefern wird sie schon betrieben, und was verspricht sich die Afrikanische Union (AU) nun von einer gemeinsamen Weltraum-Strategie? Auf dem Jahrestreffen der AU liegt ein Entwurf dazu vor.

Von Utz Dräger |
    Nach Afrika gefragt denken bei uns viele Menschen vor allem an Konflikte, Flüchtlinge und eine durch Landwirtschaftlich geprägte Wirtschaft.
    Wer Afrika besucht sieht dieses Bild mitunter bestätigt, wird aber auch überrascht, wie hier am Mount Etoto in Äthiopien, wo zwischen Feldern und Vieh zwei Teleskope in den Himmel starren.
    Raumfahrtanwendungen in einem der ärmsten Länder der Welt - aktuell von einer schweren Dürre und Hungersnot betroffen - macht es da Sinn, fast drei Millionen Dollar zu investieren, um in die Sterne zu schauen?
    "Ja", sagt der Direktor des Observatoriums Solomon Belay – denn was hier erforscht werde, nutze allen Äthiopiern.
    "Zum Beispiel in der Landwirtschaft. Aus den ausgewerteten Daten können wir viele Erkenntnisse ziehen, etwa für die Entwicklung von Saatgut, aber auch im Energiesektor und im Bereich der Telekommunikation."
    Weltraumwissenschaft nutzen, um Lebensqualität zu verbessern
    In eben diesen Bereichen versprechen sich auch andere afrikanische Länder Innovationen von der Raumfahrt. Seit der Jahrtausendwende ist man auf dem Kontinent verstärkt aktiv geworden - auf sehr unterschiedlichem Niveau. Während Südafrika bereits komplette Satelliten baut, wachsen andere Länder langsamer in die technische Eigenständigkeit.
    Algerien oder Nigeria kauften und lernten beispielsweise bei einem britischen Unternehmen Satellitentechnologie - die Regierung Kongos ist in Raketenbau involviert, auch Ägypten und Ghana haben Projekte - wobei wieder andere Nationen wie etwa Kenia Interesse zeigen, aber noch nicht mal eine eigene Raumfahrtagentur vorweisen können.
    Jenseits des Mount Etoto - eine halbe Stunde von den ersten Teleskopen Äthiopiens entfernt - sollen nun beim Gipfel der Afrikanischen Union afrikanische Staatsoberhäupter einer gemeinsamen Weltraumstrategie zustimmen. Deren Tenor: Gemeinsam Weltraumwissenschaft nutzen, um Lebensqualität zu verbessern und Wohlstand zu schaffen.
    In der jahrelangen Arbeit einen Entwurf für diese Strategie bereit zu stellen, war Professor Paul Baki, Direktor der Fakultät für Physik und Technologie an der Technischen Universität in Nairobi/ Kenia, direkt beteiligt.
    "Wir suchen und brauchen ein Konstrukt, das die Angelegenheiten pan-afrikanisch koordiniert, so dass nicht alle für sich an denselben Herausforderungen arbeiten – Projekte wo man Ressourcen zusammenführen könnte um regional gemeinsame Lösungen zu finden."
    Neue Koordinierungsstellen und Exzellenzzentren

    Profitieren sollen alle afrikanischen Staaten die sich wie auch immer beteiligen. Laut Baki hat man sich in Fragen der Raumfahrt und Spitzentechnologie in Afrika zu lange auf andere verlassen - jetzt ginge es darum eigene Kapazitäten aufzubauen, um davon später profitieren zu können. So unterschiedlich der Stand und Ansatz afrikanischer Länder dabei auch sein mag, Professor Baki sieht Pozential für eine gemeinsame Zielrichtung:
    "Der Fokus läge auf Erdbeobachtung und Datenverarbeitung. Ich denke das ist entscheidend, weil wir es vielfach nutzen könnten, für die Navigation, für die Planung von Städten und ländlichen Bereichen, die Planung von Infrastruktur… Das sind Anwendungen, die Afrika braucht."

    Im Rahmen der Erdbeobachtung ließen sich - wie im Strategiepapier formuliert - ebenfalls Beiträge zu Klima- und Katastrophenschutz, Wetterbeobachtungen und Ernährungssicherheit leisten. Eigene Erdbeobachtungssatelliten nutze Nigeria bereits darüber hinaus dafür, Ölreserven und illegalen Fischfang aufzuspüren, sowie dazu Bewegungen der Terrororganisation Boko Haram nachzuvollziehen.
    Sollte die gemeinsame Strategie durch die Afrikanische Union verabschiedet werden sind die nächsten Fragen, wie eine afrikanischen Weltraum Agentur strukturiert und finanziert werden soll. Jetzt schon vorgesehen ist die Einrichtung von Koordinierungsstellen und Exzellenzzentren innerhalb eines Jahres.
    Die Strategie also ist ein erster Schritt - auf einem Weg der sich lohnen könnte - so sieht es die Vorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt Professorin Pascale Ehrenfreund:
    "Die wichtigsten Ziele, dass man sich erst Kapazitäten aufbaut zum Beispiel an Universitäten und staatlichen Einrichtungen, das man Raumfahrttechnologien nutzen kann und vor allem: es geht hier wirklich um den Beitrag zur sozioökonomischen Entwicklung Afrikas und der Lösung bestimmter Probleme. Dafür ist so eine Strategie glaube ich schon sehr gut geeignet!"