Durch den globalen Klimawandel wächst die Gefahr von Naturkatastrophen ganz allgemein - und einige Länder der Erde sind davon deutlich mehr betroffen als andere. Dass in diesen Ländern die Menschen in großen Städten und Megametropolen aber gefährdeter sind als in ländlichen Gebieten, nur weil sie in Städten leben, das widerlegt, der WeltRisikoBericht 2014. Von Land zu Land gibt es da große Unterschiede, sagt Peter Mucke der Projektleiter der Untersuchung und Geschäftsführer des "Bündnisses Entwicklung Hilft":
"Und zwar haben wir in den Städten oft auch besser Möglichkeiten zur Bewältigung im Falle einer Katastrophe, dass zum Beispiel Rettungsdienste schneller kommen können, dass eine Versorgung der Stadt von außen besser und schneller möglich ist. Und wir haben aber auch eine höhere Gefährdung dadurch, dass in den Städten eine starke Verdichtung ist und wenn da die Bausubstanz nicht gut ist, haben wir im Falle des Erdbebens sehr katastrophale Schäden."
Ein Beispiel dafür ist Port au Prince auf Haiti. Die Stadt ist extrem gefährdet zum Beispiel durch Erdbeben oder Stürme. Aus eigener Kraft kann sie solche Katastrophen kaum bewältigen und sich in der Entwicklung auch nicht darauf einstellen, um künftig vorzubeugen, sagt Michael Kühn von der Welt Hunger Hilfe und erinnert an die verheerenden Folgen des Erdbebens von 2010:
"In Port au Prince wurde gebaut, je nachdem wie der Geldbeutel ausgestattet war, das heißt nicht, dass da geplant wird und Erdbebensicherheit vom Ingenieur vorgegeben wird und es ist extrem instabil und die Qualität des Zements wird nicht überprüft, die Statik wird nicht überprüft oder gar abgenommen. Also vor dem Hintergrund, hat so ein mittelschweres Erdbeben dazu geführt, dass 200.000 Leute, jeder zehnte Einwohner der Stadt, ums Leben gekommen ist."
Im WeltRisikoBericht wird die Gefährdung eines Landes durch Naturkatastrophen in Beziehung dazu gesetzt, wie verwundbar das Land ist, also wie gut eine Katastrophe bewältigt werden kann und wie gut die Anpassungsfähigkeit ist, um künftig schwerwiegenden Folgen zu vermeiden. Haitis Risikoindex diesbezüglich ist hoch. Noch schlechter schneidet in der Untersuchung allerdings Vanuatu ab, ein Inselstaat im Südpazifik.
Hoch gefährdet durch Überschwemmungen, Wirbelstürme und den Meeresspiegelanstieg, Schutzmaßnahmen gibt es so gut wie keine, ein Frühwarnsystem genauso wenig wie ein funktionierendes Rettungssystem.
USA hoch gefährdet
Hoch gefährdet durch Naturkatastrophen ist aber auch die USA. Die Städte an der Westküste liegen im Erdbebengebiet, die Ostküste ist häufig betroffen durch Stürme. Als reiches Land kann die USA aber weit besser vorbeugen, meint Peter Mucke:
"Zum Beispiel gegenüber Wirbelstürmen Deichbau durchzuführen, aber auch in den Umweltschutz zu investieren, zum Beispiel Ökosysteme, die im Küstenbereich sind zu schützen, damit die Überschwemmungen oder Wirbelstürme nicht mit voller Wucht auf küstennahe Städte oder küstennahe Siedlungen treffen."
Deutschlands Risiko ist noch geringer als das der USA, von 171 untersuchten Ländern liegt es auf dem 147. Platz. Schlusslicht und damit sicherstes Land der Untersuchung ist Katar.
Für das "Bündnis Entwicklung Hilft" und das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen, die die Untersuchung durchgeführt haben, sind die Ergebnisse nun ein Hinweis darauf, wo künftig auch in der Entwicklungspolitik Schwerpunkte gesetzt werden müssen. In vielen besonders gefährdeten Entwicklungsländern findet das Bevölkerungswachstum hauptsächlich in den Städten statt. Dort bilden sich dann Slums, zum Beispiel an Flussufern oder in Hanglagen und das sei im Falle einer Naturkatastrophe fatal, sagt Peter Mucke und erinnert an die Überschwemmungen in Indien und Pakistan:
"Und da sehen wir jetzt gerade wieder aktuell, wie schwer es für diese beiden Länder ist, mit einer Überschwemmung umzugehen, eine Katastrophe zu bewältigen, und das zeigt uns eben auch, dass wir den Arbeitsschwerpunkt zukünftig im gleichen Maße auch im städtischen Umfeld sehen müssen, wie wir das im ländlichen Raum haben."
Die Ergebnisse der Untersuchung sollen zum Beispiel beim Weltgipfel zur Katastrophenvorsorge 2015 in Sendai oder beim Weltgipfel Habitat 2016 vorgestellt werden, bei dem es um Leitlinien für eine nachhaltige Stadtentwicklung geht.