Wasserkraft, Biogas, Photovoltaik, Windenergie. Die Branche boomt. Diesen Eindruck vermittelt zumindest die Green Expo, die Messe grüner Zukunftstechnologien in Mexiko-Stadt. Das grüne Image, dass Mexikos Präsident Felipe Calderón seinem Land verpassen will, hier ist es längst zur Geschäftspraxis geworden. Und so sieht auch der Präsident des lateinamerikanischen Windenergieverbandes LAMEA, Fernando Tejeda, die Zukunft seiner Branche in Mexiko rosig, vor allem, wenn man eines bedenkt:
"Mexiko produziert noch immer 70 Prozent seiner Energie mit fossilen Brennstoffen. Und das Rohöl hier geht zur Neige. Deswegen ist es das Ziel der Regierung, alternative Energien zu entwickeln, um die Energiesicherheit nachhaltig sicherzustellen. Ziel ist es, 10 Prozent des Srombedarfs aus Windenergie zu gewinnen. Und der Isthmus ist einer der drei besten Orte der Welt zur Windenergiegewinnung."
Auf dem Isthmus von Tehuantepec, der Landenge zwischen dem Golf von Mexiko und dem Pazifik, bläst der Wind stark und stetig. Vor allem auf seiner Südseite, zwischen Kordillere und Pazifikküste, im Osten des Bundesstaates Oaxaca. Ein idealer Standort für Windparks. Hier im großen Stile Windenergie zu produzieren, das ist gut für’s Klima, gut für die Unternehmen und gut für die Region, verspricht Verbandspräsident Tejeda:
"Die Bauern bekommen eine Pacht pro Jahr, die so hoch ist, als würden die Bauern ihr Land alle 5 Jahre verkaufen. Außerdem können sie ihren Boden für Anbau und Viehwirtschaft weiterhin nutzen. Die Windenergie bietet der Region also soziale und wirtschaftliche Vorteile."
Auf der neuen Küstenautobahn östlich der Stadt Juchitan sind Windkraftanlagen stetiger Begleiter, fünf große Windparks stehen bereits, weitere vier sind im Bau. Es ist viel los in der indigen geprägten Region, die – weit entfernt von großen Verkehrswegen und Städten - lange Zeit isoliert vom Rest des Landes war, und mit deren Landwirtschaft es seit Inkrafttreten des Freihandelsabkommen NAFTA mit den USA steig bergab geht. Sind die Hoffnungen der Region in die Windkraft berechtigt? Anders als die Industrie sagt Benito Velázco Pardo: ‘NEIN!’ Er ist der katholische Pfarrer des Dorfes Santo Domingo Ingenio.
"Es wäre wichtig, dass die Windenergie der armen Bevölkerung in der Region zu Gute kommt und dass die Gewinne aus der Windenergie in die Entwicklung der Region investiert werden. Denn es gibt hier sehr viel Armut und kaum Perspektiven. Aber das wird nicht passieren. Die Anlagen nutzen nur denen, die Zugang zu den Windfirmen haben, den Politikern und reichen Bauern. Die Gemeinde aber wurde zu keinem Zeitpunkt in die Planungen einbezogen und konsultiert.”"
Und auch viele Bauern, wie die drei Brüder Cruz Velásquez sind nicht gut auf die Industrie zu sprechen. Sie fühlen sich über den Tisch gezogen:
""Die Unternehmen haben uns getäuscht. Sie haben die Bauern einzeln besucht und ihnen Verträge aufgeschwatzt. Verträge, die alle auf Spanisch waren und die gerade die älteren Bauern, die zapotekisch sprechen, gar nicht verstanden haben. Übersetzt wurden diese Verträge nie. Die Firmen wollten nur 100 Pesos pro Hektar und Jahr zahlen, weniger als 10 Euro. Diese Verträge sind nur gut für die Unternehmen, nicht für die Bauern.”"
" "Die Firmen kommen und verhandeln mit jedem Bauern einzeln, eine Versammlung gab es nicht. Uns Bauern haben sie alles Mögliche versprochen, Arbeitsplätze, billigen Strom, vor allem viel Geld. Aber in den Verträgen stand davon dann nichts mehr drin. Und selbst wenn sie jetzt mehr bezahlen und ein Bauer ein paar Tausend Pesos im Jahr bekommen kann, wie sollen wir davon unsere Familie ernähren?"
Zumal das Vieh nicht mehr in der Nähe der Anlagen grasen dürfe und die Felder in der Regenzeit unter Wasser stünden, da die Unternehmen keine Drainage um die Fundamente gezogen hätten. Und ein paar tausend Pesos, das klingt viel, sind aber nur 300 Euro im Jahr, kein Vergleich zu den 6000 Euro, die ein Bauer in Deutschland mit einem vergleichbaren Windrad auf seinem Grund an Jahrespacht verdienen kann.
"Als die Bauern verstanden haben, was die Verträge für sie bedeuteten, haben wir für sie geklagt. Es gab dann Drohungen von Seiten der Regierung, dass man der Region Entwicklungsgelder streichen würde. Aber die Bauern sind standhaft geblieben. Und wir sind dann direkt gegen die spanischen Firmen vorgegangen, die die Parks hier errichten. Die Unternehmen haben dann angesichts der Größe des Protestes selbst angeboten, die Verträge für Null und Nichtig erklären zu lassen.”"
...berichtet Javier Balderas vom Menschenrechtszentrum Tepayac, das für die betroffenen Bauern gegen die Pachtverträge erfolgreich vorgegangen ist. Für die Region sieht Javier Balderas kaum Vorteile: Die versprochenen Arbeitsplätze gebe es nur in der sechsmonatigen Bauphase, Gewinne würden mit den Gemeinden nicht geteilt und eine eigene Windindustrie entstehe in Mexiko auch nicht: Denn der Bau von Windparks in Mexiko ist fest in spanischer Hand. Endesa, Iberdrola, Fenosa, Gamesa und Acciona, sie haben den Isthmus längst unter sich aufgeteilt. Ein dickes Geschäft für Spanien, woher alle Bauteile kommen, für den staatlichen Stromproduzenten CFE, der große Strommengen nach Zentralamerika exportieren will. So wundert es nicht, dass das gute Image der Windindustrie in Mexiko angekrazt ist, wenn man Bauern wie Oliver López Santos zuhört:
""Die Windenergie ist schon eine gute Sache, das Problem ist halt nur, dass die Unternehmen nichts von ihrem Umsatz mit den Bauern und der Gemeinde teilen wollen"
Und so könnten die Pläne von Präsident Calderón, Mexiko in die Weltspitze der Windenergieproduzenten zu katapultieren, erheblichen Gegenwind bekommen. Die Industrie gibt sich derweil lernfähig, der druckfrische Jahresbericht des lateinamerikanischen Windenergieverbandes LAWEA konstatiert für Mexiko:
"Die Industrie hat in den letzten Jahren wichtige Lektionen gelernt: Sie beginnt den Wert fairer und transparenter Verträge mit den Gemeinden und Bauern zu erkennen und sie weiß um die Wichtigkeit, dass zukünftige Windparks die Entwicklung der betreffenden Region fördern.”
"Mexiko produziert noch immer 70 Prozent seiner Energie mit fossilen Brennstoffen. Und das Rohöl hier geht zur Neige. Deswegen ist es das Ziel der Regierung, alternative Energien zu entwickeln, um die Energiesicherheit nachhaltig sicherzustellen. Ziel ist es, 10 Prozent des Srombedarfs aus Windenergie zu gewinnen. Und der Isthmus ist einer der drei besten Orte der Welt zur Windenergiegewinnung."
Auf dem Isthmus von Tehuantepec, der Landenge zwischen dem Golf von Mexiko und dem Pazifik, bläst der Wind stark und stetig. Vor allem auf seiner Südseite, zwischen Kordillere und Pazifikküste, im Osten des Bundesstaates Oaxaca. Ein idealer Standort für Windparks. Hier im großen Stile Windenergie zu produzieren, das ist gut für’s Klima, gut für die Unternehmen und gut für die Region, verspricht Verbandspräsident Tejeda:
"Die Bauern bekommen eine Pacht pro Jahr, die so hoch ist, als würden die Bauern ihr Land alle 5 Jahre verkaufen. Außerdem können sie ihren Boden für Anbau und Viehwirtschaft weiterhin nutzen. Die Windenergie bietet der Region also soziale und wirtschaftliche Vorteile."
Auf der neuen Küstenautobahn östlich der Stadt Juchitan sind Windkraftanlagen stetiger Begleiter, fünf große Windparks stehen bereits, weitere vier sind im Bau. Es ist viel los in der indigen geprägten Region, die – weit entfernt von großen Verkehrswegen und Städten - lange Zeit isoliert vom Rest des Landes war, und mit deren Landwirtschaft es seit Inkrafttreten des Freihandelsabkommen NAFTA mit den USA steig bergab geht. Sind die Hoffnungen der Region in die Windkraft berechtigt? Anders als die Industrie sagt Benito Velázco Pardo: ‘NEIN!’ Er ist der katholische Pfarrer des Dorfes Santo Domingo Ingenio.
"Es wäre wichtig, dass die Windenergie der armen Bevölkerung in der Region zu Gute kommt und dass die Gewinne aus der Windenergie in die Entwicklung der Region investiert werden. Denn es gibt hier sehr viel Armut und kaum Perspektiven. Aber das wird nicht passieren. Die Anlagen nutzen nur denen, die Zugang zu den Windfirmen haben, den Politikern und reichen Bauern. Die Gemeinde aber wurde zu keinem Zeitpunkt in die Planungen einbezogen und konsultiert.”"
Und auch viele Bauern, wie die drei Brüder Cruz Velásquez sind nicht gut auf die Industrie zu sprechen. Sie fühlen sich über den Tisch gezogen:
""Die Unternehmen haben uns getäuscht. Sie haben die Bauern einzeln besucht und ihnen Verträge aufgeschwatzt. Verträge, die alle auf Spanisch waren und die gerade die älteren Bauern, die zapotekisch sprechen, gar nicht verstanden haben. Übersetzt wurden diese Verträge nie. Die Firmen wollten nur 100 Pesos pro Hektar und Jahr zahlen, weniger als 10 Euro. Diese Verträge sind nur gut für die Unternehmen, nicht für die Bauern.”"
" "Die Firmen kommen und verhandeln mit jedem Bauern einzeln, eine Versammlung gab es nicht. Uns Bauern haben sie alles Mögliche versprochen, Arbeitsplätze, billigen Strom, vor allem viel Geld. Aber in den Verträgen stand davon dann nichts mehr drin. Und selbst wenn sie jetzt mehr bezahlen und ein Bauer ein paar Tausend Pesos im Jahr bekommen kann, wie sollen wir davon unsere Familie ernähren?"
Zumal das Vieh nicht mehr in der Nähe der Anlagen grasen dürfe und die Felder in der Regenzeit unter Wasser stünden, da die Unternehmen keine Drainage um die Fundamente gezogen hätten. Und ein paar tausend Pesos, das klingt viel, sind aber nur 300 Euro im Jahr, kein Vergleich zu den 6000 Euro, die ein Bauer in Deutschland mit einem vergleichbaren Windrad auf seinem Grund an Jahrespacht verdienen kann.
"Als die Bauern verstanden haben, was die Verträge für sie bedeuteten, haben wir für sie geklagt. Es gab dann Drohungen von Seiten der Regierung, dass man der Region Entwicklungsgelder streichen würde. Aber die Bauern sind standhaft geblieben. Und wir sind dann direkt gegen die spanischen Firmen vorgegangen, die die Parks hier errichten. Die Unternehmen haben dann angesichts der Größe des Protestes selbst angeboten, die Verträge für Null und Nichtig erklären zu lassen.”"
...berichtet Javier Balderas vom Menschenrechtszentrum Tepayac, das für die betroffenen Bauern gegen die Pachtverträge erfolgreich vorgegangen ist. Für die Region sieht Javier Balderas kaum Vorteile: Die versprochenen Arbeitsplätze gebe es nur in der sechsmonatigen Bauphase, Gewinne würden mit den Gemeinden nicht geteilt und eine eigene Windindustrie entstehe in Mexiko auch nicht: Denn der Bau von Windparks in Mexiko ist fest in spanischer Hand. Endesa, Iberdrola, Fenosa, Gamesa und Acciona, sie haben den Isthmus längst unter sich aufgeteilt. Ein dickes Geschäft für Spanien, woher alle Bauteile kommen, für den staatlichen Stromproduzenten CFE, der große Strommengen nach Zentralamerika exportieren will. So wundert es nicht, dass das gute Image der Windindustrie in Mexiko angekrazt ist, wenn man Bauern wie Oliver López Santos zuhört:
""Die Windenergie ist schon eine gute Sache, das Problem ist halt nur, dass die Unternehmen nichts von ihrem Umsatz mit den Bauern und der Gemeinde teilen wollen"
Und so könnten die Pläne von Präsident Calderón, Mexiko in die Weltspitze der Windenergieproduzenten zu katapultieren, erheblichen Gegenwind bekommen. Die Industrie gibt sich derweil lernfähig, der druckfrische Jahresbericht des lateinamerikanischen Windenergieverbandes LAWEA konstatiert für Mexiko:
"Die Industrie hat in den letzten Jahren wichtige Lektionen gelernt: Sie beginnt den Wert fairer und transparenter Verträge mit den Gemeinden und Bauern zu erkennen und sie weiß um die Wichtigkeit, dass zukünftige Windparks die Entwicklung der betreffenden Region fördern.”