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Winterspiele in Pyeongchang
Olympia-Tickets als Ladenhüter

Keine vier Monate vor den Olympischen Winterspielen in Südkorea scheint das Interesse bei der eigenen Bevölkerung gering, nur 20 Prozent der Eintrittskarten wurden bislang verkauft. Auch wenn das mit der militärischen Bedrohung durch Nordkorea erklärt wird, sind andere Gründe viel wahrscheinlicher.

Von Carsten Upadek |
    Südkoreas neuer Präsident Moon Jae-In legt seinen Amtseid ab.
    Die Regierung Südkoreas plant wohlmöglich unpopuläre Tickets bis 70 Dollar aufzukaufen und zu verteilen. Hier Südkoreas Präsident Moon Jae-In. (AFP / POOL / Ahn Young-joon)
    Bei internationalen Auftritten von Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in sind die Spannungen mit Nordkorea bestimmendes Thema. Gerade erst versicherte er dem IOC-Präsidenten Thomas Bach in New York:
    "Ich glaube, dass eine erfolgreiche Ausrichtung der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang eine Gelegenheit wäre, den Frieden in der Region zu fördern und Bedenken hinsichtlich regionaler Sicherheit zu entschärfen."
    Wenig Interesse im Ausrichterland
    Ein anderes Problem macht den südkoreanischen Organisatoren wohl ebenso zu schaffen: das bisher geringe Interesse der Bevölkerung. Die Verkaufszahlen der Eintrittskarten liegen aktuell laut Organisationskomitee insgesamt bei rund 30 Prozent. Bei den Tickets, die in Korea angeboten werden, bei sogar nur 20 Prozent. Und dabei spiele die Sicherheitslage keine Rolle, erklärt der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Seoul, Stefan Samse. Denn an die Bedrohung durch Nordkorea habe man sich gewöhnt. Stattdessen:
    "Ein Faktor sind die teuren Hotelpreise, die hohen Gesamtkosten überhaupt. Das findet man wenig in den offiziellen Berichten, vor allem aber in den Diskussionen, die es gibt in den sozialen Netzwerken. Da sagen schon die Bürgerinnen und Bürger, dass man sich das als Familie nicht leisten kann bei durchaus happigen Ticketpreisen, bei hohen Übernachtungskosten, bei einer Anfahrt, wenn man nicht aus der Region kommt."
    Massiv auf die Spiele hingewiesen
    Die Tageszeitung "The Korea Herald" zitiert eine von der demokratischen Partei veröffentlichte Zahl, nachdem sich die Preise für Unterkünfte in den Olympiastädten Gangneung und Pyeongchang verdreifacht hätten. Weiter schreibt die Zeitung, Winterspiele seien in Korea nicht populär, das Organisationskomitee habe Probleme, Sponsoren zu finden. Jetzt gehen die koreanischen Organisatoren in die Offensive, beobachtet Stefan Samse von der Konrad-Adenauer-Stiftung:
    "Das ging vor einigen Wochen los, als der Präsident im Spätsommer seinen Urlaub unterbrochen hat, um nach Pyeongchang zu den olympischen Stätten zu fahren und von dort massiv auf die Spiele hinzuweisen."
    Unpopuläre Tickets aufkaufen
    Damals lag der Anteil der verkauften Tickets gerade bei zehn Prozent. Im September ließ sich dann Olympia-Chef Lee Hee-beom zitieren, man habe Plan B eingeläutet und wolle die 17 Regionalregierungen sowie Schulen mobilisieren, um die Verkäufe anzukurbeln.
    Nun hieß es zudem, die Regierung plane unpopuläre Tickets bis 70 Dollar aufzukaufen und zu verteilen. Wie sich das auf die Gesamt-Kosten auswirkt, ist unklar. Überhaupt schwanken die Zahlen für Pyeongchang 2018 je nach Bericht zwischen 10- und 15 Milliarden Euro. Eine Hoffnung aber bleibt den Organisatoren in Sachen Ticket-Verkauf, sagt Stefan Samse:
    Tendenz zum späten Ticketkauf
    "Es ist durchaus so, dass sich Koreaner bei Großveranstaltungen eher spät als langfristig Plätze sichern. Das war bei vergleichbaren Großereignissen, den Olympischen Spielen 1988 oder der Fußball-Weltmeisterschaft 2002, in der Tendenz auch so."
    Er geht davon aus, dass sich im Dezember und Januar noch etwas bewege, zumal diskutiert werde, die Ticketpreise zu senken.