Im Hippieoutfit von anno dazumal, als er noch Musikkritiken für die "FAZ" schrieb und ihm der unerhört erfolgreiche und von vielen zutiefst gehasste Verleger Axel Springer erklärtermaßen "völlig egal" war – so hatte der heutige Verlagschef Mathias Döpfner sich selber als Prolog inszenieren lassen; er schrieb einen Brief "nach oben", an den vor 27 Jahren verstorbenen Ex-Hausherrn, und nach der skrupulösen Anrede wurde (natürlich!) eine Ehrenrede daraus ... aber warum? Vor allem des wüsten Durcheinanders wegen, das den Lebensweg des guten Menschen von Altona geprägt hatte: als Heiliger und Hallodri, als Gutmensch und Giftmischer, als Swing-Heini und verhinderten Operettensänger, als Hai im deutschen Karpfenteich.
Für die Revue, die folgte, hatten die Autoren Benjamin von Stuckrad-Barre, Peter Huth und Ulrich Waller Stichproben dieses Rummelplatzlebens genommen; gelegentlich frech und polemisch, vor allem aber chronologisch – zu Beginn mit einem der schönsten Chansons, das in den ersten Nachkriegsmonaten in Hamburg entstand:
Auch der legendäre Antwortsatz des Jungverlegers auf die Frage des englischen Presseoffiziers danach, wer ihn denn verfolgt habe, fällt im Folgenden: Die Frauen, sagt Springer, immer nur die Frauen.
Herbert Knaup schlängelt sich in der Titelpartie elegant von Presseball zu Presseball (wie hieß so was bei Hans Albers? Richtig: Aasig!), und er spannt den hanseatischen Honoratioren regelmäßig die Gattinnen aus. Es menschelt beträchtlich, vielleicht ein bisschen zu sehr im ersten Teil der Revue.
Die Politik kommt im Grunde erst auf Sylt ins Spiel, im Strandkorb Seit' an Seite mit Rudolf Augstein:
Das werden die schönsten Momente des Abends – Knaup als Springer und Peter Jordan als Augstein liefern einander kleinere und feinere, größere und gröbere Wortgefechte, als säßen sie wie Waldorf und Statler selig in der Rangloge des Welttheaters und müssten immerzu zuschauen.
Die meisten Dialoge sind wohl bekannt und Kennern vertraut – die Autoren haben sich zugänglicher Quellen bedient, der investigative Eifer der Recherche ist gleich null. Aber an ein paar echte Kuriositäten wird ja auch erinnert – etwa an die Sylter Schnapsidee von Axel und Rudi, mal eben nach Moskau zu reisen, um Herrn Chruschtschow zu erklären, wie die deutsche Frage zu lösen wäre: durch Neutralität, will Springer, der Prophet der Wiedervereinigung, im Kreml ernsthaft anbieten ... Augstein ist gar nicht erst mitgefahren und macht sich darum auch nicht lächerlich.
Viel zu viel Zeit verwendet Wallers Revue auf die Bespitzelung durch die Stasi– und führt dabei nur einen (von heute aus) sehr ulkigen Desinformationsfilm aus DEFA-Produktion vor Augen und Ohren. Nie zuvor sicherlich wurde in der Konzernzentrale so lauthals "Enteignet Springer!" getönt – in musikalische Arrangements gegossen, stürzt sich die Revue für eine Weile in den szenischen Straßenkampf von 1968. 21 Jahre später, und am Ende der Revue, fällt die Mauer, und Springer ist schon vier Jahre tot. Das letzte Wort gehört Gattin und Erbverwalterin Friede Springer:
Die richtige Witwe sitzt natürlich in der ersten Reihe, als Leslie Malton sie auf der Bühne zitiert und ihr hat's sichtlich gefallen. Die Herren Gauck, Genscher und von Weizsäcker dagegen saßen eher stumm drum herum und sahen nicht ganz so amused aus – alternativ hätten ja womöglich sie die Festreden halten müssen.
So betrachtet war's besser so – auch wenn Waller kein wirkliches neues Springerbild beschwören konnte. Aber mal sehen – vielleicht wird ja noch ein Fernsehfilm draus.
Für die Revue, die folgte, hatten die Autoren Benjamin von Stuckrad-Barre, Peter Huth und Ulrich Waller Stichproben dieses Rummelplatzlebens genommen; gelegentlich frech und polemisch, vor allem aber chronologisch – zu Beginn mit einem der schönsten Chansons, das in den ersten Nachkriegsmonaten in Hamburg entstand:
Auch der legendäre Antwortsatz des Jungverlegers auf die Frage des englischen Presseoffiziers danach, wer ihn denn verfolgt habe, fällt im Folgenden: Die Frauen, sagt Springer, immer nur die Frauen.
Herbert Knaup schlängelt sich in der Titelpartie elegant von Presseball zu Presseball (wie hieß so was bei Hans Albers? Richtig: Aasig!), und er spannt den hanseatischen Honoratioren regelmäßig die Gattinnen aus. Es menschelt beträchtlich, vielleicht ein bisschen zu sehr im ersten Teil der Revue.
Die Politik kommt im Grunde erst auf Sylt ins Spiel, im Strandkorb Seit' an Seite mit Rudolf Augstein:
Das werden die schönsten Momente des Abends – Knaup als Springer und Peter Jordan als Augstein liefern einander kleinere und feinere, größere und gröbere Wortgefechte, als säßen sie wie Waldorf und Statler selig in der Rangloge des Welttheaters und müssten immerzu zuschauen.
Die meisten Dialoge sind wohl bekannt und Kennern vertraut – die Autoren haben sich zugänglicher Quellen bedient, der investigative Eifer der Recherche ist gleich null. Aber an ein paar echte Kuriositäten wird ja auch erinnert – etwa an die Sylter Schnapsidee von Axel und Rudi, mal eben nach Moskau zu reisen, um Herrn Chruschtschow zu erklären, wie die deutsche Frage zu lösen wäre: durch Neutralität, will Springer, der Prophet der Wiedervereinigung, im Kreml ernsthaft anbieten ... Augstein ist gar nicht erst mitgefahren und macht sich darum auch nicht lächerlich.
Viel zu viel Zeit verwendet Wallers Revue auf die Bespitzelung durch die Stasi– und führt dabei nur einen (von heute aus) sehr ulkigen Desinformationsfilm aus DEFA-Produktion vor Augen und Ohren. Nie zuvor sicherlich wurde in der Konzernzentrale so lauthals "Enteignet Springer!" getönt – in musikalische Arrangements gegossen, stürzt sich die Revue für eine Weile in den szenischen Straßenkampf von 1968. 21 Jahre später, und am Ende der Revue, fällt die Mauer, und Springer ist schon vier Jahre tot. Das letzte Wort gehört Gattin und Erbverwalterin Friede Springer:
Die richtige Witwe sitzt natürlich in der ersten Reihe, als Leslie Malton sie auf der Bühne zitiert und ihr hat's sichtlich gefallen. Die Herren Gauck, Genscher und von Weizsäcker dagegen saßen eher stumm drum herum und sahen nicht ganz so amused aus – alternativ hätten ja womöglich sie die Festreden halten müssen.
So betrachtet war's besser so – auch wenn Waller kein wirkliches neues Springerbild beschwören konnte. Aber mal sehen – vielleicht wird ja noch ein Fernsehfilm draus.