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Zum Tod von Ettore Scola
Regisseur mit unverwechselbarem Stil

Der italienische Regisseur und Drehbuchautor Ettore Scola ist im Alter von 84 Jahren in Rom gestorben. Für seinen Film "Die Schmutzigen, die Häßlichen und die Gemeinen" erhielt er 1976 als Regisseur in Cannes die Goldene Palme.

Von Tilmann Kleinjung |
    Der italienische Regisseur Ettore Scola
    Der italienische Regisseur Ettore Scola ist in einem Krankenhaus in Rom verstorben. (dpa/picture-alliance/Claudio Onorati)
    Sein Stil ist einzigartig, unverwechselbar. Ettore Scola hat sich immer beschränkt. In Raum und Zeit. "Una giornata particolare" – ein besonderer Tag, heißt sein wohl bekanntester Film aus dem Jahr 1977. Eine Faschismus-Studie, die in einer römischen Mietskaserne spielt. Es ist der 8. Mai 1938, der Tag an dem Hitler in Rom war. Im Hintergrund hört man das Horst-Wessel-Lied. Und im Bild erzählt Scola die Geschichte einer unmöglichen Beziehung. Er ist homosexuell und sie ist Mutter von sechs Kindern.
    Ein Mann, gespielt von Marcello Mastroianni, und eine Frau, Sophia Loren, die von der Kamera durch diesen besonderen Tag begleitet werden.
    "Um Geschichten zu erfinden, muss man den einfachen Leuten nachschleichen. Weil hier alle möglichen Geschichten passieren."
    Gespür für Wirklichkeit
    Dieses Kino braucht keinen aufwändigen Plot, keine großen Effekte, keinen Soundtrack. Um solche Filme zu drehen, braucht man vor allem Mut, Intelligenz und Witz. Von allem hatte Ettore Scola im Übermaß. Sein größtes Talent aber war die Beobachtungsgabe. Sein Gespür für Wirklichkeit.
    1976 bekam Scola in Cannes die Goldene Palme für "Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen" - eine Milieustudie aus einer Baracke in einer römischen Vorortsiedlung, in der vier Generationen zusammenleben und sich im Alltag irgendwie arrangieren. Typisch römisch. Durch die offene Tür der Baracke sieht man die Kuppel des Petersdoms.
    "Eigentlich habe ich in all meinen Filmen erst einmal damit begonnen, die Wirklichkeit zu beobachten. Ich hatte Lust, von unserem Land zu erzählen. Manchmal organisch, indem ich lange historische Zeiträume erzähle, andere Male kurze Abschnitte. Jedenfalls war mein Kino nie ein Kino der Fantasie, sondern immer ein Kino der Beobachtung.
    Begegnung mit Federico Fellini
    1931 geboren beginnt Scola noch als Schüler unmittelbar nach dem Krieg bei der Satirezeitung "Marc' Aurelio". Hier lernt er den jungen Federico Fellini kennen und die Welt des italienischen Nachkriegsfilms.
    Von dieser Begegnung erzählt er in seinem letzten Film, eine Dokumentation über seine Beziehung zum großen Regisseur Fellini, die bei den Filmfestspielen von Venedig 2013 Premiere hatte. Und das nachdem Ettore Scola eigentlich angekündigt hatte, mit dem Filmemachen aufzuhören.
    "Ich hatte aufgehört, vor allem weil das Kino heute einer Logik folgt, mit der ich nicht zu Recht kam: eine Logik des Kinos oder des Fernsehens, eine Logik der Politik. Ich habe einfach aufgehört und war glücklich damit, weil ich Freiheit und Zeit zurückgewonnen habe, die ich vorher nicht hatte."
    Ettore Scola starb am Dienstag im Alter von 84 Jahren in einer Klinik in Rom. "Mit seinen Filmen hat er Italien erzählt", schreibt die "Repubblica" und zitiert Ministerpräsident Matteo Renzi: "Scola hinterlässt eine gewaltige Lücke in der Kultur unseres Landes."