Der 1926 in Hamburg in ärmlichen Verhältnissen geborene Kant ging 1949 nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft in die DDR, trat der SED bei, holte sein Abitur an der Arbeiter- und Bauernfakultät in Greifswald nach, studierte, wurde Abgeordneter der Volkskammer, saß im Zentralkomitee der SED, rückte nach Anna Seghers auf den Posten des Präsidenten des DDR-Schriftsteller-Verbandes.
Ein Mann mit viel Einfluss, der offensichtlich seine Macht und seine Funktionen unter anderem dazu benutzte, missliebige Schriftstellerkollegen aus dem Schriftstellerverband auszuschließen. Andererseits soll er aber auch versucht haben, Autoren, die sich kritisch mit der DDR-Kulturpolitik auseinandersetzten, zu integrieren. Was aber im Nachhinein nichts half. Denn gerade Kant fiel in der Nachwendezeit so tief wie kaum ein anderer DDR-Autor.
Auch kam nach dem Ende der DDR an die Öffentlichkeit, dass Hermann Kant Informeller Mitarbeiter der Stasi gewesen sein soll. Eine schillernde Figur also, die im Westen – auch als Autor - nie mehr an die früheren großen Erfolge mit seinen berühmten Romanen "Die Aula", "Das Impressum" und "Der Aufenthalt" anknüpfen konnte. Kant zog sich Mitte der 90er-Jahre aus der Öffentlichkeit in sein Privatdomizil in Neustrelitz zurück.
Zum Nachhören:
Regisseur und Schriftsteller Wolfgang Kohlhaase im Gespräch mit Angela Gutzeit
Lektorin Angela Drescher vom Aufbau Verlag Hermann Kants Bücher im Gespräch mit Angela Gutzeit
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