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Zypern
Neue Verhandlungen über Wiedervereinigung

Nach sieben Monaten Eiszeit zwischen dem türkischen Norden und dem griechischen Süden Zyperns werden heute die Verhandlungen zur Wiedervereinigung der Insel fortgesetzt. Großen Anteil daran hat der im Oktober 2014 neu gewählte Präsident der Türkischen Republik Nordzypern. Er will durch neue Vorschläge die Wiedervereinigung voranbringen.

Von Thomas Bormann |
    Mustafa Akinci, Präsident der Türkischen Republik Nordzypern
    Nordzyperns Präsident Akinci will sein Land aus der internationalen Isolation führen. (picture-alliance / dpa / Katia Christodoulou)
    Viele türkische Zyprer sind schon in Vereinigungs-Stimmung: Vor knapp drei Wochen tanzten sie auf den Straßen und riefen: Akinci bringt die Lösung.
    Akinci ist die Antwort. Sie feierten den linksliberalen Politiker Mustafa Akinci, der gerade die Wahl zum Präsidenten der türkischen Zyprer gewonnen hatte. Manche schwenkten dabei sogar die Europa-Flagge.
    Der 67-jährige Mustafa Akinci will die türkischen Zyprer in die EU führen.
    Das geht allerdings nur, wenn sich türkische und griechische Zyprer auf eine Wiedervereinigung der Insel einigen.
    "Wir werden wie Brüder und Schwestern zusammenleben", sagte ein türkischer Zyprer:
    "Akinci ist der Einzige, mit dem wir das erreichen können", fügt seine Frau an.
    Raus aus der internationalen Isolation
    Die türkischen Zyprer wollen endlich raus aus der internationalen Isolation. Denn ihre Türkische Republik Nordzypern wird von keinem Staat der Welt anerkannt außer von der Türkei. Mit ihrem nordzyprischen Pass können die türkischen Zyprer in kein Land der Welt reisen außer in die Türkei. Kein Flugzeug der Welt darf Nordzypern direkt anfliegen, das geht nur mit einem Umweg über die Türkei; kein Schiff darf nordzyprische Häfen anlaufen.
    Mustafa Akinci, der frisch gebackene Präsident der türkischen Zyprer, will das ändern; er will, dass die 250.000 türkischen Zyprer zur Weltgemeinschaft dazu gehören; der Weg dahin führt über die Wiedervereinigung mit den griechischen Zyprern. Seine Vorgänger im Amt des türkisch-zyprischen Präsidenten hätten keinen Willen zur Lösung gehabt, bei ihm sei das anders, verspricht Mustafa Akinci:
    "Meine Politik ist auf eine Lösung ausgerichtet. Mit vertrauensbildenden Maßnahmen werden wir einer Lösung näher kommen."
    Vertrauensbildende Maßnahmen für die Wiedervereinigung
    Akinci hat schon einen Vorschlag für eine solche vertrauensbildende
    Maßnahme: Die griechischen Zyprer bekommen den Küsten-Ort Varoscha zurück, den die türkische Armee seit nunmehr 41 Jahren besetzt hält. Im Gegenzug lockern die griechischen Zyprer den Boykott, damit der türkisch-zyprische Flughafen Ercan für den internationalen Flugverkehr freigegeben wird.
    Ob die griechischen Zyprer auf derlei Angebote eingehen werden, ist allerdings fraglich. Bislang haben die griechischen Zyprer Teil-Lösungen stets abgelehnt. Sie verlangen vor allem, dass die 30.000 türkischen Soldaten vom Nordteil der Insel abziehen. Zudem soll aber auch etwa die Hälfte der jetzigen Einwohner Nordzyperns die Insel verlassen; nämlich all jene Personen, die in den vergangenen vier Jahrzehnten von der Türkei auf Zypern angesiedelt wurden. Andreas Mavroiannis, der Unterhändler der griechischen Zyprer, sagte bei der Verhandlungsrunde vor gut einem Jahr über die sogenannten "türkischen Siedler":
    "Diese Leute, also: Persönlich habe ich nichts gegen diese Leute, aber, dass sie hier leben, geht auf kriminelle Handlungen zurück. Und wir können das nicht billigen. Oder sollen wir unsere Zukunft etwa mit den türkischen Siedlern gestalten?"
    Ungewisse Zukunft
    An solchen Fragen sind schon Dutzende Versuche zur Wiedervereinigung Zyperns gescheitert. Trotzdem: Der neue türkisch-zyprische Präsident Mustafa Akinci bleibt zuversichtlich und gibt sich optimistisch, dass es diesmal klappt, dass eine Lösung gefunden wird und dass türkische und griechische Zyprer künftig in einem gemeinsamen Staat miteinander leben werden.