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Aus für Hochschulrat?

Mehr Entscheidungsfreiheit für die Hamburger Fakultäten und weniger Einmischung in Lehrpläne und Forschung durch die Poltik, so das Ziel. Eine Forderung, die eine Untersuchung zum Hamburgischen Hochschulgesetz unterstützt.

Von Verena Herb |
    "Die Hauptabsicht unserer Empfehlungen liegt in der Stärkung der Autonomie der Hochschulen gegenüber dem Staat, zweitens der sichergestellten Partizipation aller Mitglieder der Hochschulen und schließlich in den Versuch, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen einer Strategie und handlungsfähigen Leitung der Hochschulen und eine alle Mitglieder der Hochschule motivierenden Transparenz der notwendigen Entscheidungen","

    fasst Professor Winfried Schulze, Vorsitzender der Evaluierungskommission zum Hamburgischen Hochschulgesetz die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Übersetzt heißt das: Die Hochschulen sollen mehr alleine entscheiden können – ohne, dass die Politik in zu großem Maße mitmischt. Ein Beispiel: Die Berufung des Personals. Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach:

    ""Hamburg ist mit das einzige Land, in dem ein Stück weit das Hochschulpersonal noch von außen gesteuert wird. Ich glaube, das können wir uns in einer Zeit, wo die wissenschaftliche Konkurrenz untereinander weltweit so immens geworden ist, wo man unter Umständen ganz schnell auf sehr qualifiziertes wissenschaftliches Personal zurückgreifen muss, gar nicht leisten."

    Hamburgs Wissenschaftssenatorin hatte Ende letzten Jahres diese Untersuchung in Auftrag gegeben, um die in den vergangenen Jahren eingeführten neuen Strukturen und Gremien untersuchen zu lassen. Vor allem der Hochschulrat, der 2003 vom damaligen Wissenschaftssenator geschaffen wurde, stand bei der Evaluierung im Fokus – und in der Kritik: Die neun Mitglieder des Hochschulrats werden von der Wissenschaftsbehörde und von der jeweiligen Hochschule berufen und bestimmen die strategische Steuerung der Hochschule, genehmigen die Etats der Fakultäten und wählen den Uni-Präsidenten. Die Kommission ist sich einig: Der Hochschulrat müsse "entlastet" werden. Was soviel heißt wie: Er muss entmachtet werden. Viel zu lange wurde der Hochschulrat mehr als Fremdkörper denn als internes Gremium der Uni wahrgenommen. Prof. Winfried Schulz, Vorsitzender der Kommission:

    "Wir haben eine Stärkung der Senate empfohlen. Sowohl bei der Präsidentenwahl, als auch bei der Vorbereitung der Struktur- und Entwicklungspläne und bei der Mittelvergabe."

    Die Handlungsmöglichkeiten des akademischen Senats, der Fakultäten, die in Hamburg die Größe kleiner Universitäten haben, und auch und vor allem die Mitwirkung der Hochschulmitarbeiter generell soll gestärkt werden. Im Kommissionsbericht liest sich das so:

    Die großen Hochschulen benötigen dringend eine funktionsfähige "Dritte Ebene": Die Organisation des Hochschulalltags, insbesondere die Lehrplanung und die inhaltliche Planung der Studiengänge muss Hochschulmitgliedern mit möglichst großer Sachnähe übertragen werden.

    Sören Faika, Vorsitzender des Asta der Universität Hamburg, kann das nur unterstützen:
    "Jetzt ist so die Chance, jetzt müssen die Studierenden auch mitarbeiten auch in ihren Fachbereichen, die ja hier im Bericht als dritte Ebene bezeichnet wird, da sind wir auch ganz froh, dass das in der Empfehlung der Kommission drin vorkommt, dass das gestärkt werden muss. Das ist ein ganz wichtiger Bereich, besonders für die großen Fakultäten."
    Nun liegt es an der Politik, diese Empfehlungen auch umzusetzen. Wissenschaftssenatorin Gundelach:
    "Wir werden jetzt innerhalb des Senats und innerhalb der Koalition diese Dinge sehr intensiv diskutieren, diese Empfehlungen und werden dann daraus Vorschläge entwickeln, die wir dann in das parlamentarische Verfahren zur Änderung des Hochschulgesetzes einbringen werden."

    Voraussichtlich bis Ende des Jahres soll ein erster Entwurf zur Änderung des Hamburger Hochschulgesetzes vorliegen.