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Beiersdorf im Aufwind

Der Kosmetikkonzern Beiersdorf hat mit seinen Bilanzzahlen für das dritte Quartal die Erwartungen übertroffen. Entscheidend dafür ist der neue Kurs des Konzernchefs, mehr Kunden in Südamerika und China zu begeistern.

Von Verena Herb |
    Der neue Chef von Beiersdorf, Stefan Heidenreich, verkündete am Vormittag positive Zahlen für das Hamburger Traditionsunternehmen. Dank der Straffung von Strukturen, einem bereinigten Produktsegment und auch einem Stellenabbau kletterte der Gewinn allein im dritten Quartal um fast ein Drittel auf 185 Millionen Euro.

    "Ich glaube, wir arbeiten alle ein bisschen härter. Wir fokussieren uns sehr viel stärker. Und wir machen alles ein bisschen schneller."

    Damit übertraf Beiersdorf die Markterwartungen.

    "Die Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten liegt im Rahmen unserer Erwartungen. In einem teilweise schwierigen Marktumfeld ist es uns gelungen, den Konzernumsatz organisch um 3,7 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro zu steigern."

    Vor allem das Wachstum in den Schwellenländern habe zu der Entwicklung beigetragen, so Vorstandschef Heidenreich.

    "Durch verstärke Aktivitäten in diesen Märkten ist es uns gelungen, deren Anteil am Consumergesamtumsatz auf rund 48 Prozent zu steigern."
    Während die Erlöse im krisengeplagten Westeuropa um 2,5 Prozent zurückgingen und in Deutschland um 0,5 Prozent, zeigt sich in Osteuropa und Lateinamerika ein ganz anderes Bild. Besonders hebt Stefan Heidenreich die gute Geschäftsentwicklung in Russland hervor. Einem der wichtigsten Wachstumsmärkte des Konzerns.
    "Eine besonders positive Geschäftsentwicklung verzeichnen wir mit einem Umsatzwachstum von 15,5 Prozent in der Schwerpunktregion Lateinamerika. Wobei wir insbesondere in Brasilien stark zugelegt haben."

    Noch unter dem alten Vorstand Thomas Bernd Quaas war Beiersdorf lange vorgeworfen worden, den Trend in Schwellenländern verpasst zu haben. Statt dessen investierte man zum 100. Geburtstag der Kernmarke Nivea 2011 100 Millionen Euro in eine aufwendige Jubiläumskampagne. Unter anderem mit dem Popstar Rihanna als Testimonial. Diese Strategie ging nicht wirklich auf – und auch der neue Konzernchef gab offen zu, kein großer Fan dieser Kampagne gewesen zu sein. Beiersdorf konzentriert sich weiterhin auf die Kernmarke Nivea, wird sich dabei aber vermehrt auf die Märkte in Russland, China und Brasilien, die in zwei Jahren mehr als die Hälfte des Umsatzes ausmachen sollen, fokussieren.

    "Die Fokussierung auf diese Märkte ist richtig und auch zukunftsweisend für Beiersdorf."

    Um näher an die Märkte heranzurücken, baut das Unternehmen eine neue Fabrik in Mexiko, die 550 Mitarbeiter beschäftigen soll. Auch in China, für Beiersdorf ein schwieriger Markt, verstärkt der Konzern seine Präsenz und will bis 2014 schwarze Zahlen schreiben.
    Nach seinen sechs Monaten im Amt legt Vorstandschef Heidenreich also bessere Zahlen vor, als erwartet. Entsprechend positiv auch der Blick in die Zukunft:


    "Wir erwarten jetzt eine Umsatzsteigerung für den Konzern von drei bis vier Prozent. Wir bestätigen unsere Erwartungen für die operative EBIT-Umsatzrendite in Höhe von rund zwölf Prozent. Und rechnen mit einem Gewinn nach Steuern in Höhe von 8 Prozent vom Umsatz."

    Blue Agenda heißt das Projekt, das den Hamburger DAX-Konzern weiter nach vorne bringen soll. Heidenreich kündigte an: Es werde noch drei oder vier Jahre dauern, bis sämtliche Ziele erreicht werden können.