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DFL-Taskforce "Zukunft des Profifußballs"
Großer Wurf oder Papiertiger?

Nachhaltiger und fairer soll er aussehen, der Profifußball im Jahr 2030. Das jedenfalls versprechen die Handlungsempfehlungen der "Taskforce Zukunft Profifußball". Die Deutsche Fußball Liga feiern sie als großen Wurf, andere sind skeptisch. Besonderer Streitpunkt: die Finanzen.

Anna-Maria Hass, Tanja Ferkau, Christian Müller im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Das Stadion von Bundesligist Bayer 04 Leverkusen
17 Handlungsempfehlungen - das ist das Ergebnis der "Taskforce Zukunft Profifußball" (www.imago-images.de)
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) soll sich in Europa und global dafür einsetzen, dass es eine Deckelung der Spielergehälter gibt, also einen sogenannten Salary Cap. So steht es in einer der insgesamt 17 Handlungsempfehlungen, die die DFL am 3. Februar veröffentlicht hat - als Abschlussbericht der sogenannten "Taskforce Zukunft Profifußball", für die sich 31 Experten und Expertinnen seit Herbst mehrmals getroffen und ausgetauscht haben.

Salary Cap als "Ablenkungsmanöver"

Einen europaweiten Salary Cap hält Christian Müller zwar für eine gute, aber unrealistische Idee. "Sie werden bei jedem Politiker Verständnis dafür finden, dass man so etwas will. Aber das ist für mich sozusagen ein Versprechen, das niemand am Ende einlösen können wird und deswegen eigentlich ein Ablenkungsmanöver", sagte Müller im Deutschlandfunk-Sportgespräch. Er war von 2001 bis 2010 Finanzchef bei der DFL und hat auch die Einführung des Financial Fair Play auf europäischer Ebene mit gestaltet.
Wanja Greuel, Geschäftsführer der Young Boys Bern und Vorstandsmitglied in der Europäischen Club Vereinigung ECA. 
"Dann spielen die Klubs international nur untergeordnete Rollen"
Wanja Greuel, Geschäftsführer der Young Boys Bern und Vorstandsmitglied in der Europäischen Club Vereinigung, würde eine Gehaltsobergrenze in der Bundesliga begrüßen. Allerdings bezweifelt er, ob die großen Klubs mitziehen.
Mit Blick auf einen nationalen Salary Cap in Deutschland sehe er - abgesehen von den möglichen Problemen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fußball-Klubs - auch Probleme "mit dem deutschem Arbeitsrecht und Kartellrecht", erklärte Müller.
Gar kein gutes Haar ließ Christian Müller an einer weiteren "finanziellen" Handlungsempfehlung der Taskforce: Die TV-Gelder aus der Champions League sollten gleichmäßiger verteilt werden. "Wenn man - zu Recht - beklagt, dass die Verteilung des Fernsehgeldes viel zu stark vom sportlichen Erfolg abhängt", so Müller, müsse man daran in Deutschland etwas ändern. "Dann aber nach Nyon in der Schweiz zu zeigen und zu sagen: 'UEFA, mach mal was mit 55 Mitgliedsverbänden' - das ist schon hart an der Grenze der Volksverdummung."

Kritik und Lob für den Prozess

Anna-Maria Hass kritisierte im Dlf-Sportgespräch unter anderem das Zustandekommen der 17 Handlungsempfehlungen, die am 3. Februar von der DFL veröffentlicht wurden. Als Mitglied des Fanbündnisses "Zukunft Profifußball" hatte Hass selbst an den Gesprächen der Taskforce teilgenommen - als eine von insgesamt sechs Fan-Vertretenden.
Es sei offensichtlich, "dass eine Auswahl getroffen wurde, welche Themen drinstehen und und welche nicht", sagte Hass im Deutschlandfunk. Warum einige Themen nicht mit aufgenommen wurden, "wurden bis heute zumindest nicht zu unserer Zufriedenheit beantwortet." Eine Abstimmung darüber habe es jedenfalls nicht gegeben.
Trotz dieser Kritik lobte Anna-Maria Hass den gesamten Prozess als insgesamt sehr konstruktiv: "Was ich wahrgenommen habe, ist grundsätzlich ein großes Interesse daran, den Fußball zukunftsfähig weiterhin auf stellen."

"Da darf noch viel passieren"

Einer Einschätzung, der sich auch Tanja Ferkau im Deutschlandfunk-Sportgespräch anschloss. Auch sie war selbst beteiligt am Austausch innerhalb der Taskforce - als Gründerin der gemeinnützigen Impct GmbH, die Unternehmen dabei berät, eine nachhaltige Unternehmensstrategie zu entwickeln.
"Ich finde das auch völlig legitim, dass Kritik geäußert wird", so Ferkau. "Ich finde es aber vor allen Dingen gut, dass die DFL ja an vielen Stellen angekündigt hat, weitere Schritte zu gehen. Also, dass dieser Prozess nicht abgeschlossen ist. Das fand ich richtig gut."
In Sachen Nachhaltigkeit könne "der Fußball noch viel, viel weiter gehen", sagte Tanja Ferkau: "Da darf noch viel passieren." Allerdings sei es in ihren Augen durchaus möglich, den Profifußball bis 2030 nachhaltiger zu machen. "Wir wollen, dass die Profiklubs gebunden sind an bestimmte Kriterien. Das wird gemonitort, und das wird auch belohnt, wenn es stattfindet."