25. September 2024
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Kommentiert werden der Ernährungsbericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums und die Reaktionen auf die drohende Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit. Doch zunächst geht es um Israels anhaltende Militärschläge gegen Stellungen der Hisbollah-Miliz im Libanon.

Zerstörte Autos, Häuser und Straßen in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut.
Nach den israelischen Angriffen auf den Libanon herrschen dort vielerorts Chaos und Panik, tausende Menschen sind auf der Flucht. (AFP / ANWAR AMRO)
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG schreibt: "Man kann kritisieren, dass Ministerpräsident Netanjahu den fortgesetzten Krieg dazu nutzt, um an der Macht zu bleiben. Und dass er mit immer neuen militärischen Aktionen die Geduld seiner Unterstützer strapaziert, etwa den USA und Deutschland. Gleichzeitig steigt die Gefahr einer Einmischung durch den Iran. Dennoch muss man daran erinnern: Es war die Hisbollah, die seit Beginn des Gazakrieges unermüdlich Raketen auf Israel abgeschossen hat. Sie wendet dabei die gleiche Strategie wie die Hamas an, nämlich Abschussbasen und Munitionslager in zivilen Gebäuden zu verstecken, sodass es bei israelischen Militärschlägen jedes Mal zivile Opfer gibt", analysiert die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt /Oder.
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER argumentiert ähnlich: "Die Bilder von zerstörten Gebäuden, verzweifelten Menschen und getöteten Zivilisten sind eine weitere Waffe, die die Hisbollah im Kampf gegen Israel ins Feld führt. Dient der Raketenbeschuss doch vornehmlich dazu, durch die unvermeidlichen Gegenschläge Israels eben solche Bilder zu erzeugen. Bereitwillig opfert die Terrormiliz die Leben Unschuldiger, um weitere Rekruten für ihren Feldzug des Hasses gegen Israel zu gewinnen und den Erzfeind zu diskreditieren." Wir zitierten den REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG erläutert: "Für viele Israelis war der Schlag gegen die ständige Gefahr im Norden seit Langem überfällig. Auch militärisch ist es nachvollziehbar, dass die Armee den Vorteil durch die Überrumpelung nutzt und die destruktiven Fähigkeiten der Hisbollah dezimiert. Für Netanjahu mag auch der Effekt eine Rolle spielen, dass kurz vor dem Jahrestag des 7. Oktobers das sicherheitspolitische Versagen vergangener Tage hinter aktuellen Erfolgsmeldungen zurücktritt. Dennoch gilt wie im Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen: So legitim es ist, sich gegen diese Terrororganisationen zur Wehr zu setzen, bleibt doch jeder militärische Sieg wirkungslos, wenn keine Idee darauf folgt, was nach den Bomben kommen soll. In Libanon hat Israel schon viele militärische Siege gefeiert und doch nichts erreicht – im Gegenteil. Ohne einen Plan für die Zukunft werden wieder einmal viele Menschen umsonst gestorben sein", konstatiert die F.A.Z.
Der MÜNCHNER MERKUR hält fest: "Fast 10.000 Raketen und Drohnen hat die libanesische Terrororganisation Hisbollah seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober auf Israel abgefeuert. Fast noch mehr als die Mördertrupps der Hamas stellt Irans Schattenarmee im Norden eine existenzielle Bedrohung für das Überleben des Judenstaates dar. Das sollten jene, die sich jetzt über Israels hartes Vorgehen im Libanon empören, nicht vergessen. Die Regierung in Jerusalem hat sich offenkundig entschlossen, das Momentum der Überraschung zu ihren Gunsten umzukehren und die Hamas-Kriegserklärung aus dem vergangenen Jahr zu nutzen, um ihren Todfeinden an allen Fronten entgegenzutreten und den Ring des Terrors zu sprengen, den die Mullahs im Iran seit Jahren immer enger um Israel herum gezogen haben." Das war der MÜNCHNER MERKUR.
Die TAGESZEITUNG ist skeptisch: "Werden die Bombardierungen des israelischen Militärs im Libanon den Anwohner*innen im Norden Israels wirklich Frieden bringen? Es darf bezweifelt werden. Eher sieht es danach aus, dass Netanjahu sein Land in einen ausgewachsenen Krieg zieht, um sich selbst an der Macht zu halten – und in Teilen der israelischen Bevölkerung punkten zu können", vermutet die TAZ.
Nun ins Inland. Bundeskanzler Scholz hat vor einer feindlichen Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit gewarnt. Dazu schreibt das HANDELSBLATT aus Düsseldorf: "Das Kanzlerdonnern war wohlkalkuliert, wirkte aber schon fast wie eine Verzweiflungstat. Auf jeden Fall spielt der Kanzler ein Hochrisikospiel. Gewinnt Unicredit die Machtprobe gegen Berlin, steht Scholz belämmert da. Er wäre dann dafür verantwortlich, dass von Deutschlands zweitgrößter Bank nicht viel übrig bleibt. Eine Übernahme der Commerzbank wäre neben der Krise des Autobauers Volkswagen ein zweites Symbol für den Niedergang des Standorts. Scholz’ Kontrahent Friedrich Merz spricht bereits von einem 'Desaster'", vermerkt das HANDELSBLATT.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU erinnert: "Praktisch ohne jede Not hatte das Finanzministerium Anfang September den Verkaufsprozess der Commerzbank-Aktien im Bundesbesitz initiiert. Knapp 16,5 Prozent der Anteile hatte der Staat bis dahin gehalten, eine Spätfolge der Finanzkrise. Die Verkaufsankündigung hat Bewegung in den europäischen Bankenmarkt gebracht. Dass die Finanzagentur des Bundes keine Strategie für den Fall vorbereitet hatte, dass ein strategischer Investor auf dem Plan treten würde, wirft Fragen auf. War es Stümperei? Dilettantismus? Mangelhafte Kommunikation? Oder womöglich doch politisches Kalkül? Steckt vielleicht sogar der Versuch des FDP-geführten Finanzministeriums dahinter, am Kanzleramt vorbei Tatsachen zu schaffen?", möchte die FRANKFURTER RUNDSCHAU wissen.
Das vom Grünen-Politiker Özdemir geführte Landwirtschaftsministerium hat den diesjährigen Ernährungsbericht veröffentlicht. Damit befasst sich die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG: "Im Ernährungsreport geben 23 Prozent der Befragten an, täglich oder mehrmals täglich Fleisch zu konsumieren. Im Umkehrschluss: Viele sind der Meinung, dass Fleisch nicht zu jeder Mahlzeit dazugehören muss. Das ist ein gutes Zeichen und freut Tiere, Klima und Umwelt. Auch wenn die vegetarische Ernährung im Trend liegt, sind Eltern bei ihren Kindern oft verunsichert. Schließlich hat die Ernährungsform Vor-, aber auch Nachteile und muss mit Ernährungsberatern und Ärzten abgesprochen werden. Dabei sollten Eltern den Fokus mehr auf eine ausgewogene Ernährung legen und das Bewusstsein ihrer Kinder für Lebensmittel stärken. Viel wichtiger ist doch, dass es auf dem Teller nährstoffreich und gesund ist – ob mit oder ohne Fleisch", meint die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
Die SÜDWEST PRESSE notiert: "Cem Özdemir analysiert einen Kulturkampf um die Teller, der mit einer hohen Aggressivität geführt werde. Den Rändern – da gehört der bayerische Populist Söder mit seinen Tiraden gegen alle, die auf Fleisch und vielleicht sogar auf alle tierischen Produkte verzichten, mit dazu – (diesen Rändern) ist in der modernen Aufmerksamkeitsökonomie zwar die Reichweite sicher. Aber das macht ihre ideologiegetriebenen Argumente kein Stück überzeugender. Die Verbraucher brauchen keine politischen Belehrungen, was sie essen sollen. Die große Mehrheit ist beim Einkauf neugierig und bereit, Alternativen zu Fleisch und Kuhmilch auszuprobieren. Am Ende müssen die Produkte – wie alle Lebensmittel, die auf den Tellern landen sollen – lecker schmecken und dabei ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis mitbringen. Dann verkaufen sie sich auch gut. Ganz ohne Kulturkampf", ist sich die SÜDWEST PRESSE aus Ulm sicher.
Nach Einschätzung der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ist gesunde Ernährung in Deutschland gar nicht so einfach: "An Gemüsetheken finden sich selbst zur besten Jahreszeit blassrote Tomaten, die seltsamerweise alle gleich groß sind. Das Fleisch im Kühlregal kommt allzu oft aus Ställen, die man den Tieren lieber nicht zumuten möchte. Zum einen liegt das daran, dass der Wettbewerb zwischen wenigen Discountern Qualität und Preise immer weiter gedrückt hat – sehr zum Leidwesen all derer, die gerne bessere Erzeugnisse zu höheren Preisen und mit besserem Verdienst anbieten wollen; also den Landwirten. Und zum anderen daran, dass viele derer, die in Umfragen die Qualität preisen, dann doch dem Sonderangebot erliegen. Jedenfalls wird kaum irgendwo in Europa so wenig für Lebensmittel ausgegeben wie in Deutschland", bilanziert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.