"Dann schauen wir mal, ob wir irgendwo eine Filterkaffee-Maschine finden!" Rikard Landberg führt mich an der Göteborger Chalmers Universität durch ein Labyrinth von Treppen und Fluren. Wir sind auf der Suche nach einer klassischen Kaffeemaschine. Doch die haben an schwedischen Universitäten offenbar Seltenheitswert. In den meisten Institutsküchen wurden sie durch Kaffeevollautomaten ersetzt. Doch dann landen wir endlich in einer kleinen Küche, in der eine Assistentin gerade eine Kanne Wasser in eine gute alte Filterkaffee-Maschine füllt.
"Sollen wir hier nicht erst mal ein bisschen sauber machen?", fragt sie. Rikard Landberg antwortet: "Nee, das ist egal, ist ja nur fürs Radio!" Der Lebensmittelwissenschaftler setzt den Kaffeefilter ein. Während das heiße Wasser durchläuft, erklärt er, was in der Maschine gerade vor sich geht: "Das heiße Wasser trifft gerade auf das Kaffeepulver. Dabei werden jede Menge Moleküle aus dem Kaffee extrahiert. Und während das Kaffeewasser dann durch den Filter läuft, bleiben die schädlichen Moleküle daran hängen."
Filter-Kaffee kann vor Typ II Diabetes schützen
Frühere Studien hatten gezeigt, dass Kaffee vor Typ II Diabetes schützen kann. Doch offenbar gilt das nur für Filterkaffee, haben Rikard Landberg und seine Kollegen jetzt in einer neuen Untersuchung nachgewiesen. Darin untersuchten sie den Kaffeekonsum von Menschen, die an Typ II Diabetes erkrankt waren, und verglichen ihn mit den Kaffee-Trinkgewohnheiten gesunder Personen. Das Ergebnis: Ein deutlicher Unterschied zwischen dem Konsum von Filter- und aufgebrühtem Kaffee: "Diejenigen, die ihren Kaffee nur mit heißem Wasser aufbrühen, sind nicht vor Typ II Diabetes geschützt. Wer hingegen viel Filterkaffee trinkt, hat ein deutlich geringeres Risiko, an Typ II Diabetes zu erkranken."
Erst ab drei Tassen täglich tritt eine Wirkung ein
Viel Kaffee heißt in diesem Fall: Mindestens drei Tassen pro Tag. Rikard Landberg vermutet, dass bestimmte schädliche Moleküle im Kaffee für diesen Unterschied verantwortlich sind. Unter anderem so genannte Diterpene. Diese Verbindungen erhöhen das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen und stehen auch im Verdacht, die Entstehung von Typ II Diabetes zu begünstigen. Sie sind also gewissermaßen die Gegenspieler von den Verbindungen im Kaffee, die einen Schutz vor Typ II Diabetes bieten. Die schädlichen Verbindungen werden im Kaffeefilter aufgefangen, wenn das heiße Wasser durch die Maschine läuft, vermutet Rikard Landberg. In aufgebrühtem Kaffee bleiben sie hingegen erhalten und werden mitgetrunken. Daher profitieren nur Filterkaffee-Trinker von den schützenden Verbindungen.
Ob auch Espresso oder Instantkaffee das Zuckerrisiko senken, bleibt offen
Um ihr Ergebnis zu untermauern haben die Göteborger Forscher in den Blutproben der Probanden spezifische Biomarker untersucht, die entweder auf den Konsum von gefiltertem oder aufgebrühtem Kaffee hinwiesen. Rikard Landberg:
"Personen, die große Mengen an Molekülen in ihrem Blut hatten, die spezifisch für Filterkaffee sind, hatten ein geringeres Risiko, Diabetes Typ II zu entwickeln. Das heißt, wir sehen hier einen ähnlichen Zusammenhang und das gibt uns eine zusätzliche Sicherheit, dass unser Ergebnis stimmt."
Welchen Effekt Espresso, Instantkaffee oder andere Zubereitungsarten auf die Gesundheit haben, konnten die Forscher mit ihrer Studie nicht beantworten. Diese Frage wollen sie in weiteren Untersuchungen klären. Rikard Landberg freut sich aber, dass er mit diesem Ergebnis auch mal eine gute Nachricht verkünden kann. Denn Kaffee ist für viele Schweden so etwas wie ein Lebenselixier. Vor allem in der dunklen Jahreszeit.
"Es ist schön, dass wir mal etwas Gutes über ein Lebensmittel sagen können, das viele Menschen mögen. Meistens ist es ja so, dass das, was die Leute gerne essen oder trinken, schädlich für die Gesundheit ist. Aber in diesem Fall ist es genau anders herum."