In Johnnys Jihad geht es um Gott, um Recht, um Gerechtigkeit - um Krieg, um Folter und um Tod. Theaterschreiber Pommerening ist zwar an einer ernsthaften Auseinandersetzung interessiert. Doch auf der Bühne will er nur mit einem gewissen Abstand auf die politischen Vorgänge blicken. Das Theaterstück Johnnys Jihad ist kein Abziehbild von den politischen Ereignissen nach dem 11. September sein. Das Stück wirkt ebenso politisch als auch parteilos. Pommerening greift auf antike europäische Theaterformen zurück und setzt historisierende Mittel wie das chorische Sprechen ein. Aus dem chorischen Text heraus schält der Regisseur die Figuren, die im Laufe des Abends immer mehr Konturen erhalten.
Johnny Walker Lindhs Geschichte ist in dem Bühnenstück wie auch im wahren Leben eng mit der von Michael Spann verschränkt. Spann, der CIA-Agent, sieht in der Erfassung Lindhs seine Lebensaufgabe, büßt dafür aber sein Leben ein. Auf der Staatsebene gibt es die Figur des Präsidenten und seines Beraters. Eine wichtige Rolle spielt die Mutter von John Walker Lindh. Sie stellt sich auch auf der Bühne die Frage, wie ihr Sohn Taliban-Kämpfer werden konnte. Da die Schauspieler mal in der ersten, mal in der dritten Person sprechen, grenzen sie niemanden aus. Chorisches und Solistisches lösen sich voneinander ab. Die Inszenierung lebt von diesem Herausbrechen jedes Einzelnen aus dem Chor und seinem Zurückkommen in die Gemeinschaft.
Da wird jemand zurückgebracht, gewaltsam, aus dem Land aus dem er ausgebrochen ist, zurück ins Land der Ungläubigen gewissermaßen, um eine Heimat, die er im Land seiner Geburt nicht findet, am Ende der Welt zu suchen.