Frankreich
Lager von Präsident Macron uneins über Strategie vor Stichwahl

Nach dem Wahlerfolg der Rechtspopulisten bei der französischen Parlamentswahl gibt es im Lager von Präsident Macron Uneinigkeit über die Strategie vor der Stichwahl. Macrons Regierungsallianz war gestern nur auf Platz drei gekommen - hinter dem Rassemblement National und dem Linksbündnis.

    Bei der Europawahl schnitt Macrons Parteienbündnis desaströs ab, kurz darauf löste er das Parlament auf. Nun wird neu gewählt.
    Nach der Wahl rief Macron dazu auf, ein "breites Bündnis" gegenüber dem RN zu bilden - ließ aber offen, wer dazugehören solle. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Olivier Hoslet)
    Premierminister Attal sagte, es sei eine "moralische Pflicht", zu verhinden, dass der Rassemblement National im zweiten Wahlgang eine absolute Mehrheit erlange. Die extreme Rechte sei an der Schwelle der Macht. Drittplatzierten Kandidaten aus der Regierungskoalition legte er nahe, sich aus dem Rennen zurückzuziehen.

    Experte Ross: Verhalten der Drittplatzierten entscheidend

    Wirtschaftsminister Le Maire rief indes dazu auf, Vertretern der linken Partei La France Insoumise auch dann keine Stimme zu geben, wenn damit der Sieg eines rechtspopulistischen Kandidaten verhindert werden könnte.
    Der Frankreich-Experte Ross von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sagte im Deutschlandfunk, ob Linke und Liberale eine Mehrheit des Rassemblement National verhindern könnten, werde vom Verhalten der Drittplatzierten abhängen. Ein Kompromiss müsse bis morgen um 18 Uhr gelingen, denn dann müssten die offiziellen Kandidatenlisten feststehen. In vielen Wahlkreisen jedoch wollten auch die Drittplatzierten weiterhin antreten, hob Ross hervor.
    Der Rassemblement National und seine Verbündeten erzielten bei der ersten Runde der Wahl gut 33 Prozent der Stimmen. Das Linksbündnis liegt bei 28 Prozent, während das Lager von Präsident Macron auf gut 20 Prozent kommt. In Paris und diversen anderen Städten hatten gestern Abend tausende Menschen gegen einen Rechtsruck protestiert.

    Weiterführende Informationen

    „Kohabitation“ mit Rassemblement National? Wie realistisch eine rechtspopulistische Regierung in Frankreich ist – und welche Alternativen es gibt
    Frankreich - Rechtspopulisten gewinnen erste Runde der Parlamentswahl – Proteste in mehreren Städten
    Diese Nachricht wurde am 02.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.