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Schülerfirmen fördern die Selbstständigkeit

Seit 20 Jahren kümmert sich die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung um das Thema Schülerfirmen. Mehr als 500 Firmen betreut die Stiftung, bundesweit gibt es schätzungsweise 4.000. Schülerfirmen fördern die Selbstständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein von Kindern und Jugendlichen, bereiten schon früh auf die Anforderungen im späteren Berufsleben vor.

Von Claudia van Laak |
    "Test, test , ein, zwei , drei der Sound läuft... alles gut."
    Soundcheck vor Beginn der Konferenz. Um die Beschallung kümmert sich an diesem Tag natürlich kein kommerzielles Unternehmen, sondern eine Schülerfirma. Sie heißt "Ton und Film" und gehört zur Potsdamer Peter-Josef-Lenne-Gesamtschule. Die 15jährige Annabell Hoffmann sagt: Hier lernt man etwas für´s Leben, zum Beispiel Teamwork.
    "Man muss mit der Gruppe wirklich so gut zusammenarbeiten, dass bei so einer Veranstaltung wirklich alles funktioniert, dass man sich aufeinander verlassen kann."
    Die Potsdamer Schülerfirma betreibt einen eigenen Radiosender und bietet einen Veranstaltungsservice an - in der eigenen Schule und außerhalb. Die Einnahmen werden wieder investiert.
    "Wir brauchen neue Technik, wir haben uns vor zwei Jahren eine neue Lichttechnik gekauft und das Geld muss ja irgendwie reinkommen."
    Wirtschaft war lange Zeit ein Stiefkind in den Schulen
    Kosten und Preise kalkulieren, Buchhaltung, Finanzplanung - das ist ökonomische Bildung pur. Die Unternehmerin Anne-Katrin Kuhlmann ist begeistert. An meiner Schule gab´s das früher nicht, sagt die 34Jährige bedauernd.
    "Wirtschaft generell hat in der Schule eine herzlich kleine Rolle gespielt. Ich hätte gerne sehr viel mehr gesehen und auch mal gerne mit einem Unternehmer gesprochen. Oder auch verstanden, welche Formen es gibt, Konzern oder Mittelstand. Das ist weder Thema gewesen noch konnte man da Erfahrungen sammeln."
    Seit 20 Jahren kümmert sich die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung um das Thema Schülerfirmen. Eine Idee, die ursprünglich aus Großbritannien stammt. Mehr als 500 Firmen betreut die Stiftung, bundesweit gibt es schätzungsweise 4000. Als wir anfingen, mussten wir zunächst gegen viele Vorbehalte ankämpfen, sagt Matthias Krahl. Er leitet das Netzwerk Schülerfirmen.
    "Also die Frage, warum sollte denn Unternehmertum, Wirtschaft, so früh in die Bildungsbiografie der Kinder und Jugendlichen rein."
    Im besten Sinne Berufsorientierung
    Die Antwort der Kinder- und Jugendstiftung ist klar: Schülerfirmen fördern die Selbstständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein von Kindern und Jugendlichen, bereiten schon früh auf die Anforderungen nach der Schule vor und sind im besten Sinne Berufsorientierung. Matthias Krahl.
    "Wir leben in einem Gesellschaftssystem, in dem man gut beraten ist, sich ökonomisch gut auszukennen. Die veränderte Arbeitswelt zeigt ja, dass das total wichtig wird. Arbeit von morgen heißt ja, sehr selbstständig zu sein, sich selber als Unternehmer zu begreifen, sich nicht nur darstellen zu können, sondern den Arbeitsalltag selbstständig zu organisieren."
    Anne Seisselberg aus Wismar begreift sich bereits als Unternehmerin - zeigt stolz die Produkte ihrer Schülerfirma: Selbst entworfene T-Shirts, Stifte und ein Kalender. Die 15jährige macht mit:
    "Um später auch bessere Chancen für ein Studium oder für einen Beruf zu haben. Da sind ja mehrere Bewerber, und wenn im Lebenslauf steht, dass man schon in einer Schülerfirma war, hat man bessere Chancen. Nicht: Man kommt aus der Schule raus und alles ist neu. Wir haben schon Erfahrung."
    Das Netzwerk Schülerfirmen ist 20 Jahre alt - nachdem die Ideen mittlerweile verbreitet sind, geht es nun in eine neue Phase. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung kümmert sich jetzt vermehrt um die Kooperation von Schülerfirmen und ganz normalen Unternehmen.