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Robin Williams letzte Werke

Die letzten beiden Filme von Robin Williams dürften nicht zu den Höhepunkten seines Lebenswerks gezählt werden, auch wenn der dritte Teil von "Nachts im Museum" durchaus originelle Ideen hat. Die fehlen "Serena", in dem Jennifer Lawrence und Bradley Cooper zum dritten mal gemeinsam vor der Kamera stehen.

Von Jörg Albrecht |
    "George Pemberton. – Serena Shaw. – Ich finde, wir sollten heiraten."
    Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Wenn sich im Moment des Antrags weder er noch sie an die berühmten Worte Schillers erinnern, dann muss es wohl wahre Leidenschaft sein. Zu spüren ist davon allerdings in den ersten Minuten in "Serena" nicht viel. Kein verheißungsvoller Auftakt also. Susanne Bier hat den gleichnamigen Roman von US-Autor Ron Rash verfilmt. Die Handlung spielt 1929 in den Wäldern von North Carolina.
    "Ich hätte nie gedacht, dass ich dich finde. Oder überhaupt irgendjemanden."
    Doch die unbeschwerten Tage der beiden frisch Vermählten sind schnell gezählt. Ende der 1920er-Jahre wirkt sich die beginnende Weltwirtschaftskrise bis nach North Carolina aus. Bradley Cooper alias George Pemberton, der sich ein Holzimperium aufgebaut hat, steht vor finanziellen Problemen.
    "Ich fürchte, Ihre Aktien reichen nicht mehr aus zur Sicherung des Darlehens. – Unsere Zukunft, unsere Träume – wir werden alles verlieren. – Wir haben versprochen uns immer alles zu sagen. – Ich wollte dich nicht ängstigen. – So eine Frau bin ich nicht."
    Auch privat brauen sich dunkle Wolken zusammen. Die von Jennifer Lawrence gespielte Serena verliert ihr Baby und muss entdecken, dass George schon längst ein Kind hat. Als Telenovela oder Daily Soap würde sich Susanne Biers Film über Besitz, Träume und Gier prächtig schlagen. Gegen gestelzte Dialoge und aufgesetzte Melodramatik aber können selbst Schauspieler wie Cooper und Lawrence nichts ausrichten. Nein – Oscar-Nominierungen wird es für diesen Film keine geben.
    "Serena": enttäuschend.
    "Warum heiraten wir nicht? ... Das mache ich nicht. Ganz bestimmt nicht. Ich bin nicht perfekt. Aber Sie sind einfach zu herrisch."
    Mit einem Heiratsantrag beginnt auch "The Homesman" von Tommy Lee Jones. Diesmal ist die Antwort negativ. Es genügt diese eine Szene, um das Wesen der Protagonistin und die Welt, in der sie lebt, zu begreifen. Hilary Swank als Mary Bee Cuddy ist zwar gerade einmal 31 Jahre alt. Da sich aber bislang noch kein Mann für sie gefunden hat, gilt sie Mitte des 19. Jahrhunderts bereits als alte Jungfer.
    Schauplatz von "The Homesman" ist Nebraska, wo Mary Bee allein eine Farm bewirtschaftet. So überrascht es niemanden, dass sich die resolute, gottesfürchtige Frau mit dem Pferdewagen auf eine 600 Kilometer lange Reise machen will. Sie wird drei Frauen, die den Verstand verloren haben, in die nächste größere Stadt bringen. Dabei helfen soll Mary Bee der von Tommy Lee Jones gespielte Briggs: ein Herumtreiber, den sie vor dem Tod am Galgen gerettet hat.
    "Sie sollen den Weg suchen, jagen und mich auf dem Bock ablösen ... Das verlange ich für Ihre Rettung. ... Drei durchgedrehte Weiber fünf Wochen lang. Da habe ich mir ja was eingebrockt."
    Mit "The Homesman" hat Tommy Lee Jones einen typischen Spätwestern gedreht. Für Mythen ist hier kein Platz. Als offiziell verrückt gelten in "The Homesman" zwar nur die drei Frauen. Der Wahnsinn aber hat nahezu von sämtlichen Figuren Besitz ergriffen, die Jones zeigt. Der Grund dafür: ihr hartes, entbehrungsreiches Leben, in dem ein empathischer Mensch wie Mary Bee geradezu ein Fremdkörper ist.
    Diese Reise durch den Mittleren Westen ist sperrig und alles anderes als vorhersehbar, ja sie wartet sogar nach dem zweiten Drittel mit einer faustdicken Überraschung auf. Schade nur, dass Tommy Lee Jones bei seiner Inszenierung immer wieder die Zügel schleifen lässt und sein raues Road Movie mit einer grandiosen Hilary Swank am Ende weit weniger faszinierend ist, als es hätte sein können.
    "The Homesman": akzeptabel.
    "Sir, Sie dürfen sich wegen Ihres Blutdrucks auf keinen Fall aufregen. ... Wie lange bleibt mir noch? – Ich weiß es nicht. – Sagen Sie wie lange! Geben Sie mir eine Zahl! – 90. – 90 was? – 90 Minuten."
    Es tut einem in der Seele weh mitansehen zu müssen, in welch dummen Komödien Robin Williams in den letzten Jahren verheizt worden ist. "The Angriest Man in Brooklyn" ist dafür ein letzter trauriger Beweis. Williams in der Rolle eines unausstehlichen Anwalts bleiben nur noch 90 Minuten Zeit sein Leben zu ordnen und sämtliche Fehler, die er begangen hat, wiedergutzumachen. Auch dämliche Geschichten – und das hier ist eine besonders dämliche – können lustig sein. Diese aber bietet nur eine hektische Aneinanderreihung von Peinlichkeiten, an deren Ende eine triefende Botschaft steht:
    "Denn zuletzt bleibt uns nur die Familie. Unsere Familie."
    Würdevoller ist da schon Robin Williams´ zweites filmisches Vermächtnis. Im dritten Teil der Familienkomödie "Nachts im Museum" verkörpert Williams erneut den amerikanischen Präsidenten Teddy Roosevelt. Wie die anderen Ausstellungsstücke im New Yorker Naturkundemuseum wird auch er jede Nacht lebendig. Der familienfreundliche Klamauk mit seiner Mischung aus Slapstick und Computertricks wartet auch beim dritten Aufguss noch mit originellen Einfällen auf. Dazu gehört unter anderem eine surreale Jagd durch ein Bild des niederländischen Künstlers Escher.
    "Nachts im Museum: Das geheimnisvolle Grabmal": empfehlenswert – und "The Angriest Man in Brooklyn": ärgerlich.