Archiv

Bericht im UNO-Sicherheitsrat
Nur wenig Hoffnung auf Lösung der Krise im Sudan

Im Ausland wächst die Sorge, dass die Lage im Sudan eskalieren könnte. Der UNO-Sonderbeauftragte für das Land, Perthes, sagte auf einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates in New York, keine der beiden Parteien lasse derzeit eine Bereitschaft zu ernsthaften Verhandlungen über ein Ende des Konflikts erkennen.

    Sehr viele Menschen stehen um den runden Tisch des Sicherheitsrates.
    Der UNO-Sicherheitsrat hat in New York eine Dringlichkeitssitzung zur Lage im Sudan abgehalten. (imago / Pacific Press Agency / Lev Radin)
    Die Waffenruhe halte nur in Teilen des Landes. In der Hauptstadt Khartum hätten sich die Kämpfe zwischen Armee und RSF-Miliz sogar intensiviert. Perthes warf beiden Seiten vor, wenig Rücksicht auf Zivilisten zu nehmen. Auch dicht besiedelte Gebiete, Krankenhäuser und Rettungsfahrzeuge würden beschossen. Der UNO-Sonderbeauftragte war aus dem Sudan zugeschaltet. Die 72-stündige Feuerpause zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz war gestern in Kraft getreten.

    UNO befürchtet humanitäre Krise

    Die UNO warnte vor einer weiteren Verschlechterung der humanitären Lage im Land. Insbesondere in und um Khartum sei die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und Treibstoff in Gefahr. In Genf äußerte ein Vertreter der Weltgesundheitsorganisation die Befürchtung, dass gefährliche Krankheiten ausbrechen könnten. Kämpfer hätten in Khartum ein medizinisches Labor unter ihre Kontrolle gebracht, in dem Masen-, Cholera- und Polio-Viren gelagert würden. Der WHO-Vertreter sprach von einer "extrem gefährlichen" Entwicklung.
    Auch Bundesentwicklungsministerin Schulze warnte vor einer humanitären Krise infolge der Kämpfe. Ein Drittel der Bevölkerung des Sudans sei bereits auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen, sagte die SPD-Politikerin mehreren Zeitungen. Wegen des Konflikts hätten Entwicklungsorganisationen und auch die Vereinten Nationen ihre Arbeit weitgehend aussetzen müssen.

    Evakuierungsmission der Bundeswehr vorerst beendet

    Viele ausländische Staatsbürger haben den Sudan inzwischen verlassen. Die Bundeswehr flog in den vergangenen Tagen mehr als 600 Menschen aus und hat ihre Evakuierungsmission am Abend beendet. Der Einsatz soll heute im Bundestag nachträglich genehmigt werden. Wegen der akuten Gefahrensituation war die Bundeswehr-Mission am Sonntag zunächst ohne die eigentlich erforderliche parlamentarische Zustimmung gestartet worden. Die Bundesregierung will sich die Möglichkeit offenhalten, die Mission im Sudan bis Ende Mai fortzuführen.
    In Saudi-Arabien traf ein Schiff mit fast 1.700 Zivilisten aus mehr als 50 Ländern ein, wie das Außenministerium des Landes mitteilte. Großbritannien hat bisher mehr als 200 Staatsbürger evakuiert. Innenministerin Braverman sagte dem Sender Sky News, es gebe im Vergleich zu anderen Ländern eher viele Briten im Sudan. Schätzungen zufolge sollen bis zu 4.000 Menschen ausgeflogen werden. Laut dem britischen Außenministerium landeten die ersten beiden Maschinen inzwischen in Zypern. Von dort aus sollen die Passagiere nach Großbritannien weiterreisen.
    Diese Nachricht wurde am 26.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.