Festival Spannungen, Heimbach 2017
Lichttürme und Spiegelungen
Ein Uraufführungsabend
Erkki-Sven Tüür
„Fata Morgana“ und „Lichttürme“ für Violine, Violoncello und Klavier
Johann Sebastian Bach
Doppelkonzert für Saxophon, Violine und Streichorchester c-Moll BWV 1060R
Antonín Dvořák
Streichquartett Nr. 4 e-moll o. op.B.
Christian Tetzlaff, Antje Weithaas und Anna Resniak, Violine
Tanja Tetzlaff, Gustav Rivinius und Maximilian Hornung, Violoncello
Asya Fateyeva, Oboe
Festival Strings Heimbach
Aufnahme vom 23.6.2017 aus dem Wasserkraftwerk Heimbach
Am Mikrofon: Oliver Cech
Licht und Klang haben vieles gemeinsam. Beide Phänomene sind ungreifbar, beide sind wellenförmig, und beide wirken unmittelbar und intensiv auf die Psyche. Der estnische Komponist Erkki-Sven Tüür, 2017 composer in residence beim Festival Spannungen, führt seine Zuhörer durch Zwischenwelten, in denen Träume und Visionen den Verstand umfangen. 'Lichttürme' hat er seine Auftragskomposition genannt, die in Heimbach zur Uraufführung kam. Ebenso wie im Schwesterwerk 'Fata Morgana' sind die Grenzen zwischen Licht und Schatten, Farben und Klangfarben hier fließend. Es handelt sich um eine spirituelle Musik, die aus der Weite der lichterfüllten nordischen Sommer schöpft - und dabei überraschend zugänglich ist, mit minimalistischen Anleihen und Einflüssen aus dem Jazz.
Eine weitere Überraschung dieses Abends: Dass man Bachs Konzertmusik auf einem Saxofon interpretieren kann. Asya Fateyeva ist dieses Kunststück gelungen. Ein Experiment ist schließlich auch Antonín Dvořáks frühes Streichquartett in e-Moll, das der Komponist selbst eigentlich in der Schublade verschwinden lassen wollte. Aus heutiger Sicht war Dvořák aber seiner Zeit weit voraus: Keine gepflegte Konversation verlangt er dem Streichquartett ab, sondern orchestrale Klangfülle und eine kühne Harmonik, die deutlich von Wagner inspiriert ist.