Aufgeschlitzte Jeans und Jogginghose
Kleiden wir uns heute zu lässig?
Gesprächsgäste:
Gerd Müller-Thomkins, Leiter des Deutschen Modeinstituts
Diana Weis, Modedozentin und -journalistin
Am Mikrofon: Andreas Stopp
Hörertel.: 00800 - 4464 4464
lebenszeit@deutschlandfunk.de
Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Das ist eine Lebensweisheit von Karl Lagerfeld. Ein Café-Besitzer aus Stuttgart sieht das ähnlich. Er hat an seine Tür ein Schild gehängt, worauf eine durchgestrichene Jogginghose aufgemalt ist. Darüber steht: „We say no to Sweatpants“. Dabei geht es ihm gar nicht um die Jogginghose an sich, so sagt er, sondern eher darum, dass man sich heutzutage zu wenig schick mache, wenn man das Haus verlässt.
Stimmt das?
Ja und nein. Schon lange gibt es in der Mode den Trend zur Gemütlichkeit und Lässigkeit. Bequem muss es sein, sportlich und gerne auch mal ein wenig „abgerissen". Die Jeans werden zumindest an den Knien aufgeschlitzt, die Jeansjacke ist oversized, der Träger schiebt sie in diesem Jahr lässig von den Schultern und lässt sie absinken („slumping“ heißt das Fachwort dazu), der Pullover darunter ist kastig, die Baseball-Cap stammt direkt vom Spielfeldrand in amerikanischen Vorstädten. Und an den Füßen stecken Treckingsandalen und Wanderstiefel.
Daneben aber gibt es so zahlreiche Trends und Modeströmungen wie es Menschen gibt. Denn eigentlich herrscht kein Modediktat mehr. Im Gegenteil, jeder verwirklicht sich selbst, auch in der Mode. Und demonstriert: ich bin freizügig und sexy, oder: ich nehme die Gender-Debatten ernst und möchte die Gesellschaft entsexualisiert sehen. Oder eben: mir ist alles egal, Hauptsache gemütlich - und deshalb: Jogginghose.
Stört sie das? Oder genießen Sie es, dass Sie einfach auf die Straße oder ins Café gehen können, wie Sie möchten - oder zur Arbeit und ins Theater? Diskutieren Sie mit uns und unseren Gästen!