Patina - die Zukunft der Endlichkeit
Von Thomas Palzer
Wenn in einer Gesellschaft der Markt im Mittelpunkt steht, geht es nicht mehr um den Gebrauchswert der Dinge, sondern um deren Erwerb. Aus diesem Grund hat sich die Konsumgesellschaft zur Wegwerf- und Vermüllungsgesellschaft gewandelt. Ihr melancholisches Antidot ist die Patina, in der sich das Bedauern über diesen Skandal ausdrückt. Patina träumt vom lebenslangen Gebrauch über Generationen hinweg und opponiert so gegen die Vergottung des Neuen, dessen einzige Qualität im Verlust besteht: dem Verlust des Alten. Darin finden wir die geheime Botschaft der Patina, die natürlich ihrerseits längst in den Markt eingepreist ist.
Versteht man unter Konsum nicht den Erwerb, sondern - im zutreffenden Sinn - den Verbrauch bzw. Verzehr von Gütern, dann sind die Verhältnisse, in denen wir leben, gerade nicht die einer Konsumgesellschaft, weil eine solche den Gebrauchswert ihrer Produkte respektieren und bewahren würde, statt sie als Müll zu entsorgen. Mit der Patina wird daran erinnert, dass es einmal eine Welt gegeben hat, deren Konsumgüter nicht auf Anhieb zu potenziellem Müll degeneriert sind - und daran, dass unsere Zukunft, wenn überhaupt, in genau dieser Vergangenheit liegt.
Thomas Palzer, geboren 1956, studierte Philosophie und Germanistik in München und Wien. Er ist Autor, Essayist, Journalist, Schriftsteller, Filmemacher und Hörfunksprecher. Zuletzt erschien 2014 bei Ars Vivendi sein Roman ‚Nachtwärts‘.