Simon Strauß liest aus seinem Roman ,Sieben Nächte' (2/2)
(Blumenbar)
Das Sündhafte ängstigt und fasziniert. Das Sündhafte treibt uns alle um. Ohne die Sünde und die ihr gegenübergestellte Buße wären die Literatur, die Psychoanalyse und die Kirche einem ihrer wirkmächtigsten Konzepte beraubt. Ein besonderes Ereignis ist, dass Simon Strauß seinen Debütroman ‚Sieben Nächte‘ ausgerechnet jetzt veröffentlicht, im Lutherjahr, das auf besondere Weise verbunden ist mit den Konzepten der Sünde und Vergebung.
Ein junger Mann hat ein Angebot bekommen: Sieben Mal um sieben Uhr soll er einer der sieben Todsünden begegnen. Simon Strauß erzählt von einem jungen Mann an der Schwelle, der alles aufbringt, um sich Gewohnheit und Tristesse zu verwehren. Er muss gierig, hochmütig und faul sein, neiden und wüten, Völlerei und Wollust treiben. Er muss sich dem Leben preisgeben. Im Schutze der Nacht entwickelt er aus der Erfahrung der sieben Todsünden die Konturen einer vermutlich besseren Welt, eines intensiveren Lebens.
Simon Strauß, geboren 1988 in Berlin, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Hospitanzen und eine Gastdramaturgie am Theater. Mitorganisator des Jungen Salons in Berlin. 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer althistorischen Arbeit über 'Konzeptionen römischer Gesellschaft bei Theodor Mommsen und Matthias Gelzer'. Er lebt in Frankfurt, ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.