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Roman über Zelda und F. Scott Fitzgerald
Enttäuschungen einer Ehe

Zelda und Scott Fitzgerald treten 1939 eine letzte Reise an, sie führt nach Kuba. Der amerikanische Autor R. Clifton Spargo erzählt in seinem Roman „Beautiful Fools“ von den letzten Hoffnungen eines Glamourpaars, das noch eine Dekade zuvor die Welt in Atem gehalten hatte.

Von Tanya Lieske |
links: Buchcover zu "Beautiful Fools", rechts: Der Autor Clifton Spargo, Hintergrund: Stockimage
Schönheit, Talent und Erfolg befeuerten den internationalen Ruhm von Zelda und F. Scott Fitzgerald. Der amerikanische Kritiker R. Clifton Spargo hat die Geschichte ihrer Liebe nun vom Ende her erzählt. (ebersbach & simon Verlag)
Im Jahr 1939 unternehmen Zelda und Scott Fitzgerald eine gemeinsame Urlaubsreise. Sie hat wirklich stattgefunden und führte nach Kuba. Dass es ihre letzte Reise sein würde, weiß die Nachwelt - auch, dass sie unglücklich verlief. Danach trennte das Ehepaar sich nicht offiziell, würde sich aber nie wieder sehen. Trotzdem gibt es, für die Dauer dieses Urlaubs, Hoffnung. Sie ist das Energiezentrum dieses langsam erzählten Romans: "Ich bin immer noch deine Zukunft, Zelda", sagte er, "und du bist immer noch die meine."

Auf Nebengleisen des Ruhms

Zelda Fitzgerald ist die Künstlerin, die um ihre Freiheit ringt und um die Gunst ihres Mannes: Es liegt an ihm, ob sie in die Klinik zurückkehren muss. Scott Fitzgerald ist alkoholsüchtig und auf einem Nebengleis seines Ruhms angelangt. Er muss Geld verdienen, viel Geld, auch um für Zeldas Therapien zu bezahlen. Es gibt viel, was man einander angetan hat, es gibt alte und neue Affären. R. Clifton Spargo erzählt das in kleinen, wohlgesetzten Bemerkungen, die so viel verraten, wie sie verhüllen. Ebenso minutiös sind die dahinterliegenden emotionalen Bewegungen der Täuschung und Enttäuschung:
"'Ich war früher verletzt darüber, nur die weniger Wichtige von uns beiden zu sein, aber das ist vorbei. Dieses Mal werde ich absolut selbstgenügsam sein, bis du dein Buch geschrieben hast.' Scott lächelte sie nachsichtig an. 'Pragmatisch und visionär, was für eine seltene, glückliche Kombination bei einer Ehefrau.'"

Team Zelda, Team Scott

Über weite Strecken ist "Beautiful Fools" ein Roman über eine Ehe in der Midlife-Crisis. Rückblicke auf das Glamourleben des Paares gibt es höchstens in Halbsätzen und Andeutungen. Aufgeladen wird ihre Geschichte aber durch die veröffentlichten Liebesbriefe und Tagebucheinträge, das Vorwissen und die Parteinahme der Leser und Leserinnen, die längst in Lager zerfallen sind wie bei Sylvia Plath und Ted Hughes: Hat sie ihn mit ihren vielen Eskapaden in den Alkohol getrieben? Hat er wirklich ihre Tänzerinnenkarriere verhindert? Dies ist eine gängige Lesart seit der der 1970 erschienen Zelda-Biografie der amerikanischen Autorin Nancy Milford. Allein, R. Clifton Spargo kümmert sich um all das wenig. Er ersetzt jegliche Parteinahme durch eine angenehme Lakonie, die auch auf seine Prosa abfärbt.
"'Diese Filmschauspielerin, mit der du eine Affäre hattest, wie hieß sie gleich, Lois Moran, die damals aussichtsreiche Ehezerstörerin, die wäre perfekt für die Rolle, wenn man nicht zu lange damit wartet, das Buch zu verfilmen, sodass sie noch jung und attraktiv genug ist.' Scott überging die Anspielung stillschweigend, verteidigte seine ehemalige Geliebte nicht, wie er das in früheren Jahren wohl getan hätte. Auch Zelda empfand keinen Stich mehr, sein alter Seitensprung schmerzte sie nicht mehr."

Kuba ohne Hemingway

Dieser Roman legt alle Möglichkeiten von Schuld und Vorwurf an, übergeht sie aber. Auch deshalb gelingen immer wieder fragile Momente einer plötzlichen Nähe. Gleichfalls unaufgeregt erzählt wird die vibrierende politische Weltlage, namentlich die Furcht vor dem Anstieg des Faschismus in Europa und die in Kuba besonders präsente Erinnerung an den Spanienkrieg. Hier versagt R. Clifton Spargo es sich sogar, die Karte Ernest Hemingway zu zücken, der tatsächlich ein Weggefährte der Fitzgeralds war, der aber nur wenige Male beiläufig erwähnt wird: "Seine Gedanken schweiften ab zu Ernest – denkbar, dass auch er sich hier in Havanna aufhielt, hier in diesem Hotel in den nächsten Minuten durch die Tür kommen würde."
Hemingway kommt nicht. Das ist eine von vielen klugen Erzählentscheidungen. Leider hat der Autor sich nicht gänzlich auf das leise Parlando seiner Prosa verlassen. Er reichert an, erfindet Nebenfiguren und Intrigen, in die das Ehepaar Fitzgerald verwickelt wird. Sogar eine zahnlose Wahrsagerin taucht auf, die verkündet, was alle wissen: Dieser Mann liebt mehr als eine Frau und wird bald sterben. Solche kubanischer Genremalerei leuchtet viel zu grell im emotionalen Zwielicht dieses Romans. Das hätte es nicht gebraucht, zudem ein fantastisches Finale verbürgt ist.

Furioses Finale

Am Ende gibt es nämlich einen symbolisch aufgeladenen Hahnenkampf: "Was die Männer an die Arena fesselte, was sie ihre politischen Differenzen kurzzeitig vergessen ließ, war die gemeinsame Leidenschaft, dabei zuzusehen, wie zwei Kampfhähne gegeneinander antraten, deren tödlicher Ruf und angeborene Tapferkeit bis in die Antike zurückging. Gnadenlos territorial, unnachgiebig, eine Inspiration für Krieger aller Zeiten."
F. Scott Fitzgerald kehrt von dort lädiert und kaum bei Bewusstsein zu Zelda zurück. Ihr gelingt es, ihn zurück nach Amerika zu bringen: Für kurze Zeit ist sie so stark und ebenbürtig wie einst. Der Erzähler gewährt einen letzten Blick auf zwei schlafende Liebende und erdenkt ihnen eine Zukunft, die nie eingetroffen ist.
R. Clifton Spargo: "Beautiful Fools. Zelda und F. Scott Fitzgerald"
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Heddi Feilhauer.
Ebersbach & Simon, Berlin. 352 Seiten, 24 Euro.