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Stimmungstest am Kapitalmarkt bestanden

Einen Tag nach der Ankündigung der US-Ratingagentur Standard and Poor's hat sich die Bundesrepublik wieder an die Finanzmärkte gewagt. Die Aktion fünfjähriger Staatsanleihen lief reibungslos. Nur die Zinsen stiegen leicht an.

Von Dorothee Holz |
    Für die Finanzagentur des Bundes hat die Woche äußerst erfolgreich begonnen. Sie konnte ohne Mühe 2,7 Milliarden Euro am Markt einsammeln und musste dafür so gut wie nichts bieten - für eine Rendite von 0,0005 Prozent gingen die Papiere mit einer Laufzeit von sechs Monaten noch besser weg als warme Semmeln.

    Aber der eigentliche Test stand jetzt mit der Auktion von Anleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren an. Test deswegen, weil es Ende November einen echten Dämpfer gab. Da konnte der Bund die Emission von zehnjährigen Anleihen nur mit großer Mühe über die Bühne bringen, blieb auf einigen Milliarden sitzen. Ulf Krauss, Rentenexperte bei der Hessisch-Thüringischen Landesbank war deshalb erleichtert:

    "Nach dem schlechten Ergebnis bei zehnjährigen Anleihen hat die Nachfrage nach fünfjährigen Anleihen doch ein relativ hohes Niveau. Hinzu kommt, der Anlagebedarf ist immens hoch, weil Anleger nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld. Entsprechend ist diese Auktion ein Zeichen, macht Hoffnung, dass in weiterer Zeit die Nachfrage nach Staatsanleihen wieder zunimmt."

    Bei dieser Auktion war das Angebot 2,1-fach überzeichnet. Kleine Schönheitsfehler gab es aber auch. Eigentlich wollte man fünf Milliarden Euro einsammeln, bekam aber nur gut vier Milliarden. Und der Bund musste mit 1,11 Prozent etwas höhere Zinsen bieten, als bei der letzten vergleichbaren Auktion. Für den Chefvolkswirt der Allianz, Michael Heise, ist das aber kein beunruhigendes Signal:

    "Wenn die Zinsen etwas hochgehen, etwas über zwei Prozent für Zehnjährige liegen oder etwas über ein Prozent für Fünfjährige, dann ist das immer noch eine Riesen-Krisenprämie, die uns und der Staatsfinanzierung in Deutschland zugute kommt."

    Dass die Zinsen etwas höher ausfielen, dürfte mit dem Warnschuss der Ratingagentur Standard & Poor‘s zu tun haben, die gestern zum Rundumschlag gegen die Eurozone ausholte und auch den Musterschülern eine Abstufung androhte. Doch kaum jemand rechnet im Falle Deutschlands tatsächlich mit dem Verlust der Top-Note, vorausgesetzt, der EU-Gipfel verläuft erfolgreich. Ulf Krauss von der Helaba:

    "Wir rechnen nicht, dass es bald eintritt. Wenn man die Hausaufgaben macht, wird es auch für eine Ratingagentur schwer sein, das zu begründen."

    Deutschland kann sich also weiter mühelos am Kapitalmarkt eindecken - insgesamt hat der Bund in diesem Jahr 278 Milliarden Euro eingesammelt. Die Krisenländer sind dagegen weiterhin auf die Europäische Zentralbank angewiesen, aber diese Woche sind die Zinsen zumindest etwas zurückgekommen.

    Sollten die Euroländer zusätzliche Hilfe brauchen, muss der Euro-Rettungsfonds einspringen. Der Fonds braucht aber auch Investoren und will sie jetzt mit kurzfristigen Refinanzierungsinstrumenten anlocken - das senkt das Risiko für die Geldgeber. Noch vor Jahresende will der Fonds Geldmarktpapiere mit Laufzeiten von drei, sechs und zwölf Monaten versteigern. Eine sinnvolle Maßnahme glaubt Allianz-Chefvolkswirt Heise:

    "Natürlich leidet die Bonität des EFSF unter der angedrohten Abstufung der den EFSF tragenden Länder. Insofern werden sich die Konditionen womöglich etwas verschlechtern. Aber dennoch ist es sinnvoll, weiter in kurz laufenden Bereichen zu emittieren."

    Das kann zwar die akuten Sorgen dämpfen, aber Vertrauen kehrt erst wieder zurück, wenn Investoren das Gefühl haben, dass sich in der Eurozone wirklich was bewegt.