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Covid-19
"Wir sind halt keine Wählerinnen und Wähler" - Schüler sehen sich weiter benachteiligt in der Coronakrise

Schülerinnen und Schüler sehen sich nach wie vor benachteiligt in der Corona-Krise. Leider sehe man derzeit nicht, dass sich die Gesellschaft solidarisch mit den jungen Menschen zeige, obwohl man selbst das in den vergangenen 23 Monaten immer getan haben - vor allem um die vulnerablen Gruppen zu schützen, die damals noch nicht geimpft gewesen seien, sagte das Vorstandmitglied der Landesschüler:innenvertretung in Nordrhein-Westfalen, Johanna Börgermann.

    Physik-Unterricht bei geöffneten Fenstern in einer Klasse an einem Gymnasium.
    Schülerinnen und Schüler sehen sich nach wie vor benachteiligt in der Corona-Krise. (imago images/imagebroker)
    Sie äußerte sich im Interview mit dem Deutschlandfunk Audio; hier können Sie den Wortlaut auch [nachlesen) Die Schülerinnen und Schüler hätten während der gesamten Coronakrise laut gesagt, man müsse etwas machen für sie. Als Beispiel nannte sie das Thema Schulabschlüsse. Doch darauf sei nicht gehört worden.

    "Generell ist es so, dass man die Jugend ungern ernst nimmt"

    Johanna Börgermann, selbst Schülerin an einem Gymnasium in Löhne, führt das auf die fehlende Repräsentanz zurück. "Wir sind halt keine Wählerinnen und Wähler." Generell sei es so, dass man "die Jugend" ungern ernst nehme. In der Gesellschaft herrsche nach wie vor das Stereotyp von unwissenden Kindern. Man möchte aber ganz klar zeigen, dass man als Jugendliche mitbestimmen wolle, eine Meinung habe und für die eigenen Bedürfnisse einstehen könne. Beispielhaft für diese Haltung sei eine Aussage von FDP-Chef Lindner. Dieser hatte 2019 in Bezug auf die Klimaschutzbewegung "Fridays for Future", die vor allem von jungen Menschen getragen wird, gesagt: "Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen." Das sei vielmehr "eine Sache für Profis".

    Online-Petition #WirSindLaut

    Johanna Börgermann forderte angesichts der heutigen Bund-Länder-Konferenz zu Lockerungen der Corona-Maßnahmen, dass die Maskenpflicht in den Schulen jetzt erst einmal nicht fällt. Außerdem müsse weiterhin getestet werden. Auch die Hygienemaßnahmen seien noch einzuhalten, da es immer noch ein größeres Infektionsgeschehen an den Schulen gebe.
    Schülervertreter hatten jüngst bei einem Treffen mit Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger (FDP) einen besseren Schutz vor der Corona-Pandemie in Schulen gefordert. Die Situation in den Schulen sei unerträglich geworden, heißt es in der Online-Petition der Initiative "#WirWerdenLaut", die bereits von zehntausenden Unterstützern unterschrieben wurde. Die Initiative verlangt unter anderem Luftfiltergeräte für alle Unterrichts- und Aufenthaltsräume, kleinere Lerngruppen, die Aufhebung der Präsenzpflicht, kostenlose FFP2-Masken für alle Schüler und Lehrkräfte sowie eine Aufstockung des pädagogischen und schulpsychologischen Personals. Darüber hinaus machen junge Leute im Netz unter dem Hashtag "#NichtMitUns" auf ihre Lage aufmerksam.

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    Diese Nachricht wurde am 16.02.2022 im Programm Deutschlandfunk gesendet.