Antisemitismus
Zahl judenfeindlicher Straftaten in Deutschland vervierfacht

Die Zahl judenfeindlicher Straftaten in Deutschland hat seit dem Überfall der Hamas auf Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs stark zugenommen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland warnte davor, dass jüdische Menschen sich aus Sorge "unsichtbar" machen.

    Das Wort Antisemitismus neben einem Davidstern.
    Auch im Alltag schlägt Jüdinnen und Juden seit dem Hamas-Angriff auf Israel vermehrt Hass entgegen. (IMAGO / Bihlmayerfotografie )
    Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Klein, sagte in Berlin, seit dem 7. Oktober habe das Bundeskriminalamt 2.249 antisemitische Straftaten erfasst. Das seien viermal mehr als im Vorjahreszeitraum. Klein kritisierte, dass das - so wörtlich - "beschämend hohe Niveau" judenfeindlicher Taten dennoch weitgehend aus der öffentlichen Debatte und der Medienberichterstattung verschwunden sei.
    Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Schuster, erklärte, aus Sorge vor Angriffe und Anfeindungen würden sich jüdische Menschen in Deutschland seit einigen Monaten bemühen, in der Öffentlichkeit weniger aufzufallen. Auch der Gottesdienstbesuch habe abgenommen. Klein teilte Schusters Einschätzung und betonte, Jüdinnen und Juden vermieden es vielfach, in der Öffentlichkeit Hebräisch zu sprechen.
    Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Spaenle sagte im Deutschlandfunk, der Schutz jüdischen Lebens müsse als Staatsziel ins Grundgesetz aufgenommen werden, um so langfristig politisches Handeln beeinflussen zu können (Audio-Link). Außerdem plädierte er dafür, noch stärker als bisher in Schulen und in der Erwachsenenbildung über Antisemitismus zu informieren.

    Präsident des Lehrerverbands verweist auf Antisemitismus unter Schülern

    Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Düll, beklagte in xer "Neuen Osnabrücker Zeitung", dass der Anteil der Schüler zunehme, die gesellschaftliche Grundwerte in Deutschland ablehnten oder gar verachteten. Dies reiche von antisemitischen Sprüchen bis demonstrativer Homophobie und Sexismus. Besonders offenkundig seien die Probleme nach dem Angriff der Hamas auf Israel geworden.
    Nach Einschätzung Dülls handelt es sich dabei nicht nur, aber häufig auch um Schüler mit muslimischem Hintergrund. Das anzusprechen habe nichts mit Fremden- oder Islamfeindlichkeit zu tun. Vielmehr sei man bei diesem Thema zu lange mit politisch korrekten Scheuklappen unterwegs gewesen.
    Diese Nachricht wurde am 25.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.